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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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erwähnen wollen, aber Terry Jacksons unfaire Attacke auf ihre Organisationstüchtigkeithatte sie provoziert. Und sie konnte ohnehin kaum glauben, dass er sich zu bleiben entschlossen hatte: Tucker und Jackson
     waren jetzt schon seit drei Nächten bei ihr und hatten es offenbar nicht eilig abzureisen.
    »Kommt drauf an, wer es ist«, sagte Terry.
    »Tucker Crowe.«
    »Tucker wer?«
    »Tucker Crowe.«
    »Nein. Gar nicht gut. Den kennt doch keiner.«
    »Tja, welcher amerikanische Singer-Songwriter aus den Achtzigern wäre denn gut gewesen?«
    Sie wurde langsam sauer. Woher dieser plötzliche Bedarf an einem Prominenten? So war es immer mit diesen Lokalpolitikern.
     Am Anfang eines Projekts geht es ausschließlich darum, was die Stadt braucht; am Ende geht alles nur noch um das Gooleness Echo .
    »Ich dachte, Sie würden Billy Joel oder so jemand nennen. Ist das ein Singer-Songwriter? Der hätte uns aus dem Loch ziehen
     können. Aber jedenfalls, Tucker Crowe, nein danke.«
    Er malte um den Namen Anführungszeichen in die Luft und kicherte, offenbar über Tucker Crowes Unbekanntheitsgrad.
    »Ich hab eine Idee«, sagte Terry.
    »Schießen Sie los.«
    »Drei Worte.«
    »Aha.«
    »Raten Sie mal.«
    »Drei Worte?«
    »Drei Worte.«
    »John Logie Baird. Harriet Beecher Stowe.«
    »Nein. Keiner von beiden. Oh, und ich sollte vielleicht sagen, eines der Wörter ist ›und‹.«
    »›Und‹? Wie Simon und Garfunkel?«
    »Ja. Aber nicht die. Ich glaube, Sie sollten aufgeben.«
    »Ich geb auf.«
    »Gav und Barnesy.«
    Annie prustete los. Terry Jackson sah gekränkt aus.
    »Es tut mir leid«, sagte Annie. »Ich war nicht … Das war nicht die Richtung, in die ich gedacht hatte.«
    »Was meinen Sie? Sie sind hier in der Gegend eine Legende, und viele Leute hier kennen sie …«
    »Die Idee gefällt mir«, sagte Annie ganz entschieden.
    »Wirklich?«
    »Wirklich.«
    Terry Jackson lächelte.
    »Echter Geistesblitz, was. Auch wenn ich ihn selber hatte.«
    »An die überregionale Presse werden wir damit wohl nicht kommen«, sagte Annie.
    »Das macht nichts. Konnte man sowieso nicht mit rechnen.«
    Annie hatte irgendwann mal gehört, in Zukunft würde jeder mit 15 Fans bereits berühmt sein. In Gooleness, wo Tucker in ihrem
     Gästezimmer schlief und Gav und Barnesy eingeladen waren, eine Ausstellung zu eröffnen, hatte die Zukunft gerade begonnen.
     
    Am Mittwoch, dem Tag der Eröffnungsfeier, waren Tucker und Jackson immer noch bei ihr; ihre Abreise verschob sich von Tag
     zu Tag. Annie befragte sie nicht bezüglich ihrer Pläne, weil sie den Gedanken, dass sie sie verlassen würden, nicht ertrug.
     Jeden Morgen fürchtete sie, sie könnten mit gepackten Taschen zum Frühstück in der Küche erscheinen, aber stattdessen erschienen
     sie mit dem Plan zu fischen oder spazieren zu gehen oder mit einem Bus die Küste entlangzufahren. Sie hattekeine Ahnung, ob für Jackson nicht eigentlich ein neues Schuljahr anfing, und sie fragte nicht, weil sie nicht wollte, dass
     Tucker sich mit der flachen Hand gegen die Stirn schlagen und seinen Sohn in aller Eile zum Bahnhof zerren würde.
    Sie hätte niemandem erklären können, worauf sie hoffte – zumindest hätte sie es nicht erklären wollen, weil die Erklärung
     so jämmerlich geklungen hätte, selbst für ihre eigenen Ohren. Sie hoffte wohl, dass sie für immer bleiben würden, in jedweder
     Konstellation, die ihnen genehm war. Falls Tucker nicht das Bett mit ihr teilen wollte, bitte, gerne, obwohl sie unbeugsam
     entschlossen war, in irgendeinem Stadium mit irgendwem zu schlafen, und wenn es ihm nicht passte, konnte er es sich sonst
     wohin schieben. (Diese Szenarien hatte sie sich bereits detailliert ausgemalt, daher der auf Krawall gebürstete Ton; sie hatte
     das Skript für diese Unterhaltung Sonntagabend geschrieben, als sie versuchte einzuschlafen, und merkte, dass Tuckers vorausgesagte
     Gleichgültigkeit ihr langsam auf die Nerven ging.) Sie würde natürlich Cat ersetzen müssen, zumindest für einen Großteil des
     Jahres – Reisen in die USA während der längeren Schulferien waren natürlich einzuplanen, aber ansonsten konnte Jackson eine
     Grundschule in Gooleness besuchen, die in Rose Hill vielleicht, die einen hervorragenden Ruf und eine eindrucksvolle Website
     hatte, über die sie am Abend zuvor gestolpert war. Wie hart würde es Jackson treffen? Er hatte nicht sehr viel über seine
     Mutter gesprochen, was ihr Hoffnung machte; seine wichtigste Bezugsperson war

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