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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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gebundenes Gericht mehr«. Als wir in einer eiskalten, wasserlosen Wohnung aufwachten, kam dies der Wahrheit noch näher als von ihr gedacht. Navarin Printanier hat den Vorteil, dass es nur wenig Geschirr benötigt, und das ist äußerst wichtig, wenn schon seit sechsunddreißig Stunden kein Wasser mehr läuft und man sich allein durch das Rumturnen in der Küche einen Platz als Hürdenläufer im Olympischen Team sichert.
    Für Navarin Printanier brät man Lammgulasch, das man mit Küchenpapier trocken getupft hat, in einer Pfanne an - ich nahm eine Mischung aus kuriosen, wirbelsäulenartigen Knochenstücken und entbeintem Schulterfleisch -, und zwar in Speck; letzterer gehört zu den Dingen, die man immer im Haus haben sollte, wenn einem gerade das Dope ausgegangen ist. Wenn die Fleischstücke von allen Seiten angebräunt sind, nimmt man sie heraus, legt sie in eine Kasserolle, rührt in der verbliebenen Pfanne einen Esslöffel Zucker unter das Bratfett und lässt das Ganze eine Minute lang bei starker Hitze kochen. Dabei soll der Zucker karamellisieren, was wiederum die Sauce braun und lecker macht. Mit Salz und Pfeffer würzen und ein paar Esslöffel Mehl darüberstäuben. Dann das Fleisch in der Kasserolle für ein paar Minuten in den auf 230 Grad vorgeheizten Ofen schieben. Rausnehmen, wenden, wieder zurückschieben. Von alledem soll das Fleisch schön braun und knusprig werden. Den Ofen auf 180 Grad runterschalten.
    Jetzt geht es weiter: Den Bratensatz in der Pfanne mit etwas Rinderbrühe lösen, oder, wenn Sie ein übermenschlicher Hypergourmet sind wie ich, mit der Lammbrühe, die Sie zufällig im Gefrierschrank haben. Das Fleisch in der Kasserolle damit übergießen. Tomaten schälen, entkernen, hacken und zum Fleisch geben oder, wenn Sie ein lausiger Faulpelz sind wie ich, ein paar Esslöffel Tomatenmark unterrühren. Dazu zerdrückte Knoblauchzehen, Rosmarin, ein Lorbeerblatt und wahrscheinlich noch einmal etwas Rinder- oder Lammbrühe, bis das Fleisch weitgehend bedeckt ist. Bringen Sie das Ganze auf dem Herd zum Kochen - und denken Sie daran, dass die Kasserolle vorher im Backofen stand und heiß wie die Sünde ist. Ich denke nie daran und infolgedessen sind meine Unterarme (und sogar mein Bauch, nachdem ich unklugerweise einmal in einem nabelfreien T-Shirt gekocht habe) übersät mit blanken Brandnarben wie X-Man-Superkraftsymbolen. Wenn die Kasserolle kocht, schiebt man sie wieder für etwa eine Stunde ins Rohr.
    Eric, der jetzt, wo Abspülen unmöglich ist, nichts Besseres mit sich anzufangen weiß als die schwankenden Zeitschriftentürme durchzusehen, die sich überall stapeln und die meiner Meinung nach besser als Brennstoff für ein illegales Freudenfeuer Verwendung fänden, hat gemerkt, dass es sehr kalt in der Wohnung ist. Nun ist es hier immer sehr kalt, das kommt von den arktischen Winden, die durch die kaputten Jalousiefenster reinblasen. Gegen die hat die beschissene Fußleistenheizung, für die wir zweihundert Eier im Monat berappen, keine Chance. Aber an diesem Nachmittag reicht der New Yorker nicht, um Eric von der Kälte abzulenken. Ihm kommt eine Idee, aber ich habe noch viel zu tun und zudem seit drei Tagen nicht gebadet, also halte ich ihn hin mit der Bitte, mir einen Gimlet zu machen.
    Zerkleinern Sie ein paar Kartoffeln, Karotten und weiße Rüben. Wenn Sie ein geduldiger Mensch sind, können Sie das Gemüse zu schönen kleinen Kugeln schnitzen. Ändert das etwas? Ich werde es nie wissen; ich bin nicht geduldig. Dann schälen Sie ein paar Perlzwiebeln. Wenn Sie kein anderes Wasser haben als den geschmolzenen, ölig-grauen Schnee, den sie vom Bürgersteig in Ihre Kühltasche geschaufelt haben (eine Kühltasche, die man demnächst mit Lauge wird desinfizieren müssen), um wenigstens auf der Toilette spülen zu können, dann müssen Sie sie auf die harte Tour schälen, ohne vorheriges Blanchieren. Dafür brauchen Sie vielleicht noch einen Gimlet.
    Nach einer Stunde Schmorzeit holt man das Lammfleisch aus dem Ofen und fügt das Gemüse hinzu. Julia möchte, dass man »die Gemüse in die Kasserolle drückt, rings um das Lamm und in die Zwischenräume«. Ich habe viel zu viel Gemüse, um dies erfolgreich auszuführen, aber was soll’s, ich tue mein Bestes. Das Lamm riecht bereits sagenhaft, und das ist gut, denn darüber vergesse ich, wie dringend ich mich eigentlich umbringen wollte.
    Was noch hilft, ist spottbilliger australischer Wein, sofern es einem nichts ausmacht, wenn man um drei

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