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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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wusste er, wo diese zu finden waren.
    »Die wenigsten von den Kerlen waren Edelleute«, fuhr er fort, »und mindestens einer sogar ein Zuhälter. Der hat eines der Bauernmädchen beschwatzt, mit ihm nach Berlin zu gehen, weil es dort viel Geld zu verdienen gäbe, und das dumme Ding ist ihm tatsächlich gefolgt. Das Mädchen war noch einmal hier, zu Weihnachten, hat aber nicht viel gesagt und ist schnell wieder nach Berlin entschwunden.«
    Graf Nehlen rieb sich über die Stirn, so als wolle er seinen Unmut über diese Bagage vertreiben.
    Fridolins Gedanken aber schweiften von seinem eigentlichen Thema ab. Zwar wusste er nicht, wie gut Hede Pfefferkorn – oder Laabs, wie sie jetzt hieß – mit anderen Puffmüttern und Bordellbesitzern in Berlin bekannt war, und ihm war klar, dass eine Suche nach diesem Mädchen der nach einer Nadel im Heuhaufen glich. Dennoch konnte er diese Spur nicht einfach ignorieren. Eine andere hatte er nicht.
    »Können Sie mir den Namen des Mädchens beschaffen, Nehlen, und möglicherweise sogar die Anschrift?«
    Sein Gastgeber sah ihn verwundert an. »Was wollen Sie denn von der? Sie etwa zurückschicken? Nein, Trettin, hier wird niemand mehr dieses Frauenzimmer aufnehmen.«
    »Aber es könnte mich zu dem Mann führen, den Sie einen Zuhälter genannt haben. Solches Gelichter hat seine Hände meist auch in anderen üblen Sachen stecken, vielleicht sogar im Fall des vertauschten Schmucks.«
    »Da könnten Sie recht haben! Wenn ich den Namen und die Anschrift des Mädchens in Erfahrung bringe, lasse ich sie Ihnen über Herrn Zeeb zukommen.«
    »Danke!« Fridolin hatte endlich das Gefühl, einen Faden in der Hand zu halten, dem er folgen konnte, um dem Betrug gegen die eigene und andere Banken auf die Schliche zu kommen. Aber er ließ sein eigentliches Ziel nicht aus den Augen.
    »Sie werden verstehen, dass meine Partner und ich in großer Sorge wegen Klingenfeld sind. Wenn wir es verkaufen oder gar versteigern lassen, würde es nur einen Bruchteil des eigentlichen Wertes erzielen. Aus diesem Grund habe ich schon erwogen, es selbst zu übernehmen.«
    Graf Nehlen blickte ihn nachdenklich an und nickte. »Das habe ich mir schon gedacht! Jeder vernünftige Geschäftsmann würde dies ins Kalkül ziehen. Einen Verlust würden Sie damit nicht machen. Allerdings brauchen Sie einen guten Verwalter und ein paar Jahre Zeit, in denen das Gut gerade in der Lage sein wird, sich selbst zu tragen. Sollten Sie aber gar ein wenig Geld investieren und die Konservenfabrik fertigstellen, besitzen Sie in wenigen Jahren eine Goldgrube! Es gibt keinen Landwirt in der Gegend, der nicht froh wäre, seine Erzeugnisse auf diese Weise besser absetzen zu können.«
    So weit hatte Fridolin noch nicht gedacht. Auch ging ihm die Sache ein wenig zu schnell. Seine Geldreserven waren nicht unerschöpflich, und über Gebühr verschulden wollte er sich nicht. Doch Nehlen machte ihm mit knappen Worten klar, wie dringend eine solche Fabrik in diesem Landstrich gebraucht wurde. Bisher mussten die Feldfrüchte und auch das Vieh bis nach Bremen oder gar Hamburg geschafft werden. Eine Konservenfabrik mit angeschlossener Schlachterei würde die Wege für die Landwirte enorm verkürzen und damit ihren Gewinn erhöhen.
    »Lassen Sie es sich durch den Kopf gehen, Trettin! Ich bin bereit, Ihnen zu helfen, wenn Sie diesen Weg gehen wollen. Es wäre eine Möglichkeit, das Geld wiederzugewinnen, um das mich Anno von Klingenfeld gebracht hat«, schloss er nach einer Weile.
    »Diese Schulden …«, begann Fridolin, doch Nehlen unterbrach ihn sofort.
    »… gehen nicht auf Ihre Kappe. Ich will dieses Geld nicht von Ihnen, sondern meinen Verlust durch erhöhten Gewinn hereinholen. Die meisten Landwirte hier denken so. Wenn ich mit den bisherigen Anteilsnehmern rede, werden sich die meisten wieder an dem Projekt beteiligen. Wir werden Ihnen auch helfen, den richtigen Verwalter zu finden. Der, den der junge Klingenfeld auf das Gut gesetzt hat, ist nämlich keinen Schuss Pulver wert. Sehen Sie sich die Bücher genau an! Ich bin sicher, dass der Kerl in die eigene Tasche wirtschaftet. Weisen Sie ihm das nach und schmeißen Sie ihn hinaus. Und jetzt kommen Sie! Eigentlich wollte ich schon vor einer Stunde zu Abend essen. Wollen Sie heute noch nach Steenbrook zurückfahren?«
    Dies war Fridolins Absicht gewesen, doch nun war er sich nicht sicher. Wenn er blieb, würde er von Graf Nehlen noch so einiges erfahren, das wichtig für ihn sein konnte. Nach

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