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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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erregt, aber nicht allzu überrascht, und versuchten, mit ihren Handys und BlackBerrys zu anderen durchzukommen.
    Ein paar Leute aus unserem Büro, vielleicht zwei Dutzend, standen etwa zwanzig Minuten auf der anderen Straßenseite unter einer Skulptur, einem riesigen, roten Würfel mit einem Loch in der Mitte. Brad aus der Entwicklungsabteilung begann eine Liste zuständiger Personen aufzustellen, doch das war aussichtslos. Man sollte meinen, dies sei nicht die Aufgabe von Brad aus der Entwicklung gewesen, sondern von Mr. Kline, dem Leiter der Behörde. Der kam allerdings gar nicht erst zum Sammelpunkt. Stattdessen sprang er in ein Taxi und nahm seinen Lieblingsprojektleiter gleich mit, einen zwanzigjährigen Knaben, der aus steuerlichen Gründen einen Dollar Jahresgehalt bezieht, weil sein Vater die republikanische Partei mit zig Millionen Dollar unterstützt. Späteren Gerüchten zufolge entführte dieser Projektleiter unseren geliebten Chef in die Wohnung seines Vaters in der Park Avenue, wo er eine ungestörte Nacht verbrachte. Dies also waren die Aktivitäten unseres Amtsleiters, dieweil seine Mitarbeiter ratlos unter einer miesen Firmenskulptur standen - und dafür werde ich jetzt sicher verklagt, aber wissen Sie was? Die sollen mich sonst wo lecken, wenn sie keinen Spaß verstehen.
    Und ehrlich gesagt, so wahnsinnig viel hätte unser Chef auch nicht tun können, außer vielleicht zu zeigen, dass ihm der lange Heimweg seiner Sekretärinnen, zudem in unerträglichen Schuhen, nicht am Arsch vorbeiging. Ich stand eine Weile herum, solange sich die offenkundige Tatsache dieses Flüchtlingszugs ignorieren ließ, während meine Kollegen sich bereits in Zweier- und Dreiergrüppchen lösten. All die gut aussehenden, hochnäsigen Harvard-Junior-Planer hatten natürlich schicke kleine Apartments im East Village und konnten bequem nach Hause spazieren. Brad und Kimmy gingen schon den Broadway hoch bis zur Queensboro Bridge und dann rüber nach Queens. Ich hätte wahrscheinlich mitgehen sollen, aber diese Vorstellung hielt ich nicht aus. So stand ich alleine da, zwischen ein paar tausend Fremden, und dachte an meine Füße.
    (Außerdem - das habe ich noch nicht erwähnt, weil es ziemlich peinlich ist - trug ich unter meinem zu engen Kleid ein extrem einschnürendes korsett/gürtelartiges Ding. Ich hatte es zu Collegezeiten gekauft, weil ich - Gott, jetzt wird es wirklich peinlich - bei einer Musicaltruppe mitmachte, die »Like a Virgin« aufführte - es ist beschämend ! Es ist also eine Like-a-Virgin-Korsage aus schwarzer Spitze mit Tüten-BH. Ich habe sie früher getragen, weil sie so schön doof sexy war, und als halb bekehrter Theaterfreak stand ich auf diesen Retro-Tüten-Titten-Look. Doch seit dem Projekt trug ich sie, weil ich mich in viele Kleider nur noch auf diese Weise reinquetschen konnte.
    Körperliches Unbehagen und Bekleidungsnöte machen offenbar erfinderisch, denn als ich so dastand und verzweifelt auf die süßen Schleifen an meinen quälend engen marineblauen Ripspumps blickte, begann mein Gehirn zu rotieren und förderte Bröckchen eines tief verborgenen Wissens zutage.
    F… Es ist etwas mit F… eff, eff, ffffffee... FÄHRE!!! Es gibt hier irgendwo eine FÄHRE, ganz bestimmt!
    Und so ist es - es gibt einen Fährdienst direkt vom South Street Seaport in Lower Manhattan bis zum Hunter’s Point in Long Island City, bloß ein Dutzend Blocks von unserer Wohnung entfernt. Die Fahrt dauert zehn Minuten und ist wirklich ganz schön, besonders an einem windigen Sommerabend, wenn in New York alle Lichter ausgegangen sind und sich eine seltsame, dämmrige Stille über die Stadt legt.
    Über die fünf Dollar, die man mir für die Fahrt abknöpfte, habe ich mich wirklich nur gewundert, weil ich zwischen wütenden Queensern gnadenlos eingekeilt drei Stunden warten musste.
    Auf der Tafel stand 3.50 Dollar, aber die Frau, die an der Eingangsrampe die Geldscheine in eine I-♥-NY-Plastiktüte stopfte, nannte nicht diesen Betrag. Offenbar ein guter Tag für das Fährunternehmen. Oder vielleicht nur für eine gewisse Frau mit einer I-♥-NY-Tüte, der nötigen Dreistigkeit und einem sich plötzlich erfüllenden Traum. Andererseits - vielleicht waren die zusätzlichen eins fuffzig für die Unterhaltung gedacht, eine Art Reise nach Jerusalem übers Wasser. Drei Stunden lang stand eine winzige Latina auf einer Bank wie ein Lagerkommandant und schrie, die Hände um den Mund gelegt:
    »Queens!!! Queens, Anlegestelle

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