Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
kleinen Raten über Jahre hinweg begleichen können. Wenn wir gleichzeitig Ihre Anteile um fünf Prozent erhöhen, erhalten Sie auch mehr von dem Überschuss der Bank. Damit können Sie Gut Klingenfeld schon fast allein abzahlen«, beschwor Dohnke ihn eindringlich.
    Ganz so leicht würde es nicht sein, das wusste er ebenso wie sein Schwiegervater. Doch beide waren bereit, Fridolin diese bittere Pille ein wenig zu verzuckern.
    »Was halten Sie von einem Zuschuss von zweitausend Mark, damit Sie Vieh kaufen können?«, bot Grünfelder an.
    Fridolin tat so, als müsse er über diesen Vorschlag nachdenken. »Nun, es wäre eine gewisse Hilfe«, antwortete er zögernd, um sogleich eine Einschränkung zu machen. »Es würde trotzdem Jahre dauern, bis das Gut sich wieder selbst tragen kann. Bis dahin hätte ich einen schweren Mühlstein am Hals.«
    »Vielleicht sollten Sie daran denken, Ihre Einlagen in der Bank um zwanzig Prozent zu verringern und dieses Geld als Anzahlung für das Gut zu verwenden«, schlug Dohnke zu.
    Fridolin schüttelte den Kopf. »Dann gerate ich Ihnen gegenüber endgültig ins Hintertreffen und stehe nicht besser, als wenn ich mich mit dem Geld an einer der anderen großen Berliner Banken beteiligen würde.«
    Bei dem Gedanken, Fridolin könnte seine Gelder tatsächlich aus dem Bankhaus herausziehen, wurde Grünfelder flau im Magen. »Aber wir werden doch gewiss zu einer Übereinkunft kommen!«
    »Wie wäre denn Folgendes: Sie zahlen zu Beginn kleinere Raten«, bot Dohnke an. »Damit hätten Sie jetzt Geld, um es in das Gut zu stecken, und können später die Gewinne daraus verwenden, es ganz abzuzahlen.«
    An diese Möglichkeit hatte Fridolin bereits gedacht. Allerdings konnte er nicht das Gut auf Vordermann bringen und gleichzeitig die Fabrik fertigstellen. »Ich habe bereits einige Überlegungen angestellt«, setzte er an. »Zuerst kam mir der Gedanke, das Gut zu übernehmen, wenn Sie mit achtzig Prozent des Schätzwerts als Kaufpreis einverstanden sind.« Er sah Dohnke wie auch dessen Schwiegervater aufatmen. Achtzig Prozent des Schätzwerts waren weitaus mehr, als sie bei einer Versteigerung erwarten konnten. Bevor einer der beiden jedoch etwas sagen konnte, hob er die Hand.
    »Dies war, wie gesagt, meine erste Überlegung. Nur befreit mich dies nicht von dem Problem der Anschubfinanzierung, die das Gut dringend benötigt.«
    »Wir sagten doch bereits, dass wir dreitausend, vielleicht auch fünftausend Mark für Vieh- und Gerätekäufe zur Verfügung stellen könnten«, trumpfte Grünfelder auf.
    »Darüber ließe sich reden. Allerdings brauche ich die doppelte, nein, die vierfache Summe, nicht geschenkt, sondern als Kredit mit geringen Zinsen. Die Sicherheit wäre ein Teil meiner Einlagen bei der Bank«, antwortete Fridolin zögernd.
    »Darauf können wir uns einigen. Sie zahlen achtzig Prozent des Schätzwerts innerhalb von zehn Jahren ab – und zwar ohne Zinsen – und erhalten zusätzlich einen Kredit über zwanzigtausend Mark zu geringen Zinsen. Wenn Sie damit einverstanden sind, lasse ich morgen die entsprechenden Papiere vorbereiten.« Dohnke lächelte zufrieden, denn damit sparten sein Schwiegervater und er das Viehgeld, wie er es für sich nannte.
    »Sie haben die fünfprozentige Aufstockung meiner Anlagesumme vergessen«, erinnerte Fridolin ihn freundlich.
    »Ganz bestimmt nicht! Die bekommen Sie wie vereinbart. Was ist, Trettin, sind Sie damit einverstanden?«
    »Bereiten Sie die Verträge vor. Sollten sich bis morgen noch Einwände ergeben, werden diese nur einzelne Punkte betreffen. Darf ich die Herren bitten, mich bei Ihren Damen zu entschuldigen? Ich bin müde von der Reise und werde mir erlauben, ihnen morgen Nachmittag meine Aufwartung zu machen.« Fridolin wollte sich erheben, doch so leicht entkam er Grünfelder nicht.
    »Mein lieber Trettin, sollten wir unsere Übereinkunft nicht mit einem Cognac begießen? Übrigens hoffe ich, dass Sie morgen zu Mittag unser Gast sind. Zu Hause wird es Ihnen ohne Ihre Frau Gemahlin und die Kinder gewiss langweilig sein.«
    »Ich werde gerne kommen, und ich habe auch nichts gegen einen Cognac einzuwenden.« Die Sache war in so vollem Umfang nach seinen Vorstellungen abgelaufen, dass Fridolin beinahe wie ein satter, zufriedener Kater geschnurrt hätte. Er bekam nicht nur das Gut zu einem vertretbaren Preis, viel wichtiger war ihm, dass er nun über zwanzigtausend Mark freies Geld verfügte, das er sofort in die Konservenfabrik stecken konnte.

Weitere Kostenlose Bücher