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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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kann Ihnen nichts sagen. Sie werden zuerst einmal Ihre Fahrkarten nachlösen, sonst muss ich Sie beide im nächsten Bahnhof des Zuges verweisen!« Geschickt lenkte der Beamte das Gespräch auf das für ihn wichtigere Thema und nahm erleichtert wahr, dass die Gräfin und ihr Begleiter überlegten, für welche Strecke sie die Fahrkarten lösen sollten.
    »Erst mal bis Küstrin. Dort sehen wir weiter«, entschied Lore und reichte dem Mann ein paar Geldscheine. Nun war sie froh, dass sie einen ordentlichen Geldbetrag eingesteckt hatte, um Dausends Möbel gleich anzahlen zu können. Ihr war jedoch klar, dass sie und Jürgen die Unterstützung des Himmels brauchten, um Nathalia und deren Entführer zu finden. Die Bahnbeamten Seiner Majestät waren leider keine Hilfe.

XI.
    A ls Manfred Laabs sich dem
Le Plaisir
näherte, hatte sich seine Laune merklich gebessert. Er und Pielke würden die entführten Frauen noch einmal betäuben, aus dem Haus schaffen und an einen versteckten Ort verfrachten, der möglichst weit entfernt lag. Dort konnten die Weiber aufwachen und sich den Weg nach Hause suchen. Die Scham würde verhindern, dass sie jemandem von diesem Abenteuer erzählten, und damit war er aus dem Schneider.
    Mit diesem Gedanken trat er zur Vordertür und zog am Klingelstrang. Es dauerte unverhältnismäßig lange, bis Anton öffnete. Dieser sah den Ehemann seiner Chefin an, sagte aber nichts, sondern trat nur beiseite, um ihn vorbeizulassen.
    »Na, ist heute viel los?«, fragte Laabs mit gespielter Gelassenheit.
    »Wie üblich«, antwortete Anton kühl. Auch ihm war bewusst, dass die Entführer Lore von Trettin und deren Freundinnen nicht ohne Laabs’ Unterstützung in dieses Haus hatten bringen können. Daher hätte er den Mann am liebsten auf der Stelle niedergeschlagen, aber ohne Hedes Anweisung wollte er nicht handgreiflich werden. Er sah Laabs hinterher, als dieser durch den Empfangssalon ging und dabei einige Gäste launig grüßte, dann folgte er ihm so lautlos wie ein Schatten.
    Laabs ging an den Séparées vorbei, sah, wie eine Tür sich öffnete, und blickte für einen Augenblick in Dela Wollenwebers verächtlich verzogenes Gesicht. Das Mädchen hatte sich jedoch in der Gewalt und forderte eines der anderen Mädchen auf, eine neue Flasche Wein und weitere Leckereien für sich und Herrn von Grünfelder zu bringen.
    Unwillkürlich ärgerte Laabs sich über die kleine Hure. Immerhin hatte Dela ihn einmal so glühend geliebt, dass sie bereit gewesen war, für ihn auf den Strich zu gehen. Nun tat sie so, als existiere er nicht mehr für sie.
    »Verdammte Weiber!«, murmelte er, als er die Tür zum hinteren Treppenhaus aufsperrte und ins erste Stockwerk hinaufstieg.
    Oben war alles ruhig. Dies erleichterte ihn, denn wie es aussah, war nichts von dem Geschehen im Obergeschoss in das untere Bordell gedrungen. Er ging zu dem Raum, den er dem Gutsherrn zur Verfügung gestellt hatte, öffnete die Tür und erwartete Rudi Pielke und den Fotografen sowie die beiden nackten Frauen zu sehen. Doch auf der Ottomane saß Hede, die sich bei seinem Anblick erhob und ihn mit einem Blick musterte, als wäre er das Ekelhafteste, das ihr je über den Weg gelaufen war.
    »Du hast dir Zeit gelassen, nach Hause zu kommen«, sagte sie mit beherrschter Stimme. »Daher ist dir entgangen, dass die beiden Damen befreit worden sind. Dein Kumpan – Pielke heißt er wohl – hat das Weite gesucht. Das wird ihm allerdings nichts helfen, denn die Gendarmen sind ihm bereits auf den Fersen!«
    Laabs zog es den Boden unter den Füßen weg. Wenn stimmte, was Hede sagte, musste einiges schiefgelaufen sein. Er wollte seine Beteiligung bereits abstreiten, aber Hedes zornerfüllter Blick verriet ihm, dass sie ihm keinen Glauben schenken würde.
    »Es sollte doch nur ein Scherz sein«, sagte er kleinlaut.
    Hede lachte bitter auf. »Für dich mögen Entführung, das Erstellen entehrender Bilder und versuchte Vergewaltigungen ein Scherz sein. Ich aber – und die überwiegende Mehrheit der Bürger – nenne so etwas ein Verbrechen!«
    »Hede, versteh doch! Das wollte ich nicht. Ich …«
    Laabs brach ab, denn auf Hedes Gesicht zeichnete sich nun bodenlose Verachtung ab.
    »Bis jetzt habe ich dich für einen letztlich sympathischen Gauner gehalten. Doch nun sehe ich, dass du ein jämmerlicher Schwächling bist! Um unseres Sohnes willen bedauere ich nicht, dich geheiratet zu haben. Doch in Zukunft werden sich unsere Wege trennen.«
    Es fiel Hede schwer,

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