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Julie oder Die neue Heloise

Titel: Julie oder Die neue Heloise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Jacques Rousseau
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Blicken sicher stellen, und im Hause weißt du ja vollkommen Bescheid.
    Dies reicht hin, damit du mich verstehest. Komm Nachmittag zu meiner Fanchon, da will ich dir das Uebrige sagen und dir die nöthigen Verhaltungsregeln geben: sollte sich das nicht machen lassen, so lege ich sie schriftlich an den alten Ort für unsere Briefe, wo du, da ich dich darauf aufmerksam gemacht, auch diesen gefunden haben wirst; denn der Gegenstand ist zu wichtig, um ihn irgend Jemandem anzuvertrauen.
    O, wie sehe ich jetzt dein Herz schlagen, wie lese ich deinen Jubel darin und wie theile ich ihn! Nein, mein süßer Freund, nein, wir werden nicht dieses kurze Leben verlassen, ohne einen Augenblick des Glückes geschmeckt zu haben; aber denke doch daran, daß dieser Augenblick von den Schrecken des Todes umringt ist; daß der Zugang tausend Zufällen unterworfen, das Weilen mißlich und der Rückzug furchthar gefährlich ist; daß wir verloren sind, wenn man uns entdeckt, und daß uns Alles begünstigen muß, wenn dies nicht der Fall sein soll. Täuschen wir uns nicht: ich kenne meinen Vater zu gut, um zu zweifeln, daß ich nicht im Augenblick dein Herz von seiner Hand durchbohrt sehen würde, wenn er nicht sogar mit mir den Anfang machte; denn sicher würde ich auch nicht geschont werden: und glaubst du, daß ich dich dieser Gefahr aussetzen würde, wenn ich nicht gewiß wäre, sie zu theilen?
    Denke auch daran, daß nicht davon die Rede ist, dich auf deinen Muth zu verlassen; davon kein Gedanke! ich verbiete dir sogar aufs Ausdrücklichste, irgend eine Waffe zur Vertheidigung mitzubringen, nicht einmal deinen Degen: er würde dir auch durchaus unnütz sein, denn wenn wir überrascht werden, so ist meine Absicht, mich in deine Arme zu stürzen, dich fest mit den meinigen zu umschließen und so den tödtlichen Stoß zu empfangen, um mich nie mehr von dir trennen zu müssen, glücklicher in meinem Tode, als ich es in meinem Leben war.
    Ich hoffe, daß unser ein milderes Geschick wartet; ich fühle wenigstens, daß es uns geschuldet wird, und das Glück wird endlich müde sein, uns ungerecht zu behandeln. Komm also, Seele meines Herzens, Leben meines Lebens, komm, dich mit deinem Selbst zu vereinigen: komm, unter dem Schirme der zärtlichen Liebe, den Lohn deines Gehorsams und deiner Opfer zu empfangen: komm, zu gestehen, selbst im Schooße der Lust, daß die Gemeinschaft der Herzen es ist, aus der sie ihren größten Reiz nimmt.
     
Vierundfünfzigster Brief.
An Julie.
    Die Aufregung, in welcher ich hergekommen bin, wächst mit dem Eintritt in diese Stätte, Julie! hier bin ich in deinem Cabinet, hier in dem Heiligthum der Gottheit meines Herzens. Amors Fackel leitete meine Schritte, und ich bin hereingekommen, ohne bemerkt zu werden. Reizender Ort, glückseliger Ort, der ehedem so viel zärtliche Blicke zurückdrängen, so viele heiße Seufzer ersticken sah; Ort, der du meine erste Glut entstehen und wachsen sahest, zum zweiten Male wirst du sie gekrönt sehen; Zeuge meiner ewigen Beständigkeit, sei Zeuge meines Glückes und verhülle auf ewig die Freuden des treuesten und glücklichsten der Menschen.
    Wie ist dieser geheimnißvolle Aufenthalt so reizend! Alles liebkost hier und nährt die Glut, die mich verzehrt. O Julie, er ist voll von dir, mir die Flamme meiner Begierde erfaßt Alles, was deine Spur in sich trägt. Ja, alle meine Sinne sind zugleich berauscht. Ein unbeschreiblicher, kaum spürbarer Duft, süßer als von Rosen und leiser als von Iris steigt überall auf; ich glaube darin den schmeichelnden Ton deiner Stimme zu hören. Alle Theile deiner Kleidung, die umherliegen, stellen meiner glühenden Einbildungskraft die Theile deines Selbst vor, denen sie zur Hülle dienen. Dieser leichte Kopfputz, dem die reichen blonden Locken zur Zierde gereichen, die er zu verbergen vorgiebt; dieses glückliche Busentuch, über welches einmal endlich ich nicht zu murren haben werde; dieses Nachtkleid, einfach und geschmackvoll, das so schön den Sinn deren anzeigt, die es trägt; diese niedlichen Pantoffeln, die ein geschmeidiger Fuß mühelos ausfüllt; dieses lose Leibchen, das sich anschmiegt und umfängt .... o welche bezaubernde Taille! …. vorn zwei leichte Contoure …. o wollüstiges Schauspiel! .... das Fischbein hat der Kraft des Druckes nachgegeben .... köstliche Eindrücke, wie küsse ich euch tausendmal! Götter, Götter! wie wird das sein, wann erst …. Ach, ich glaube es schon zu fühlen, wie es unter einer glücklichen

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