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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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zwölf Bände davon, und jeder Band ist mehrere hundert Seiten dick. Selbst wenn er nur Briefe geschrieben
     hätte, wäre das schon ein überaus produktives Leben gewesen. Aber es gibt auch noch vier Bände, und zwar dicke, mit seinen
     journalistischen Arbeiten. Er hat eine Reihe von Zeitschriften herausgegeben. Darüber hinaus hat er Zeit für ein unkonventionelles
     Liebesleben gehabt und für ein paar wertvolle Freundschaften. Hab ich was vergessen? Ach ja, ein Dutzend der besten Romane
     in englischer Sprache. Daher frage ich mich langsam, ob mein Faible für ihn zumindest teilweise daher rührt, dass er das genaue
     Gegenteil von mir ist. Er ist ja wohl das Musterbeispiel für einen Menschen, bei dem man sagen würde, wow, der hat wirklich
     was auf die Beine gestellt. Das passiert, oder? Dass Menschen sich zu ihrem Gegenteil hingezogen fühlen? Aber es gibt nicht
     viele Menschen wie den alten Charlie. Die meisten bekommen nicht die Möglichkeit, etwas zu tun, was überdauert. Sie verkaufen
     Duschvorhangringe wie John Candy in diesem Film. (Gut, die Ringe überdauern vielleicht. Aber wahrscheinlich sind sie kein
     Gesprächsthema für die Nachwelt.) Es geht also nicht darum, was man tut. Das kann’s nicht sein, oder? Es muss darum gehen,
     wie man ist, wie man liebt, wie man mit sich selbst und anderen umgeht, und das ist das, was mir zu schaffen macht. Ich habe
     lange Zeit nichts anderes getan als zu trinken und vor der Glotze zu sitzen, ohne jemanden zu lieben, weder eine Frau noch
     eine Freundin noch die Kinder, und daran gibt’s nichts schönzureden. Deswegen bedeutet Jackson mir so viel. Er ist meine letzte
     Hoffnung, und ich schütte alles, was noch in mir steckt, durch den Trichter, den der kleine Kerl auf dem Kopf hat. Das arme
     Kind! Wenn er nicht die Leistungen von Dickens, JFK, James Brown und Michael Jordan zusammen überbietet, wird er eine Enttäuschung
     für mich. Und ich werde das nicht mal mehr erleben.
    Tucker
     
    Liebe Annie
    Ich schreibe Dir diese E-Mail ungefähr fünf Minuten nach meiner vorigen. Mein Ratschlag war, wie es mir jetzt scheint, absolut
     wertlos und grenzt an eine Beleidigung. Ich hab vorgeschlagen, dass wir verlorene Zeit wiedergutmachen können, indem wir unsere
     Kinder lieben und umsorgen, aber du hast ja kein Kind. Deshalb glaubst Du ja, Deine Zeit vergeudet zu haben. Ich bin nicht
     ganz so pervers oder begriffsstutzig, wie es den Anschein haben könnte, und ich sehe ein, dass ich mich nicht gerade überzeugend
     als Guru präsentiert habe. Übrigens bin ich nächste Woche aus einem traurigen Anlass in London. Sollen wir so weitermachen
     wie bisher? Oder hättest Du Lust, irgendwo was trinken zu gehen?
     
    Liebe Annie
    Ich schreibe Dir diese E-Mail ungefähr fünf Minuten nach meiner vorigen. Mein Ratschlag war, wie es mir jetzt scheint, absolut
     wertlos und grenzt an eine Beleidigung. Ich hab vorgeschlagen, dass wir verlorene Zeit wiedergutmachen können, indem wir unsere
     Kinder lieben und umsorgen, aber du hast ja kein Kind. Deshalb glaubst Du ja, Deine Zeit vergeudet zu haben. Ich bin nicht
     ganz so pervers oder begriffsstutzig, wie es den Anschein haben könnte, und ich sehe ein, dass ich mich nicht gerade überzeugend
     als Guru präsentiert habe. Übrigens bin ich nächste Woche aus einem traurigen Anlass in London. Sollen wir so weitermachen
     wie bisher? Oder hättest Du Lust, irgendwo was trinken zu gehen?
     
    Es war natürlich der Teil mit den Gegensätzen, die sich anziehen, der durchschlagende Wirkung hatte. Sie wusste nicht, in
     wen oder was sie sich verliebt hatte, aber sie war so hin und weg wie noch nie in ihrem Leben.

[ Menü ]
    »Wie kann man ein Baby verlieren?«, fragte Jackson. »Es ist ja noch nicht mal geboren. Es kann ja nicht mal irgendwohin gehen.«
    Seine hochgezogenen Augenbrauen verrieten zurückgehaltene Erheiterung; der Junge war ziemlich sicher, dass die Pointe zu diesem
     Witz noch kommen würde, das sah Tucker, er würde aber erst lachen, wenn er die Erlaubnis dazu hatte.
    »Nun ja, gut. Wenn jemand sagt, dass eine Frau ihr Baby verloren hat …« Er zögerte. Gab es da keine verträglichere, sanftere
     Art? Wahrscheinlich ja, aber scheiß drauf: »Wenn jemand sagt, dass eine Frau ihr Baby verloren hat, dann heißt das, das Baby
     ist gestorben.«
    Die Augenbrauen sackten nach unten.
    »Gestorben?«
    »Ja. Das passiert manchmal. Ziemlich oft sogar. Bei Lizzie ist es so schlimm, weil es normalerweise früher passiert,

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