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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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sagst, ist, dass ich beschränkt bin.«
    »Hä? Wie kommst du jetzt darauf?«
    »Na ja, ich hab die Platte bestimmt hundert Mal gehört, und ich habe immer noch nicht das Gefühl, dass ich sie leer gehört
     habe. Ich muss also ein bisschen dumm sein. Für dich sind das alles bloß Fakten, oder? Das Album ist ein Dreck, Fakt. Und
     wenn ich die Fakten nicht kapiere, bin ich halt ein bisschen unterbelichtet.«
    »Nein, nein, tut mir leid, so hab ich das nicht gemeint.«
    »Okay, dann bitte. Bring das, was du von Juliet hältst, mit dem in Einklang, was ich denke.«
    Er musterte sie eingehend. Sie war tatsächlich verärgert, und das konnte nur heißen, dass die Musik ihr wirklich etwas bedeutete.
     Und er spielte diese Bedeutung gerade gründlich runter.
    Er zuckte die Schultern.
    »Kann ich nicht. Ich könnte höchstens sagen, na ja, dass jeder ein Recht auf seine Meinung hat.«
    »Was du nicht wirklich glaubst!«
    »Nein, in diesem Fall nicht, nein. Verstehst du … Es ist so, als wäre ich Koch, und du isst in meinem Restaurant, und du sagst
     mir, wie toll das Essen ist. Aber ich weiß, dass ich vor dem Servieren draufgepisst hab.Also, na ja, du hast ein Recht auf deine eigene Meinung, aber …«
    Annie zog die Nase kraus und lachte. »Aber es zeugt von einem gewissen Mangel an Geschmack.«
    »Genau.«
    »Tucker Crowe denkt also, seine Fans könnten Pisse nicht erkennen, wenn sie ihnen aufgetischt wird.«
    Das war hundertprozentig das, was Tucker Crowe während dieser Tour gedacht hatte. Er hasste sich selbst, sicher, aber ihn
     widerten auch alle an, die seine Musik begierig aufnahmen. Das war einer der Gründe, warum es ihm so leicht gefallen war aufzuhören.
    »Du weißt, dass schlechte Menschen große Kunst machen können, oder?«, sagte Annie.
    »Ja, natürlich. Einige der Menschen, vor deren Kunst ich die meiste Hochachtung habe, sind Arschlöcher.«
    »Dickens war nicht nett zu seiner Frau.«
    »Dickens hat aber auch keine Memoiren mit dem Titel ›Ich war nett zu meiner Frau‹ geschrieben.«
    »Du hast auch kein Album mit dem Titel ›Julie Beatty ist ein wahnsinnig interessanter Mensch mit ungeahnten Tiefen und ich
     habe ganz bestimmt keine andere geschwängert, während ich mit ihr zusammen war‹ aufgenommen. Es ist völlig egal, wie es zustande
     kam. Du glaubst, es war alles reiner Zufall. Aber ob es dir passt oder nicht, ob du es glaubst oder nicht, die Songs, zu denen
     dich Julie inspiriert hat, sind wundervoll.«
    Er warf in gespielter Verzweiflung die Arme hoch und lachte.
    »Was?«, sagte Annie.
    »Ich kann nicht glauben, dass ich dir das alles erzählt habe, und am Ende reden wir darüber, wie großartig ich bin.«
    »Tun wir ja gar nicht. Du hast schon wieder zweiDinge verwechselt. Du bist nicht großartig. Du bist ein, ein oberflächlicher, unzuverlässiger, selbstsüchtiger … Wichser .«
    »Danke.«
    »Na ja, du warst zumindest einer. Wir reden darüber, wie großartig dein Album ist.«
    Er lächelte.
    »Okay. Kompliment angenommen, wenn auch nicht abgekauft. Und die Schmähung ist ebenfalls dankend angenommen. Ich kann ehrlich
     sagen, dass mich noch nie irgendjemand als Wichser bezeichnet hat. Ist eine ganz nette Erfahrung.«
    »Du kannst lediglich behaupten, dass du noch nie gehört hast, wie dich jemand als Wichser bezeichnet hat. Ich wette, es ist schon vorgekommen. Liest du denn nie was im Internet?
     Aber ich weiß ja, dass du es tust. So haben wir uns kennengelernt.«
    Sie riss sich zusammen. Er sah ihr an, dass sie irgendwas sagen wollte und es sich verkniff.
    »Spuck’s aus«, sagte er.
    »Ich muss dir was beichten. Und es ist fast so schlimm wie das von dir.«
    »Schön.«
    »Weißt du noch, der Typ, der die erste Kritik auf die Website gestellt hat? Die, auf der du meine auch gefunden hast?«
    »Duncan Sowieso. Da wir gerade von Wichsern reden …«
    Annie starrte ihn an, dann schlug sie sich die Hand vor den Mund. Er hätte befürchtet, etwas Unpassendes gesagt zu haben,
     wenn in ihren Augen nicht so etwas wie überraschter Schabernack aufgeblitzt wäre.
    »Was?«
    »Tucker Crowe weiß, wer Duncan ist, und er hat ihnWichser genannt. Ich kann dir gar nicht sagen, wie irre das ist!«
    »Du kennst den Typ?«
    »Er ist … Das hier war auch sein Haus, bis vor ein paar Wochen.«
    Tucker starrte sie an.
    »Das ist also derjenige? Der Mann, an den du diese ganzen Jahre verschwendet hast?«
    »Genau der. Darum hab ich deine Stücke so viel gehört. Durch ihn hab ich Juliet, Naked

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