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Juliet, Naked

Juliet, Naked

Titel: Juliet, Naked Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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sie Kontakt halten können?«
    »Weil ich den Frauen immer die Organisation überlasse, was die Kinder betrifft. Ich war in so was nie gut, und die neueste
     Partnerin wollte der davor immer demonstrieren, dass sie ein anständiger, mitfühlender Mensch ist, also … Ich weiß, ich weiß.
     Es wirft irgendwie kein gutes Licht auf mich, oder?«
    Annie versuchte ein missbilligendes Gesicht aufzusetzen, wie er es offenbar erwartete, und gab es dann auf. Ihn zu missbilligen,
     würde ihn herabsetzen, ihn all den Menschen gleichsetzen, die sie bereits kannte. Sie wollte, sie musste mehr aus seinem komplizierten
     Privatleben hören, und anzudeuten, dass es ihr eigentlich nicht gefiel, würde dazu führen, dass er aufhörte, ihr Geschichten
     zu erzählen, die sie nie vergessen würde.
    »Nein«, sagte sie.
    Er schaute sie an.
    »Wirklich? Warum nicht?«
    Sie wusste nicht, warum nicht. Aus Trägheit undAchtlosigkeit den Kontakt zu den eigenen Töchtern abreißen zu lassen, war, von außen betrachtet, eine unattraktive Angewohnheit.
    »Ich denke … Menschen machen letztendlich das, worin sie gut sind. Wenn deine Partnerinnen besser darin sind, alles zu regeln,
     warum sollten sie es dann dir überlassen, nur damit du ein heilloses Chaos anrichtest?«
    Einen Moment lang erlaubte sie sich die Vorstellung, Duncan hätte eine Tochter aus einer früheren Verbindung, und sie wäre
     diejenige gewesen, die mit der Mutter gesprochen hätte, während er sich am Sack kratzte und seine Tucker-Crowe-Bootlegs hörte.
     Wäre sie unter diesen Bedingungen bei ihrer Meinung geblieben? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht.
    »Ich glaube nicht, dass du wirklich so denkst. Wenn doch, bist du die erste Frau, die ich kenne, bei der es so ist. Aber ich
     bin dir dankbar für deine Toleranz. Wie dem auch sei, das bringt mich hier nicht raus.«
    »Ich schaffe dich raus, wenn sie dich alle besucht haben.«
    »Nein, verstehst du, dann ist es zu spät. Der ganze Sinn und Zweck ist ja, sie nicht zu treffen.«
    »Ich weiß, aber … ich hätte ein schlechtes Gewissen. Und das willst du doch nicht, oder?«
    »Hör zu … hast du Zeit, noch mal vorbeizukommen? Morgen? Oder musst du gleich zurück?«
    Nicht zu glauben, aber sie wurde wieder rot. Hörte das denn nie auf? Würde sie für alle Zeiten erröten, sobald irgendwer irgendetwas
     zu ihr sagte? Diesmal war es eher ein zartes Rosé als ein Tomatenrot, eine Reaktion auf das erfreuliche Gefühl, von jemandem
     gebraucht zu werden, den sie attraktiv fand. Ihr ging auf, dass diese Art physischer Reaktion in den letzten fünfzehnJahren komplett gefehlt hatte; es war einfach nichts Erfreuliches vorgefallen – zumindest nichts in dieser Art.
    »Nein«, sagte sie. »Ich muss nicht gleich zurück. Weißt du, ich kann …« Und sie konnte. Sie konnte sich freinehmen und einen
     der »Freunde« das Museum öffnen lassen; sie konnte bei Linda übernachten, sie konnte, was immer erforderlich war.
    »Wunderbar! He! Da ist sie!«
    Tucker bezog sich auf die dramatisch blasse junge Frau, die in ihrem Morgenmantel langsam auf sie zukam. »Lizzie, darf ich
     dir Annie vorstellen.«
    Lizzie lag eindeutig nichts daran, Annie vorgestellt zu werden, denn sie ignorierte sie vollkommen. Annie hoffte unwillkürlich,
     Tucker würde sie zurechtweisen, aber das war unrealistisch. Die beiden mussten sich ein Krankenhaus teilen, und davon abgesehen
     konnte man vor Lizzie wirklich Angst haben.
    »Grace ist in Paris«, sagte sie. »Sie kommt morgen.«
    »Hast du ihr gesagt, dass sie nicht extra herkommen muss, jetzt wo wir wissen, dass ich nicht in unmittelbarer Lebensgefahr
     schwebe?«
    »Nein. Natürlich muss sie herkommen.«
    »Warum?«
    »Weil das Spielchen lange genug gedauert hat.«
    »Was?«
    »Dass du uns bewusst voneinander fernhältst.«
    »Ich halte euch nicht voneinander fern, ich trommele euch nur nicht alle zusammen.«
    Annie stand auf. »Ich sollte, du weißt schon …«
    »Du kommst also morgen wieder?«
    Annie schaute Lizzie an, die nicht zurückschaute.
    »Vielleicht ist es morgen nicht …«
    »Doch, ist es, wirklich.«
    Annie nahm seine Hand und schüttelte sie. Sie hätte sie auch gerne fest gedrückt, aber sie tat es nicht.
    »He, danke für die Bücher«, sagte er. »Sie sind genau das Richtige.«
    »Auf Wiedersehen, Lizzie«, sagte Annie provozierend.
    »Okay. Dann kannst du ja Grace anrufen und ihr sagen, dass sie nicht erwünscht ist«, sagte Lizzie.
    Annie bekam den Dreh langsam

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