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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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Badewanne oder bevor ich morgens aus dem Bett stieg, stellte ich mir vor, wie draußen die Schneeflocken fielen und ich es mir drinnen vor einem prasselnden Kamin auf einem Berg Kissen gemütlich machte, zusammen mit Jason Bateman, dessen angesäuseltes Grinsen so Freude-am-Sex -Zeug durchblicken ließ, nur ein bisschen netter, mit weniger Achselhaaren. Moms Kapuzenpulli war mir bei diesen Tagträumen eine große Hilfe.
    Ich fischte mir ein Marshmallow aus der Dose und setzte mich vor das Buch. Mom stand an der Spüle und schabte Karotten über dem Mülleimer. »Ich versteh nicht, wieso du immer noch diesen Pulli anhast. Draußen hat’s zwanzig Grad.«
    »Ich friere.«
    »Verblätter mir meine Seite nicht.«
    »Nein.« Ich schob einen Finger zwischen die Seiten mit Moms Rezept, blätterte im Buch und versuchte ganz leise, die französischen Wörter auszusprechen. Ein alter Geruch entstieg den Seiten, modrig, aber nicht wie bei Bibliotheksbüchern. Eher wie bei einem Hund oder wie im Wald, nach etwas Feuchtem, Warmem, Lebendigem. Die Wörter und der Geruch erinnerten mich an etwas, aber ich kam nicht dahinter, an was.
    Vieles von dem, was ich da las, ergab für mich keinen Sinn, aber ich merkte, dass die Rezepte Zutaten erforderten, die ich nicht mochte, Champignons, Oliven, Spinat. Was zum Henker war zum Beispiel Bries ? Eine Art Brei? Brei hasste ich nämlich. Ein bisschen langweilig fand ich die Zeichnung vom Körperteil eines Tieres - Lammkeule stand unter dem Bild. Sie war abgebildet mit dem Schwanzansatz nach oben, sodass sie aussah wie ein Mensch, der auf dem Bauch liegt. Ich blätterte zurück und stieß auf eine andere Zeichnung. Zwei feingliedrige Hände mit sauberen, gefeilten Fingernägeln drückten auf etwas Weiches. Kuchenteig. Die Hände demonstrierten eine fraisage : »Mit dem Handballen (nicht mit der Handfläche, die ist zu warm) drücken Sie den Teig in 2-Löffel-großen Portionen auf dem Backbrett von sich weg in einer Länge von ungefähr 15 Zentimetern.«
    Es klang sehr seltsam. Es klang auch - na ja, unanständig .
    Und plötzlich fiel mir ein, woran mich das Buch erinnerte.
    Ich wurde rot und schielte zu Mom hoch, aber sie war jetzt mit den Karotten fertig und schälte Zwiebeln. Sie hatte keine Ahnung, woran ich dachte, natürlich nicht. Mom konnte ja nicht Gedanken lesen. Früher hatte ich das geglaubt, aber im letzten Jahr war mir klar geworden, wenn sie es gekonnt hätte, hätte sie mich nie mehr It’s Your Move anschauen lassen.
    »Du verblätterst mir nicht meine Seite, hörst du?«
    »Nein, hab ich doch gesagt.«
    Weil Ferien waren, hatte ich wochenlang keine Gelegenheit, in das Buch aus Dads Schränkchen zu schauen. Erstens waren Mom und Dad mehr zu Hause, und außerdem lagen sie auf der Lauer, damit ich nur ja nicht nach Weihnachtsgeschenken herumschnüffelte. Ich versuchte mich auch daran zu halten, denn die Überraschung war ja das Wichtigste an Weihnachten. Außerdem wollte ich nichts finden, was mir ein für alle Mal bewies, dass es in Wirklichkeit gar keinen Weihnachtsmann gab. Im Grunde wusste ich’s schon, wollte es mir aber nicht eingestehen, denn was wäre Weihnachten ohne Weihnachtsmann? Die Versuchung war freilich ziemlich groß. Da war es besser, wenn ich das Elternschlafzimmer ganz mied. Also keine Freude am Sex , wahrscheinlich bis nach Neujahr. Doch dieses Buch hier war im Grunde genauso gut. Es standen auch französische Wörter drin und jede Menge unverständliches Zeug, worüber man nachdenken konnte. Es gab zwar keine nackten Hippies, aber das war egal. Manchmal machten mich die nackten Hippies sowieso wahnsinnig.
    Statt mit Jason Bateman in einem Pulli vorm Kamin zu sitzen, konnte ich vielleicht was für ihn kochen . Auf die Idee war ich noch nie gekommen. Irgendein sexy Essen, so was wie - hmmm... Wie wär’s mit Pièce de Bœuf à la Cuillère ? Das klang unanständig.
    »Was tust du da eigentlich?«
    Ich sprang regelrecht aus dem Korbstuhl hoch, als wäre ich am Esstisch beim Masturbieren erwischt worden - nicht, dass ich jemals masturbierte, natürlich nicht. Ich wusste gerade mal, was das Wort bedeutete, weil Isabel es mir erklärt hatte. Igitt.
    »Sitz da nicht mit untergeschlagenen Beinen, ich hab die Stühle gerade neu flechten lassen. Kannst du mir das Buch rüberbringen? Meine Hände sind ganz fettig.«
    Ich schlug die Seite auf, die ich mit dem Zeigefinger eingemerkt hatte, und trug das Buch zu Mom hinüber. Sie sah mich schief an, als ich es auf die

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