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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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bin nicht mal moralisch sauber. Vermutlich bin ich nur ein Feigling. Als Kind bildete ich mir ein, ich sei ein bisschen wie Scarlett O’Hara - mutig, einfallsreich, rücksichtslos, unwiderstehlich. Heute sehe ich mich eher so, wie Rhett sie schildert, als sie sagt, sie habe Angst, dass sie in die Hölle komme: »Du bist wie ein Dieb, der nicht bedauert, dass er gestohlen hat, sondern bloß darüber traurig ist, dass er brummen soll.« Nichts ängstigt mich mehr als die Aussicht, geschnappt zu werden. Und es gibt kaum etwas, das ich nicht tun würde, um dies zu verhindern. Ob ich stolz darauf bin, dass ich Eric anbot, seine Tasche zu halten, als er sich die Schuhe zuband, und dabei die Packung »Land O’Lakes«-Butter hineingleiten ließ, während er mir den Rücken zukehrte? Dass ich meinen Mann zu einem Butter-Schmuggler umfunktionierte, damit die bulligen Wachmänner mit den Polizeiknüppeln am Gürtel, die mit ihren kleinen Taschenlampen in jede Tasche leuchteten, Eric am Wickel hätten und nicht mich, wenn sie die Schmuggelware entdeckten? Natürlich nicht. Ich schäme mich dafür. Zu meiner Verteidigung kann ich nur anführen, dass sich die Sicherheitsmänner einen Dreck um Erics Tasche oder Butter scherten und alles gut ging. Wir passierten mühelos die Sicherheitsschleuse, marschierten einen langen, breiten Flur entlang, und schon waren wir in der Julia-Child-Ausstellung.
    In einem kleinen Nebenraum liefen auf einem großen Fernseher in einer Endlosschleife Filme über Julia und Interviews mit anderen Leuten über sie. An den Wänden standen Vitrinen mit seltsamen, wunderlichen Küchengeräten aus Julias riesiger Sammlung - ein Instrument namens manché à gigot , das aussah wie eine hundsgemeine Nippelzange, oder die Lötlampe, mit der sie die Tomate angekokelt hatte. An einer Wand waren alle siebzehn Seiten ihres Rezepts für französisches Brot ausgestellt, aus Mastering the Art of French Cooking , Band II - wenn ich geglaubt hatte, nach Pâté de Canard en Croûte könne mich nichts mehr schrecken, wurde ich durch dieses Rezept eines anderen belehrt.
    Und dann kam die Küche, hinter Glas. Kleiner, als ich sie mir vorgestellt hatte, nicht Welten größer als die unsere. Die Lochplatten mit den aufgemalten Umrissen ihrer vielen Töpfe und Pfannen. Der schöne, riesige Garland-Herd. Die polierten Ahornarbeitsflächen, zwei Zoll höher als üblich. Es war die Küche, die Julia sich nach Maß hatte anfertigen lassen, nachdem sie ihr langes Gestell ein Leben lang in die Küchen einer zu kleinen Welt geklemmt hatte. Ich drückte mich gegen das Glas und reckte den Hals, um von jedem Winkel, jeder Ecke einen Blick zu erhaschen. Ich wünschte mir, nur eine Minute dort hineinzudürfen, um mich als Zwerg in Julias Küche zu fühlen.
    Auf dem Teppich vor dem Fernseher hatten sich drei kleine Kinder niedergelassen. Eric und ich warteten darauf, dass sich die Ausstellung ein wenig leerte, damit ich in Ruhe die Butter ablegen konnte, und nachdem ich die Ausstellung eingehend besichtigt hatte, beobachtete ich die Kinder ein Weilchen. Sie hockten im Schneidersitz da, die kleinen Schädel weit in den Nacken gelegt bis fast auf den gekrümmten Rücken, die Münder offen, um noch atmen zu können. Die meiste Zeit schwiegen sie, nur ab und zu kicherten sie, wenn Julia ein Nudelholz über die Schulter warf oder so etwas, und einmal flüsterte einer von ihnen ehrfürchtig: »Julia Child ist wahnsinnig.« Eine Zeit lang war ich mir nicht sicher, ob es nur die hypnotische Anziehungskraft des Fernsehens auf die jungen Gemüter war, aber dann kam Alice Waters, und fort waren die Kinder, unterwegs zu den Fords Model T, schneller als man »Prachtpfirsich« sagen kann.
    Wir warteten noch eine Weile, ob sich die Säle leerten, aber sie taten es nicht. Feigling hin oder her, ich musste in den sauren Apfel beißen.
    »Eric, hol die Kamera raus und gib mir die Butter.«
    »Hast die nicht du ?«
    »Äh... nein.« Ich fletschte die Zähne zu einer verlegenen Grimasse und zeigte mit dem Finger auf die Tasche. »Sie ist da drin.« Eric zog die »Land O’Lakes«-Schachtel heraus und starrte mich an, als ihm mein Verrat dämmerte, aber jetzt war keine Zeit zum Streiten. »Komm, nimm die Kamera. Bringen wir’s hinter uns.«
    Es stand außer Frage, wo wir die Butter hinlegten - ins Zentrum der Ausstellung, unter ein großes Schwarz-Weiß-Foto von Julia in Küchenschürze und einem wilden Hemd aus den Siebzigern, die Hand in die Hüfte gestemmt,

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