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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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gehört. Darum hab ich eine Kritik auf seine Website gestellt.«
    »Und … Ach du Scheiße. Er lebt immer noch hier in der Stadt?«
    »Ein paar Minuten zu Fuß von hier.«
    »Du lieber Himmel.«
    »Macht dir das Sorgen?«
    »Es ist als ob … Von allen … allen Bars in der ganzen Welt, muss ich ausgerechnet in seiner landen. Das ist unglaublich.«
    »Eigentlich nicht. Wie gesagt. Ohne ihn würden wir uns gar nicht kennen. Ich möchte ihn dir vorstellen.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er a) ein totales Rad ab hat. Und ich ihn b) umbringen könnte. Und wenn ich ihn nicht umbringe, könnte er c) schon vor
     Aufregung tot umfallen.«
    »Tja, c) ist eine sehr reale Möglichkeit.«
    »Warum willst du mich mit ihm zusammenbringen?«
    »Weil er nicht dumm ist, ganz egal, was du denkst. Jedenfalls nicht, wenn es um Kunst geht. Und du bist so ziemlich der einzige
     lebende Künstler, der ihm wirklich was sagt.«
    »Der einzige lebende Künstler? Du lieber Himmel.Ich könnte dir so aus dem Stegreif hundert Leute nennen, die besser sind als ich.«
    »Um besser geht es nicht, Tucker. Du sprichst zu ihm. Für ihn. Er hat einen Draht zu dir. Du hast einen Stecker, der genau
     in den unheimlich kompliziert aussehenden Anschluss auf seinem Rücken passt. Ich weiß nicht, warum, aber es ist so.«
    »Dann brauche ich ihn ja nicht zu treffen. Wir haben uns bereits unterhalten.«
    »Oh, ganz wie du willst. Es ist seltsam. Er hat mich betrogen, und diese Beziehung hat mich viel gekostet. Aber dass du hier
     übernachtest und ich ihm nichts davon sage … das erscheint mir als absolut unvorstellbarer Verrat.«
    »Dann sag’s ihm, wenn ich wieder weg bin.«
    Sie tranken ihren Tee aus, und Annie holte eine Decke und Kissen fürs Sofa.
    Jackson schlief im Gästezimmer. Tucker hatte bereits den Streit darüber verloren, wer in ihrem Bett schlafen würde.
    »Danke, Annie«, sagte er. »Ganz aufrichtig.« Und er küsste sie auf die Wange.
    »Es ist schön, Leute zum Übernachten hier zu haben«, sagte sie. »Ist nicht mehr vorgekommen, seit Duncan ausgezogen ist.«
    »Oh. Ja. Dafür auch danke.« Er küsste sie auf die andere Wange und ging nach oben.
     
    Der Samstagmorgen war, trotz Annies Warnungen, klar, sonnig und kalt, aber nach Tuckers wohlerwogener Ansicht sah die Stadt
     dadurch nicht viel besser aus: Ohne das billige Neon der Nacht wirkte sie einfach müde, wie das ungeschminkte Gesicht einer
     alternden Nutte. Nach dem Frühstück gingen sie zum Meer hinunter; sie machteneinen kleinen Umweg, weil Annie ihren Besuchern zeigen wollte, wo das Museum war, und sie machten an einem Geschäft halt,
     in dem es Süßigkeiten in großen Gläsern gab, und man musste in Gramm angeben, wie viel man wollte. Jackson kaufte sich grellrosa
     Shrimps.
    Und dann entfuhr Annie plötzlich, als sie unten am Strand waren, um Jackson zu zeigen, wie man Steine über die Brecher springen
     ließ ein: »Oh-oh«.
    Ein dicklicher Mann mittleren Alters joggte, trotz der Temperaturen mit hochrotem Gesicht und schwitzend, auf sie zu. Er blieb
     stehen, als er Annie sah.
    »Hallo«, sagte er.
    »Hi, Duncan. Als Jogger kenne ich dich gar nicht.«
    »Nein, ich mich auch nicht. Es … äh, ist was Neues. Neue Lebensweise.«
    Tucker wusste genug über das Verhältnis zwischen Expartnern, um zu erkennen, dass dieser kurze Wortwechsel beinahe vor Bedeutung
     aus den Nähten platzte, aber auf Annies Gesicht konnte er nichts ablesen. Sie standen alle vier einen Moment lang unbeweglich
     da. Annie überlegte sich offenkundig, wie sie ihm die Neuigkeit beibringen sollte, als Duncan in einer großen Geste die Hand
     ausstreckte, als sei das irgendwie besonders edelmütig von ihm.
    »Hallo«, sagte Duncan. »Duncan Thompson.«
    »Hallo«, sagte Tucker. »Tucker Crowe.« Er hatte das Gewicht seines eigenen Namens noch nie so bewusst empfunden.
    Duncan ließ Tuckers Hand fallen, als wäre sie glühend heiß, und sah Annie mit wirklicher Verachtung an.
    »Das ist einfach armselig«, sagte er zu Annie. Und joggte weiter.
    »Warum hat der Mann gesagst, du wärst armselig?«, fragte Jackson.
    »Das ist kompliziert«, sagte Annie.
    »Ich will es wissen. Er war sauer auf uns.«
    »Tja«, sagte Tucker. »Ich glaube, der Mann hat gedacht, ich wär nicht der, als der ich mich ausgegeben habe. Er dachte, Annie
     hätte mir gesagt, ich sollte sagen, das wäre mein Name, weil sie dachte, es wäre witzig.«
    Es entstand eine kurze Pause, in der Jackson sich das Missverständnis

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