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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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zu sein, ihm vorurteilsfrei von Klingenfeld zu berichten.
    »Gerade wegen Gut Klingenfeld komme ich zu Ihnen, Nehlen. Erlauben Sie, dass ich mich kurz vorstelle? Ich bin Fridolin von Trettin, einer der drei Gesellschafter des Berliner Bankhauses Grünfelder. Baron Klingenfeld hat mehrere hohe Kredite bei unserer Bank aufgenommen …«
    »Und um die zittern Sie jetzt! Würde ich an Ihrer Stelle auch tun, denn der junge Klingenfeld ist ein elender Gauner. Er hat nicht einmal die restlichen Anteilseigner an dem misslungenen Fabrikobjekt seines Vaters entschädigt! Ich wusste schon immer, dass er nichts taugt. Sein Vater hatte gehofft, ihn noch zurechtbiegen zu können, aber das hat nichts gebracht. Der junge Klingenfeld wollte nicht Bauer spielen, wie er es nannte. Daher hat der Vater versucht, einen Fabrikanten aus ihm zu machen, und sich seinetwegen mit zu vielen Leuten zerstritten. Danach ging alles den Bach hinab. Als mein Freund merkte, dass er nichts mehr retten konnte, hat er sich erschossen. Das ist nun zwei Jahre her. Es wundert mich ohnehin, dass sein Sohn bis vor kurzem durchgehalten hat.«
    Grimbert von Nehlen wirkte bei diesen Worten so grimmig, dass er seinem Vornamen vollauf gerecht wurde. »Sie haben wenigstens noch das Gut als Pfand, auch wenn es nicht mehr viel einbringen wird. Ich habe zweitausend Mark für die Fabrik bezahlt und bekomme nichts zurück.«
    »Sie können versichert sein, dass unser Verlust weit höher liegt als Ihre zweitausend Mark. Klingenfeld hat sich weitere Kredite erschwindelt, die durch nichts gedeckt sind.« Fridolin hatte beschlossen, Graf Nehlen zu vertrauen, und berichtete von dem falschen Schmuck, den Anno von Klingenfeld bei mindestens vier Berliner Bankiers als Pfand für hohe Kreditsummen hinterlegt hatte.
    Nehlen hörte ihm aufmerksam zu und trat dann an den Schrank. »Nach dem, was Sie eben erzählt haben, können wir einen Schluck gebrauchen. Was trinken Sie, Korn oder Cognac?«
    »Wenn Sie mich so fragen, einen Cognac! Einen Korn habe ich bereits bei Zeeb genossen.« Fridolin wartete, bis sein Gastgeber eingeschenkt hatte, nahm das Glas entgegen und roch das würzige Aroma des Weinbrands. Auch wenn Graf Nehlen stolz darauf war, ein Landwirt zu sein, so verstand er einiges von feiner Lebensart. Der Cognac gehörte zu den besten, die Fridolin in letzter Zeit getrunken hatte.
    »Das ist eine ganz üble Sache mit Klingenfeld«, sagte er, nachdem er das Glas wieder abgestellt hatte.
    »Das sehe ich auch so! Der alte Klingenfeld hätte seinen Sohn zum Teufel jagen, noch einmal heiraten und Vater werden sollen, denn so klapprig war er auch wieder nicht. Es gibt einige recht stramme Witwen in der Gegend, die sich gerne Baronin Klingenfeld genannt hätten. Aber er hat es anders haben wollen – und jetzt sind wir die Angeschmierten.« Nehlen brauchte einen zweiten Cognac, um seinen Ärger zu verkraften, und klopfte dann auf den Tisch. »Es wird gleich zu Abend serviert. Sie sind selbstverständlich mein Gast!«
    »Gerne.« Da Fridolin mehr über die beiden Klingenfelds und deren Gut erfahren wollte, war er froh, von Graf Nehlen mit offenen Armen empfangen worden zu sein. Dieser enttäuschte ihn auch nicht, sondern berichtete von den gescheiterten Plänen, die Konservenfabrik zu errichten, und machte dabei aus seinem Groll keinen Hehl. Fridolin erfuhr auch einiges über Baron Anno, der bereits in frühen Jahren seinem Vater auf der Nase herumgetanzt war.
    »Der Junge musste natürlich in Berlin studieren anstatt in Göttingen, wie es sich für unsereins gehört. Dort hat er zu viele Freunde gefunden, die ebenfalls nichts taugten. Die kamen oft nach Klingenfeld zu Besuch, und dann durfte sich am Abend keine Jungfer auf der Straße sehen lassen. Verdammte Hurenböcke, sage ich! Die Kerle waren hinter den Weibern her wie der Teufel hinter der armen Seele und haben manch hübsche Magd in die Büsche gezerrt. Der alte Klingenfeld hätte mit der Hetzpeitsche dreinschlagen müssen! Stattdessen hat er dem Jungen seinen Willen gelassen. Da wundert es mich nicht, dass dieser schließlich zum Betrüger geworden ist. Seine Berliner Freunde werden ihn bei diesen Schurkenstücken nach Kräften unterstützt haben.«
    Fridolin hatte bereits vermutet, dass Klingenfeld seine Betrügereien nicht ohne Komplizen durchgeführt haben konnte. Zu seinem Leidwesen vermochte Nehlen ihm in dieser Angelegenheit nicht weiterzuhelfen, denn der alte Herr kannte weder die Namen der Berliner Freunde, noch

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