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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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erhitzte die Pfanne, bis alles warm war.
    Julia sagt von Mayonnaise Collée , man könne »feine Dekorationen damit spritzen«. Dieser Satz machte mich fertig, mehr als alles, was ich in diesem Jahr gelesen hatte - mehr als Hirn, Hummerhalbieren und Eier in Aspik. Ich dachte an einen Kuchen mit Mayonnaiseblümchen, Mayonnaiseschnörkeln, »Gratuliere, Julie!« in großen Kursivbuchstaben. 1961 war zweifelsohne eine andere Zeit gewesen.
    Ich dekorierte mit der Mayonnaise Collée die Platte, auf der ich die Kartoffeln servierte. Wie Sie sich vielleicht erinnern, war meine Spritztüte an dem Abend, als Eric sich wegen der Sauce Tartare beinahe von mir hatte scheiden lassen, geplatzt, deshalb bastelte ich aus einem Gefrierbeutel eine Behelfstüte. Daraus drückte ich Mayonnaiseschnörkel, Mayonnaiseblümchen und, weil mir »Gratuliere, Julie!« doch ein wenig zu sehr nach Selbstlob aussah, »Julie/Julia« in Kursivschrift auf den Tellerrand. Aber wie sich herausstellte, hält Mayonnaise Collée deutlich besser auf kalten Speisen. Kaum hatte ich die warmen Kartoffeln auf die Platte gehäuft, schmolz meine feine Dekoration rasch zu formlosen Klecksen, und die Buchstaben von »Julie/Julia« wurden dicker und undeutlicher und am Ende völlig unleserlich. Das hätte ich bedenken sollen. Egal. Die Mayonnaise Collée , ob fest oder nicht, schmeckte trotzdem köstlich zu den Bratkartoffeln.
    Die Rognons de Veau à la Bordelaise schmeckten entgegen Mutters Warnung nicht nach Pisse, denn ich hatte sie mit meinem tödlichen Entbeinmesser gesäubert, und etwaigen restlichen Pissegeruch nahm das Rindermark gemeinsam mit der am Schluss darüber gestreuten Petersilie in die Zange, sie erstickten ihn zwischen fetter, samtiger Üppigkeit und herber, grüner Frische. Wir tranken einen Wein dazu, den ich in der Stadt gekauft hatte, er war trüb und dunkel und schmeckte ein bisschen nach Blut. Die Dame, die ihn mir verkauft hatte, bezeichnete ihn als »wild«. Da gleicht er mir. Zum Dessert gab es sahnige, weiche Reine de Saba und Buffy , Staffel 1, Folge 2.
    Und das war’s dann auf einmal. Zwölf Monate lang hatte ich diese Sache betrieben. Ich hatte für Freunde gekocht, für die Familie und für eine Nachrichtensprecherin von CNN, und irgendwann, mittendrin, war es ein bisschen unwirklich geworden. Aber nun waren wir wieder da, wo wir angefangen hatten - nur Eric und ich und drei Katzen. Leicht angeschlagen saßen wir auf einem Sofa in Queens und aßen. Im Fernseher lief Buffy und irgendwo lachte Julia glucksend - auch wenn sie mich nicht ausstehen konnte.
     
    Ende
     
    - bis auf die Tatsache, dass ich am nächsten Tag aufstehen und wieder zur Arbeit gehen musste. Das hatte ich irgendwie vergessen. Zwar hatten meine Nieren nicht nach Pisse geschmeckt, doch am andern Morgen merkte ich, dass meine Pisse leicht nach Nieren roch. Ich ging zur Arbeit, und es war fast genauso wie zuvor, und ich war nur eine Sekretärin, wenn auch dicker als damals auf CBS und CNN.
    »Eric, es ist verrückt.« Ich rief ihn zwischen den Telefonaten mit all den Irren an, als Bonnie in einer hyperwichtigen Sitzung war.
    »Ja, ich weiß.«
    »Ich bin in der Arbeit. Ich hab das Gefühl, als sei es noch gar nicht vorbei, aber auch, als sei nie was gewesen.«
    »Warte, bis du mal was ohne Butter kochst, dann merkst du, dass es vorbei ist.«
    Aber dann beschloss ich, zum Abendessen pfannengerührtes Gemüse zu machen. Ich hatte vergessen, was das für eine Schinderei ist. Es gab keine Butter und keine Julia, aber wir aßen trotzdem erst um halb elf, und ich hatte keineswegs das Gefühl, dass es vorbei war.
    Und da befanden wir, um es richtig zu beenden, müssten wir etwas Feierliches tun. Wir wollten eine Pilgerfahrt machen. Wir wollten ins Smithsonian Institute fahren und uns dort die Julia-Child-Ausstellung ansehen. Wir würden ihre Küche sehen, die sie dem Museum gestiftet hat, als sie nach Kalifornien in eine Seniorensiedlung zog, und die - mit Sack und Pack und Lochplatte - aus dem Haus, wo Julia mit Paul in Cambridge, Massachusetts, gewohnt hatte, nach Washington verfrachtet worden war. Als Dankeschön wollten wir ein Päckchen Butter hinterlegen. Etwas Besseres konnte es zum Abschluss nicht geben.
     
    Eine Besonderheit an Eric ist: Er fährt nicht gern Auto. Und eine Besonderheit an mir ist das unberechenbare, bermudadreieckartige, zerstörerische Kräftefeld, dessen Zentrum mein Nabel ist. Unmittelbar vor unser Wallfahrt hatte dieses Kräftefeld meinen

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