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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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nicht mehr vernünftig abzuhandeln.
    Der zweite Mord verlief in etwa so wie der erste - Dämpfen in Wasser mit Vermouth und Sellerie, Karotten und Zwiebeln. Wieder wurde der rosarote Hummer halbiert, das Fleisch ausgelöst und die Schale mit dem gebratenen Fleisch gefüllt, diesmal allerdings bedeckt mit einer Sahnesauce aus dem Hummersud. Ich glaube, ich habe ihn ein bisschen zu lange gekocht.
    Als wir uns vor unseren Homard aux Aromates setzten, gestand ich Eric, dass mich das Zerteilen von Hummer auf eine unheimliche Weise befriedigte. »Ich hab das Gefühl, ich hab ein Händchen für solchen Scheiß.«
    Eric sah mich an, und ich merkte, wie er sich fragte, wo das zimperliche, empfindsame junge Mädchen geblieben war, das er geheiratet hatte. »Bald macht es dir noch Spaß, junge Hunde zu filetieren.«
    Das dämpfte mich etwas. Ich hielt mich eine Weile zurück, bis nach Weihnachten. Ich redete mir ein, es sei wegen eines drohenden Verkehrsstreiks, und ich hätte keine Lust, mit einem Hummer in der Tüte unversehens in Gesellschaft von hunderttausend nörgelnden Vorstadtkäufern und versklavten Arbeitern über die Queensboro Bridge wandern zu müssen. Aber das war es in Wirklichkeit gar nicht. Der Grund lag im nächsten Rezept, Homard à l’Américaine . Der Vorschlag, jeder Fleischesser solle einmal im Leben ein Tier zum Essen töten, ist an sich durchaus diskutabel, aber ich bin mir nicht sicher, dass man verlangen kann, er müsse dieses Tier bei lebendigem Leib in Stücke hacken. Und noch schlimmer war der Gedanke, den Eric mir in den Kopf gesetzt hatte: Was, wenn mir das gefiel ?
    Meine Mutter tat alles, um mich vom Kochen abzuhalten, während wir zu Hause waren - es fehlte gerade noch, dass sie eine Kette vor die Küchentür hängte. Ihre Behauptung, sie tue das zu meinem eigenen Wohle, war zwar durchaus glaubwürdig, in Wirklichkeit steckte aber wohl eher die Angst dahinter, ich könne sie zwingen, Aspik zu essen, oder ich werde etwas töten. »Julie, lass es doch mal eine Woche lang sein, verdammt !«, sagte sie und stand mit verschränkten Armen vor dem Herd.
    »Aber so schaff ich es nie! Ich habe einen ganz knappen Zeitplan. Außerdem warten meine Bleaders auf die Einträge!«
    »Deine was ?«
    »Mom, ich muss einfach kochen!«
    »Julie, du musst dich vor allem entspannen . Ich möchte, dass du ernsthaft darüber nachdenkst, warum du das machst. Diese scheiß Julia Child kann warten.« (Ja, wortwörtlich so - ich bin auf ehrliche Weise zu meinem Schandmaul gekommen.)
    Fast eine Woche lang habe ich weder gekocht noch Lebensmittel eingekauft. Stattdessen führten unsere beiden Familien Eric und mich zum Essen aus: mexikanisch, Barbecue, Beignets. Wir aßen Käsegebäck mit Rice Krispies, gewürzte Pecannüsse, Rote Bohnen mit Reis und Gumbo, all das Zeug, über das die New Yorker die Nase rümpfen, aber die New Yorker haben auch nicht immer Recht, oder? Genau dafür sind Texas und die Familie doch gut. Eric und ich schliefen tief und fest in meinem Kinderzimmer, das mir noch nie so segensreich ruhig und kühl vorgekommen war, in einem riesigen, bequemen Bett mit elegantem Leinenbettzeug, das niemals ein Bröselchen Katzenscheiße gesehen hatte.
    Nach fünf Tagen fühlte ich mich hundeelend. Beim Frühstück schielte ich sehnsüchtig zu dem gewaltigen sechsflammigen Edelstahlherd meiner Mutter hinüber. Zwanghaft blätterte ich in Mastering the Art of French Cooking und schlich mich immer wieder ins Arbeitzimmer meiner Eltern, um mein Blog durchzusehen. Jeder Kommentar, der betrübt fragte, wo ich sei und ob ich aufgegeben habe, erzeugte ein Pochen und Rumoren in meiner Magengrube, wie damals, als mir klar wurde, dass ich wegen meiner Hormonprobleme vielleicht keine Kinder bekommen konnte. Außerdem schien jemand einen Sender in mein verlängertes Rückenmark gepflanzt zu haben. Ich verstand zwar die Worte nicht, die da aus den hintersten Winkeln meines Gehirns hervorkamen, aber die schmetternde Stimme kam mir eindeutig vertraut vor. Ich glaubte langsam überzuschnappen.
    Zum Glück für mich und mein Kochprojekt (wenn auch nicht für den New Yorker Hummerbestand) kamen Isabel und ihr Mann Martin an Heiligabend zu meinen Eltern. Isabel trug ein mauvefarbenes College-Ballkleid aus den 50er Jahren (in der High School hatten Isabel und ich immer die Second-Hand-Läden unsicher gemacht, und keine von uns hat diese Gewohnheit je abgelegt), trug das Haar hoch aufgetürmt und hatte sich die Lippen ziegelrot

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