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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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kennengelernt und dann wieder eine andere, Kinder
     bekommen … Vielleicht war sein Gefühl in Bezug auf die Stewardess ja richtig gewesen. Er wünschte, er hätte sie von ihrer
     Lebensfähigkeit als Paar überzeugen können, obwohl er sich Jackson nicht wegwünschen mochte.
    Er blickte auf das Meer hinab. Der Junge steckte unter einer Decke, hatte Kopfhörer auf und sah sich die fünfte Episode Spongebob
     in Folge an. Er war selig. Tucker hatte ihn gewarnt, dass der Film, den sie im Flugzeug zeigen würden, ihm vielleicht nicht
     gefallen würde, denn das war passiert, als er das letzte Mal über den Atlantik geflogen war: Sie hatten einen schlechten Film
     gezeigt, den man nicht sehen mochte. Diesmal zeigten sie alle schlechten Filme, die jemals gedreht worden waren. Jackson hatte
     richtig gekichert, als er lange vor seinem Vater die unglaubliche Vielfältigkeit des Unterhaltungsangebotes entdeckte, die
     Fülle des Mülls, die er konsumieren konnte; er fand nun eher, dass der Flug fast ein bisschen zu kurz war. Tucker hingegen
     hatte die Liebeskomödie nur zur Hälfte geguckt. Das Hauptproblem zwischen dem Pärchen, um das es sich drehte, das, was verhinderte,
     dass sie zusammenkamen, war ganz offensichtlich der Umstand, dass sie eine Katze hatte und er einen Hund, die wie Hund und
     Katze miteinander kämpften, was das Pärchen durch eine Art ansteckende Krankheit, die im Film offenblieb, ebenfalls veranlasste,
     sich wie Hund und Katze in der Wolle zu liegen. Tucker war sich ziemlich sicher, dass sie ihr Problem wohl lösen würden, bevor
     der Film zu Ende wäre. Ihretwegen machte er sich keine Sorgen. Er versuchte nun vergebens, Barnaby Rudge zu lesen – Dickens passte nicht so recht zwischen all die kleinenMonitore, blinkenden Lämpchen und kleinen Mineralwasserdosen.
    Er fühlte sich immer noch scheußlich und konnte das Gefühl einer drohenden Katastrophe nicht abschütteln, und er wusste, dass
     das ein klassischer Indikator war. Jackson hatte einen Hypochonder aus ihm gemacht – die Überzeugung seines Sohnes, dass praktisch
     jeder Husten oder unerklärliche Schmerz Krebs bedeutete, oder Altersschwäche, tat ihnen beiden nicht gut –, aber er war ziemlich
     sicher, dass das Schwitzen, die Arrhythmie und die dunkle Vorahnung das Ergebnis seines unerwarteten Wiederauftauchens aus
     der Versenkung war. Er wusste, dass die Menschen, die sich in der zu Mutmaßungen neigenden Welt des Cyberspace für ihn interessierten,
     ihn als Einsiedler betrachteten, aber er selbst hatte sich nie für einen solchen gehalten. Er ging einkaufen, in Bars und
     zu Spielen der Little League, es war also nicht gerade so, als wäre er Salinger. Er machte eben bloß keine Musik mehr und
     redete nicht mehr mit ernsthaften jungen Musikjournalisten, aber das taten die meisten anderen Menschen ja auch nicht. Auf
     dem Flughafen war er allerdings mit großen Augen und offenem Mund herumgelaufen, sodass er vielleicht doch ein bisschen mehr
     von Kaspar Hauser an sich hatte als gedacht. Und Flugzeuge waren so unangenehm anders, und sie waren auf dem Weg in eine Weltstadt,
     zu einer Exfrau und einer Tochter, die ihn beide hassten … Es war ein Wunder, dass sein Herz überhaupt noch schlug, daher
     war 7⁄4, wenn das der Takt war, absolut akzeptabel. Er ließ das Buch sinken und fiel in einen verschwitzten, kränkelnden Halbschlaf.
     
    Natalie hatte einen Wagen geschickt, um sie abzuholen. Sie wurden zu Lizzies Apartment irgendwo in NottingHill gefahren, und der Fahrer wartete, während sie ihr Gepäck abstellten und sich umzogen. Tucker war mittlerweile nicht nur
     schwindlig und übel, sondern er hatte auch Angst, und obwohl er sich gerne ausgeruht hätte, wollte er doch nicht auf Lizzies
     weißen Teppich kotzen. Lizzie war wegen irgendwelcher Komplikationen in ein normales Krankenhaus verlegt worden – ein normales
     todschickes Krankenhaus allerdings –, und wenn er kotzen musste, wollte er wenigstens warten, bis er dort war.
    Genau in dem Moment, als er die absurd schwere Glastür des todschicken Krankenhauses aufstieß, fiel ihm wieder ein, wofür
     das Vorgefühl einer Katastrophe ein typisches Symptom war. Irgendjemand, möglicherweise eine Art Roboter-King-Kong, legte
     zwei riesige Stahlarme um seine Brust und drückte langsam zu. Ein stechender Schmerz fuhr wie ein Blitzschlag in seinen Arm
     und seine Schulter, und er versuchte, nicht in Jacksons blasses und verängstigtes Gesicht zu schauen. Er wollte sich

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