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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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am Kochen.«
    »Wie geht’s dir eigentlich mit deiner Kochgeschichte? Du bist echt verrückt.«
    » Ich bin verrückt?«
    Sally lachte glucksend. »Ziemlich, ja.«
    »Weißt du was, komm doch einfach zu uns zum Abendessen. Dann kannst du gleich die neue Wohnung anschauen. Ich hab sowieso viel zu viel Essen für uns drei.«
    »Das wär toll. Ach, dann bring ich gleich den Typen mit, den ich kennen gelernt hab. Er gefällt dir bestimmt. Er hat rote Haare und ein Motorrad und heißt - du wirst es kaum glauben - David.«
    »Das ist nicht dein Ernst. Sally, das wird allmählich unheimlich, du mit deinen Davids.«
    »Ja, ich weiß. Und noch was. Er ist sexbesessen . Seinetwegen bin ich nicht zum Schlafen gekommen. Also, geht das?«
    »Klar. Je mehr, desto lustiger.«
    »Okay. Ungefähr um acht. Soll ich Wein mitbringen?«
    »Gern. Ruf an, wenn du dich verfährst.«
    Mittlerweile kochte das Wasser. Ich warf die Kartoffeln hinein, kochte die Roten Bete, schälte die gegarten Kartoffeln und schnitt sie in Scheiben, schälte und würfelte die Roten Bete und vermischte schließlich alles mit klein gehackten Schalotten und einer Vinaigrette aus Olivenöl, Essig, Salz, Pfeffer und Senf. Das hätten wir also. Es war fast ein Uhr. Nun begann ich den Würfelzucker mit einer Gabel zu zerkleinern. Das ist merkwürdig schwierig. Wenn man die Zinken auf den Zuckerwürfel drückt, springt er davon, und die Gabel fährt kratzend über den Schüsselboden mit einem Geräusch, das einem durch Mark und Bein geht.
    Mittendrin klingelte wieder das Telefon.
    »Hallo.«
    »Hallo. Was macht der Seifenverkauf?«
    »Oh, ganz gut.« Am Telefon klingt Heathcliff manchmal wie unser Vater. »Sag mal, wär das okay, wenn ich Brian zum Essen mitbrächte?« Brian war einer von Heathcliffs ältesten Freunden - sie kannten sich seit der ersten Klasse -, ein pausbäckiger, lächelnder Überflieger mit einer riesigen Krankenkassenbrille. Erinnern Sie sich noch an Nate, den Teufelskerl in meiner Behörde? Also, Brian ist eine Art Nate im Dienst der guten Mächte. Heathcliff hatte mir erzählt, er sei in New York und studiere an der Columbia University Mathematik, aber ich hatte ihn seit Jahren nicht gesehen.
    »Klar. Sally kommt auch, sie will uns ihren neuen Typen vorstellen.«
    »Sally hat einen neuen Freund? Das ging aber schnell.«
    »Ja.« Ich suchte nach einer Spur von Bedauern und Verlust in der Stimme meines Bruders, aber ohne Erfolg.
    »Gut, wir kommen dann so zwischen sieben und acht Uhr. Sollen wir ein bisschen Alk mitbringen?«
    »Klingt gut.«
    »Okay. Bis später.«
    Endlich ließen sich die mit Orange aromatisierten Zuckerwürfel zerdrücken; ich rieb die Orangen ab und presste sie aus, weichte die Gelatine ein und trennte die Eier - und zwar so wie Meryl Streep in The Hours , indem ich sie vorsichtig zwischen meinen Händen hin und her jonglierte und dabei das Eiweiß durch die Finger in eine darunter stehende Schüssel rinnen ließ. Das fühlte sich ganz nach Julia an, sehr chefkochmäßig. Ich fühlte mich überhaupt sehr chefkochmäßig, gelassen und konzentriert, bis ich zu der Stelle kam, wo ich »eine Schleife ziehen« sollte. Das klang nach einem alten asiatischen Euphemismus für eine wahnwitzige Wassergymnastik, ich sollte das Ganze aber mit Eigelb und Zucker machen. Das Eigelb musste »zu einer blassgelben Creme werden und so fest, dass es wie eine sich auflösende Schleife vom Schneebesen in die Schüssel fällt«. Länger durfte ich es nicht schlagen, »sonst wird es grisselig«.
    Grisselig? Uah .
    Ich werkelte mit dem Schneebesen, erriet eher blindlings die richtige Konsistenz, rührte die kochende Milch unter und goss das Gemisch in einen Kochtopf. Diese Masse sollte ich nun auf 75 Grad erhitzen. Heißer als 75 durfte es nicht werden, sonst würden die Eier »gerinnen«. (Entsetzliche Vorstellung!) Die Temperatur von heißer Milch nach dem Augenschein und mit Hilfe eines darüber schwebenden Fingers zu beurteilen, ist gelinde gesagt ein ziemlich ungenaues Verfahren, aber ich tat mein Bestes. Dann nahm ich es vom Herd und rührte den Orangensaft mit der Gelatine darunter. Ich schlug das Eiweiß steif und hob es unter die Eigelb-Orangensaft-Gelatine-Mischung, fügte etwas Kirschwasser und Rum hinzu - ich hätte Orangenlikör nehmen sollen, hatte aber keinen und dachte, Schnaps ist Schnaps, im Notfall. Dann schob ich das Ganze in den Kühlschrank. Ich hegte gewisse Zweifel.
    Mit Gelatine kenne ich mich nicht aus, aber ich habe einige

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