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Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche

Titel: Julie u Julia - 365 Tage, 524 Rezepte Und 1 Winzige Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Powell
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war es eine gute Idee. Wir hätten doch den Flash nicht zurücklassen können! Nimm’s leicht. Schau, es wird gerade erst hell. Wir haben jede Menge Zeit. Und es ist einfach richtig schön hier.«
    Paul blickte missmutig zu seiner Frau hinüber. »Du bist bestimmt der erste Mensch in der Geschichte, der Le Havre schön findet.«
    Julia grinste. »Und wenn? Ich bin zum ersten Mal in Frankreich. Ich bin glücklich! Und keine Untergangsstimmung deinerseits wird daran etwas ändern.« Sie stand da und verflocht ihre Finger mit den seinen. Er hatte sich seit langem daran gewöhnt, dass sie ihn weit überragte. Ihre Größe gab ihm das Gefühl von Stärke, er war eben die eine Hälfte eines äußerst dynamischen Zweiergespanns.
    »Schau, da ist es!« Er zeigte hoch, als der Buick endlich mit einem gewaltigen Kran aus dem Frachtraum gehoben wurde. Er schwankte leicht in seiner Wiege aus Ketten und Schaumgummi, und das Morgenlicht ließ die Kondenswassertropfen auf seiner kobaltblauen Haut aufblitzen. Mit einem sanften Stoß setzte er auf dem Kai auf, und die Dockarbeiter liefen herbei, um ihn zu befreien.
    »Na, siehst du? Willst du behaupten, das sei nicht schön?«
    »Es ist schön. Jetzt lass uns fahren. Es ist noch weit bis Paris.«
    »Aber wir essen doch irgendwo, oder? Ich könnte ein ganzes Pferd verdrücken!«
    Als er sie küsste, machten seine Lippen ein übermütiges, schmatzendes Geräusch, und er lachte. Endlich würde er Julia sein Frankreich zeigen.
    »Liebling, wann hätte ich dich je verhungern lassen? In Rouen gibt es ein wunderbares Lokal, dort machen wir Halt. Dann bekommst du eine richtige sole meunière , mit einer richtigen DoverScholle, und ich garantiere dir, dein Leben wird sich ändern.« Er ging zur Beifahrertür hinüber und öffnete sie ihr.
    »Oh, schon gut. Ich erwarte nicht, dass ein Fisch mein Leben ändert, wenn er nur das Knurren in meinem Magen beseitigt.« Sie stieg ein und faltete ihre Beine mit der insektenhaften Grazie eines Menschen zusammen, der an zu kleine Räume gewohnt ist. Sie kurbelte das Fenster runter, stützte den Ellbogen auf die Kante und gab dem alten Buick einen kräftigen Klaps, wie einem Lieblingspferd. »Ha!«, rief sie, als Paul einstieg und den Motor anließ. »Los geht’s!«

340. TAG, 465. REZEPT

    Zeit, nach Weehawken zu ziehen!
    I ch schmeiß noch mal eine Atombombe auf den Times Square mit diesen verdammten Schuhen, das schwöre ich. Es sind die Schuhe, die ich am 11. September trug, und damals musste ich in einem Billigschuhladen in der Sixth Avenue fast eine Stunde anstehen, um mir ein Paar bequemere Schuhe zu kaufen, damit ich mir bis Brooklyn meine Füße nicht zu blutigen Stümpfen ablief. Mit diesen Schuhen habe ich das Behandlungszimmer des Gynäkologen ruiniert, der das Pech hatte, innerhalb eines Monats der dritte Mediziner zu sein, der mir erzählte, ich ginge auf die dreißig zu, hätte irgendein Syndrom und müsse mir schnell ein Kind machen lassen, wenn ich überhaupt eins wolle. Und jetzt das.
    Eine der wenigen guten Eigenschaften, die ich meiner Bürowabe nachsagen kann, ist die Tatsache, dass sie in der Nähe eines großen Fensters liegt, deshalb habe ich erst nichts gemerkt. Ich war gerade dabei, zum Amüsement meiner wenigen demokratischen Kollegen eine mächtige und verachtenswerte Person - deren Name ich hier nicht nenne, sonst verklagt mich meine Behörde - äußerst treffend (wenn ich das so sagen darf) zu parodieren, als Nate von vorn aus der Eingangshalle rief: »Hey, habt ihr dort Strom?« Ich schaute auf den Bildschirm, doch der war dunkel, und das Telefon blinkte zum ersten Mal gar nicht mehr.
    »Nein. Wow!«
    Wir schnappten uns die Taschenlampen, die wir vom Amt bekommen hatten, dann wurden wir zusammengetrieben und durch stockfinstere Flure Richtung Treppenhaus geschickt. Wir New Yorker sind allmählich hartgesottene alte Evakuierungshasen, das sage ich Ihnen. Wir lachten und schwatzten und spekulierten lässig über Terroranschläge, während wir uns in einer stampfenden Spirale die Treppen hinunterwälzten.
    Aber so souverän sind wir auch wieder nicht, denn unten auf den Gehsteigen herrschte gelindes Chaos. Wir kannten zwar die ganze Notausgangsnummer auswendig, aber die Stelle mit dem Sammelpunkt war uns entfallen. Auch andere Gebäude waren evakuiert worden - es sah so aus, als sei der Strom mehrere Straßen weit ausgefallen. Es gab keinen Rauch, keine Sirenen, keine Verwundeten. Die Leute irrten herum, wirkten ein bisschen

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