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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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kurzer Überlegung schüttelte er den Kopf. »Wenn Sie ein Bett für mich hätten, würde ich mich freuen, hierzubleiben und mich noch ein wenig mit Ihnen unterhalten zu können.«
    Auch Nehlen lockte ein ausführliches Gespräch, um mehr über seinen Gast zu erfahren. Wenn der Bankier tatsächlich dazu zu bewegen war, in dieser Gegend zu investieren, würde sich das nicht nur für ihn lohnen.
    »Ich habe sogar mehr als ein Bett übrig«, sagte er lachend. »Meine Großneffen kommen ab morgen zu Besuch, und da ist schon alles vorbereitet. Da ich nie geheiratet habe, will ich mir einen davon als Nachfolger aussuchen. Wer auch immer es wird, soll den Namen Nehlen annehmen. Das ist meine Bedingung. Natürlich muss er mir passen. Vielleicht können Sie mir helfen! Einer der Burschen lebt in Berlin und ist Leutnant bei den Kürassieren. Als treuer Anhänger des Welfenhauses passt mir das zwar nicht, aber die Musik spielt nun in Preußen, und in Berlin wird besonders kräftig auf die Pauke gehauen.«
    Bevor Fridolin darauf antworten konnte, hob Nehlen die Hand. »Erst nach dem Essen! Jetzt bin ich hungrig, und in dem Zustand sinkt meine Laune rasant. Sehen wir zu, dass sie wieder besser wird!«

V.
    L ore war ein wenig enttäuscht, weil Fridolin über Nacht ausgeblieben war und auch am Morgen nicht auftauchte. Aber sie tröstete sich damit, dass er gewiss interessante Neuigkeiten mitbringen würde. Seit sie sich auf Nathalias Gut befand, ging ihr Klingenfeld nicht mehr aus dem Kopf. In den letzten Jahren hatte sie sich immer wieder einen kleinen Landsitz in der Nähe von Berlin gewünscht, manchmal aber auch Sehnsucht nach Ostpreußen empfunden und überlegt, ob sie nicht dort einen Bauernhof erwerben und für ihre Zwecke umbauen sollte.
    Ein Gutshof von der Größe Klingenfelds hatte jedoch weit jenseits ihrer Vorstellungen gelegen. Nun freundete sie sich immer mehr mit dem Gedanken an, den Sommer auf einem solchen Besitz zu verbringen und vielleicht sogar reiten zu lernen. Auch Wolfi und Doro würde es dort gewiss gefallen.
    Nach dem Mittagessen ließ Nathalia einen leichten Wagen vorfahren und ihre Stute satteln. Da erst spürte Lore, wie nervös sie war. Sie hatte inzwischen vom Verwalter erfahren, dass Fridolin ebenfalls nach Nehlen gefahren war, und hoffte, ihn dort noch anzutreffen. Daher beeilte sie sich, auf den Wagen zu steigen, nahm Doro auf den Schoß und setzte Wolfi zu ihrer Seite. Das Kindermädchen nahm gegen die Fahrtrichtung Platz und behielt die beiden Kleinen im Auge, um sie jederzeit ihrer Herrin abnehmen zu können. Auch Agathe war recht aufgeregt, denn in Berlin hatte sie ihre Gräfin nur selten bei einer Ausfahrt begleiten dürfen.
    »Auf geht’s!« Nathalia schwang sich fröhlich auf Frühlingsmaid und trabte an. Drewes folgte ihr mit dem Wagen, und nun ging es ein ganzes Stück über Land.
    Lore freute sich über den Anblick der Dörfer am Wegesrand, deren Häuser aus Klinkersteinen bestanden und sehr gepflegt wirkten. Auch gab es immer wieder große Bauernhöfe und von Zeit zu Zeit einen Gutshof mit ausgedehnten Wirtschaftsgebäuden und Dutzenden von Knechten und Mägden, die auf den Feldern und Wiesen arbeiteten. Gelegentlich trafen sie auf einen anderen Wagen, und es kostete die Kutscher etliches an Zeit und Können, um auf der schmalen Straße aneinander vorbeizufahren. Allerdings benahmen die Männer sich erstaunlich manierlich und fluchten im Gegensatz zu den Fuhrleuten in Berlin nur selten.
    Dennoch konnte Lore den Ausflug kaum genießen. Eine unerklärliche Ungeduld hatte von ihr Besitz ergriffen. Als die Gruppe Nehlen endlich erreicht hatte und sie unter dem Vordach der Remise die kleine Kutsche stehen sah, mit der Fridolin aufgebrochen war, atmete sie erleichtert auf.
    »Neugierig, was?«, spottete Nathalia, die das letzte Stück neben dem Wagen geritten war. Sie trug ein fliederfarbenes Reitkleid aus Marys Salon und einen dunkelblauen Hut, der wie ein Herrenzylinder mit einem hellblauen Schleier aussah. Obwohl sie im Damensattel einen vorzüglichen Anblick bot, stöhnte sie, als ein Knecht sie vom Pferd gehoben hatte.
    »Ich weiß nicht, weshalb man als Frau so reiten muss, während Herren weitaus sicherer in ihren Sätteln sitzen. Ich werde mir für den Aufenthalt hier ebenfalls einen solchen Sattel zulegen und Reithosen anfertigen lassen!«
    »Aber Liebes, das darfst du nicht! Die Leute wären schockiert, wenn sie dich so sehen würden«, rief Lore erschrocken aus.
    Ihre Freundin

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