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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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fragte Cat.
    »So nahe stehen wir uns ja nicht«, sagte Tucker. »Sie würde kaum erwarten, dass ich über den Atlantik fliege, nur um überflüssig
     zu sein.«
    »Umgekehrt«, erwiderte Cat. »Sie rechnet fest damit, dass du es nicht tust.«
    »Genau«, sagte Tucker. »Das habe ich ja gerade gesagt.«
    »Nein. Hast du nicht. So wie du es formulierst, könnte man meinen, ihr sei das eine wie das andere gleichgültig. Sie erwartet,
     genau wie ich, von vornherein das Schlechteste von dir. Du verstehst wirklich nicht viel vom Verhältnis zwischen Vater und
     Tochter, was?«
    »Viel nicht, nein.« Jedenfalls nicht so viel, wie er bei mehreren Töchtern eigentlich müsste.
    »Aber sie ist den ganzen weiten Weg geflogen, um dich zu sehen, nachdem sie erfahren hat, dass sie schwanger ist. Irgendwie
     gibt es da schon eine Art Abmachung zwischen euch.«
    Unmittelbar nach diesem Gespräch rief er Natalie an.
    »Wann, schätzt du denn, kannst du sie besuchen kommen?«, fragte Natalie.
    »Oh«, machte Tucker, und diesmal klang der Laut etwas natürlicher. »Sobald ich hier alles geregelt hab.«
    »Aber du kommst? Lizzie war sicher, dass du dir diese Mühe nicht machen würdest.«
    »Ja, hab ich mir gedacht, dass sie das denkt. Ich kenne sie besser, als sie ahnt. Und sie kennt mich nicht die Bohne.«
    »Sie ist momentan sehr wütend auf dich.«
    »Na, ich schätze, solche Erlebnisse wühlen jede Menge inneren Mist auf.«
    »Ich glaube, daran wirst du dich gewöhnen müssen, jetzt, wo deine Kinder anfangen, selbst Kinder zu bekommen. Dadurch wird
     ihnen klar, wie hoffnungslos du als Vater warst.«
    »Toll, ich freue mich schon drauf.«
    Er knöpfte Jacksons Mantel ganz zu und gab dem Jungen einen Kuss auf den Kopf. Das einzige Kind, dass er nicht total verkorkst
     hatte, war natürlich das, dessen Nachwuchs er wohl kaum noch zu sehen bekäme.
    Erst viel später, nachdem er Jackson schon ins Bett gepackt hatte, wurde ihm klar, dass er gar nicht das Geld hatte, nach
     London zu fliegen. Sein Geld reichte nicht mal bis New York; Cat griff ihm derzeit finanziell unter die Arme. Was danach werden
     würde, war ihm noch ein Rätsel, das zu lösen er sich Zeit ließ. Jedenfalls würde niemand Jackson hungern lassen, und nurdarauf kam es an. Er rief Natalie zurück und behauptete, er habe niemanden finden können, der auf den Jungen aufpasste.
    »Seine Mutter nimmt ihn nicht? Du liebes bisschen.«
    Dieses »du liebes bisschen« – so englisch, so giftig.
    »Natürlich würde sie, aber …«
    »Aber was?«
    »Sie ist nicht da. Auf Geschäftsreise.«
    »Ich dachte, sie macht irgendwas mit Joghurt.«
    »Wieso schließen sich Joghurt und Reisen aus?«
    »Wird der dann nicht schlecht?«
    Zumindest die schwärende Austrittswunde, die Natalie hinterlassen hatte, konnte er noch spüren, immerhin etwas. Diese Kombination
     aus Biestigkeit und Dummheit war heute noch genauso schwer zu ertragen wie damals.
    »Dann bring ihn doch mit. Ich bin sicher, Lizzie würde sich freuen, ihn zu sehen. Sie war recht angetan von ihm.«
    »Das halte ich für keine gute Idee.«
    »Warum nicht?«
    »Tja, zum einen muss er in die Schule und …«
    »Lizzie hat erzählt, du und Cat würdet euch trennen.«
    »Das ist eine Sache, die, na ja, dazu ist es wohl gekommen, ja.«
    »Das heißt, du hast kein Geld für den Flug nach London.«
    »Darum geht’s nicht.«
    »Also kannst du dir den Flug leisten?«
    »Na ja, wenn’s hart auf hart kommt.«
    »Das jetzt ist hart auf hart.«
    »Okay, ich kann mir den Flug nicht leisten. Ich bin im Moment etwas knapp bei Kasse.«
    »Wir übernehmen das.«
    »Nein, das kann ich nicht …«
    »Tucker. Bitte.«
    »Gut. Danke.«
    Er fand es eigentlich gar nicht so schlimm, kein Geld zu haben, solange er lediglich einmal im Monat mit Fucker einen Kaffee
     trinken ging. Erwachsene, vor allem Erwachsene mit Kindern, sahen sich allerdings mitunter in der Situation, dass sie mehr
     Geld benötigten, als im Wechselgeldschälchen im Schlafzimmer lag, das mildtätige Exgattinnen großzügig zurückgelassen hatten.
     Natalies Ehemann machte irgendwas mit … Eigentlich hatte er gar keine rechte Vorstellung davon, was er machte. Er wusste nur
     noch, dass es etwas war, was er abgelehnt und verspottet hatte, also war es höchstwahrscheinlich etwas, bei dem man Anzug
     und Krawatte tragen und zu Meetings gehen musste. War er so eine Art Agent? In der Filmbranche? Langsam fiel es ihm wieder
     ein. Simon (?) leitete die Londoner Filiale irgendeiner

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