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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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für irgendeine Kosmetikanzeige
     gemacht hatte, ein Foto, das Tucker immer noch irgendwo aufbewahrte. Natalies Begriffsstutzigkeit, ihre Überheblichkeit, Zerbrechlichkeit
     und außergewöhnliche Humorlosigkeit musste er irgendwie verlegt haben. Wie konnte er das vergessen, wo diese vier Eigenschaften
     allein schon zur Hälfte erklärten, wieso sie sich wieder getrennt hatten, noch bevor Lizzie auf die Welt kam? (Zur Hälfte
     war großzügig bemessen, dachte er, aber da er sich schon von vielen, vielen Frauen getrennt hatte, die keinen dieser Fehler
     aufwiesen, konnte sie ruhig etwas Verantwortung mit übernehmen.) Und wieso hatte er einfach kein Faible für warmherzige texanische
     Kellnerinnen gehabt? Was war an einem frostigen englischen Mädchen so attraktiv gewesen? Natalie hatte sein Julie-Beatty-Ersatz
     sein sollen; er war ihr zu einem Zeitpunkt inseinem Leben begegnet, in dem er als Säufer von einer Party zur nächsten taumelte, und das aus dem einzigen Grund, weil er
     immer noch eingeladen wurde. In ihm wuchs die Befürchtung, dass es mit den Einladungen und damit auch mit den Models eines
     Tages vorbei sein würde, daher war Natalie sein letztes Hurra. Wobei sie selbstverständlich nie einen derart vulgär enthusiastischen
     Laut von sich gegeben hatte.
    »He, ihr, streiten wir uns nicht«, sagte Jackson fröhlich. »Isst du Fleisch, Lizzie?«
    »Nein«, erklärte Lizzie. »Das letzte Mal habe ich Fleisch gegessen, als ich so alt war wie du. Mir wird schlecht davon, und
     ich kann Massentierhaltung nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.«
    »Aber Hühnchen isst du, oder?«
    Tucker lachte. Lizzie nicht.
     
    Als Cat den Wagen hörte, öffnete sie die Fliegentür und trat auf die Veranda. Sie hielt Pomus fest, damit er ihren Gast nicht
     ansprang. Tucker schaute prüfend, wie ihre Laune war. Während des Besuchs der Zwillinge war sie keine große Hilfe gewesen,
     aber das hing vornehmlich mit deren Mutter zusammen: Als sie noch nicht lange zusammen waren, hatte Tucker Cat erzählt, dass
     ihm die Trennung von Carrie sehr schwergefallen sei, und er glaubte vage angedeutet zu haben, der Grund dafür sei der exorbitante
     Sex mit ihr gewesen. Es hatte ihn überrascht, dass diese Information sie verletzte. Er hätte gedacht, es würde sie trösten
     zu hören, dass man über manche Beziehungen eben nicht so leicht hinwegkam, dass er sich nicht einfach ohne einen Kratzer durch
     alle durchpflügte.
    Tucker trug Lizzies Reisetasche ins Haus und stellte die Mädchen einander vor. Einen Moment lang standensie alle starr lächelnd da, auch wenn Lizzies Lächeln eine schmallippige, sachliche Angelegenheit war, die nicht sonderlich
     viel Sympathie oder Wohlbehagen verriet. Cat war kein Mädchen mehr, das wurde Tucker jetzt klar, wo ein echtes Mädchen ins
     Haus kam: Das Leben hatte um ihre Augen und ihren Mund Spuren hinterlassen, und vielleicht auch um die Körpermitte. Jetzt
     war er kein alter Perverser mehr! Cat war eine Frau! Andererseits: Er und Jackson hatten sie zugrunde gerichtet! Sie hatte
     ihre Jugend an sie vergeudet, und zum Dank sah sie sorgenvoll und alt aus! Ihn überkam das plötzliche Bedürfnis, sie in den
     Arm zu nehmen und sich zu entschuldigen, aber gerade jetzt, wo eine Gast-Tochter eingetroffen war, war wohl nicht der richtige
     Moment.
    »Geht doch in den Garten«, sagte Cat. »Ich bring euch was zu trinken.«
    Sie gingen durchs Haus, und Jackson zeigte unterwegs auf Stätten von kulturhistorischem Interesse – Stellen, an denen er sich
     gestoßen hatte, Bilder, die von ihm stammten. Lizzie wirkte nicht gerade überwältigt.
    »Ich dachte, du lebst auf einer Farm«, sagte sie, nachdem sie sich auf Gartenstühle und -bänke verteilt hatten.
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte Tucker.
    »Wikipedia.«
    »Und, hast du da auch was über dich gefunden? Oder Jackson?«
    »Nein. Da war gerüchteweise von nur einem Kind die Rede, das du mit Julie Beatty hättest.«
    »Und wieso glaubst du denen dann, dass ich auf einer Farm lebe? Außerdem hast du meine Telefonnummer und meine E-Mail-Adresse.
     Warum hast du mich nicht einfach gefragt, wie ich lebe?«
    »Es erschien mir irgendwie seltsam, den eigenenVater so was zu fragen. Vielleicht solltest du einen eigenen Wikipedia-Eintrag verfassen. Damit deine Kinder irgendwas über
     dich wissen.«
    »Wir haben Tiere«, schaltete sich Jackson beschwichtigend ein. »Hühner. Pomus. Und ein Kaninchen, das gestorben ist.«
    Die Anschaffung des

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