Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche
Uhr früh mit trockenem Mund aufwacht, die letzte Flasche Mineralwasser zur Neige geht und man den Shiraz zum Teufel wünscht.
Doch weder Shiraz noch Navarin Printanier helfen gegen die Kälte in Beziehungen. Eric hatte darauf gehofft. An jenem Abend kuschelte er sich im Bett an mich, küsste mich auf die Schulter und machte auch auf andere Weise eindeutig klar, dass er der Meinung war, es sei Zeit für Tauwetter. Ich ignorierte ihn, so lange ich konnte, dann gab ich einen schweren Seufzer von mir.
»Was ist denn los?«
»Was hast du eigentlich vor?«
»Ja, ich wollte nur - es ist so kalt hier, da dachte ich, wir könnten...«
»Was? Miteinander schlafen? Eric! Ich stinke nach Lammbraten und drei Tagen Körpergeruch! Ich hab mich nicht rasiert. Ich muss morgen aufstehen und arbeiten, und am Ende des Tages muss ich wieder in dieses SCHEISSLOCH von einem Apartment und Weiterkochen. Ich Will keinen SEX. Vielleicht will ich nie Wieder SEX haben!«
Eric drehte sich weg und rollte sich an der Matratzenkante zusammen, so weit weg von mir wie nur möglich.
»Entschuldige, Eric.«
»Vergiss es.«
»Es tut mir Leid . Ich bin einfach gereizt , und ich bin so müde ...«
»Ich sage doch, vergiss es, ja? Lass uns schlafen.«
Okay. Das ging nicht gut.
Wenn man’s bedenkt, ist es eigentlich ein Wunder, dass Julia jemals geheiratet hat. Können Sie sich vorstellen, mit einem solchen Energiebündel für immer unter einem Dach zu leben? Isabel ist ähnlich - sie ist wie Lehm, sie giert danach, sich von neuen Erfahrungen formen zu lassen, und der Gedanke, sich mit jemandem für immer schicksalhaft einzulassen, ist ihr ein Gräuel. Ein beneidenswerter Standpunkt, aber man ist fix und fertig, wenn man die ganze Zeit mit ihr Schritt halten will.
Jude hatte noch weitere Gedichte für Isabel geschrieben - und nicht nur solche über blaue Veilchen. An diesen scharfen Sendschreiben ließ Isabel nicht nur ihre ganze E-Mail-Liste teilhaben, sondern auch Martin. »Also, ich finde sie schlechterdings brillant , du nicht?« Martin, so berichtete Isabel, habe keine Reaktion gezeigt.
Mir dreht sich der Kopf.
Ihre nächste E-Mail zu diesem Thema lautete genauso wie ich erwartet und befürchtet hatte:
Ich hab Jude wirklich furchtbar gern, und ich kann es nicht erwarten, ihn zu sehen, aber es ist NICHT NUR WEGEN Jude, und es ist NICHT NUR, weil es LANGWEILIG geworden ist oder so. Ich habe mich praktisch schon entschlossen, dass ich, egal wie es mit Jude ausgeht, Martin um die Scheidung bitte.
Wie ich befürchtet hatte, tat sich der große Abgrund unter Isabels Füßen auf, und ich machte die ganze Zeit nur »hm, hm«.
An dem Morgen, als sie das Flugzeug nach England bestieg, bekam ich eine letzte E-Mail von ihr. Sie hatte Martin gesagt, wo sie hinflog und warum. Natürlich war er am Boden zerstört. Er fragte, ob sie mit ihm zu einer Eheberatung gehen würde, aber sie lehnte ab. »Ich möchte unsere Ehe nicht retten«, sagte sie. »Ich möchte nicht mehr mit dir verheiratet sein.« Bestimmt hat sie das sehr liebenswürdig gesagt. Isabel ist ein liebenswürdiger Mensch. Diese Grausamkeit ließ mich jedoch nach Luft schnappen und hinterließ in meiner Brust einen eisigen Punkt, eine Angst, die nicht nur sie betraf. Isabel sagte, sie müsse ihm wehtun, um ihr Leben zu retten. Vom Lebenretten und wie viel man dafür zu opfern bereit ist, verstehe ich etwas. Aber ich dachte an Eric und mich, die wir uns abends im Bett voneinander wegdrehten, erschöpft, kalt und nach zu viel französischem Essen riechend, und ich fragte mich, ob es das wert war. Ich fragte mich, ob das, was ich tat, wirklich richtig war.
Unser geliebter ehemaliger Bürgermeister Rudolph Giuliani behauptete einmal, der Zivilisationsprozess bestehe darin, dass man den Kot außerhalb der Mauern halte. Das ist ein interessanter Standpunkt, aber ich muss bei allem Respekt widersprechen. Das Wesentliche an der Zivilisation ist das fließende Wasser. Als unseres am Dienstagmorgen um halb neun nach vierundachtzigstündiger Abwesenheit zurückkam, fühlten Eric und ich uns wieder wie Menschen. Und wenn wir uns an diesem Tag krankmeldeten, so nicht nur wegen einer ausgiebigen, heißen, alles hinwegtauenden Dusche.
Was den Biest-Reis anbelangt: Schließlich hörte ich damit auf, ohne mir eine endgültige Meinung hinsichtlich seiner Vorzüge gebildet zu haben. Ich zog auch nicht los und kaufte mir einen Reiskocher. Nicht weil ich etwas dagegen hatte. Ich wollte
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