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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Dohnke verheiratet, sehr glücklich, wie sie überall erzählte, und seit einem Jahr Mutter einer Tochter. Den ersehnten Erben hoffte sie innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre zu gebären. Nun lehnte sie sich gegen ihren Mann, der gutmütig auf sie herabsah.
    »Es war gewiss keine böse Absicht der Gräfin Trettin, denn die Abreise aufs Land ergab sich ganz überraschend«, erklärte er. »Ihr Gatte musste im Auftrag der Bank ein Gut in der Nähe von Komtess Retzmanns Besitz aufsuchen und wollte die Damen persönlich zu ihrem Feriendomizil geleiten. Er selbst wird sich ebenfalls dorthin begeben, sobald es ihm möglich ist.«
    »Ich möchte auch aufs Land!«, sagte Wilhelmine mit einem seelenvollen Seufzen.
    Dohnkes Lächeln nahm einen leicht spöttischen Zug an, denn im Grunde verabscheute seine Frau das Landleben. Hähne, die in aller Herrgottsfrühe krähten, waren ihr ein Greuel, und von dem Geruch nach Dung, der bei der Feldbestellung nicht zu vermeiden war, bekam sie Migräneanfälle.
    Noch während er überlegte, was er antworten sollte, ergriff sein Schwiegervater das Wort. »Ich habe bereits ein passendes Anwesen in der Umgebung von Berlin ins Auge gefasst, meine Liebe. Es handelt sich um ein schmuckes Landhaus, das dir gewiss gefallen wird. Kühe und Schweine werden dort keine gehalten, ebenso wenig Hühner und anderes nutzloses Geziefer. Es gibt nur einen Stall für Pferde. Diese Tiere braucht man, wenn man ausfahren will, und sie stinken nicht. Es wird dir gefallen!«
    »Oh, wirklich?« Wilhelmine klatschte vor Begeisterung in die Hände, während Dohnke sich vornahm, ein ernstes Wort mit seinem Schwiegervater zu sprechen.
    Grünfelder hatte den Plan, einen Landsitz zu kaufen, zu einem Zeitpunkt ins Auge gefasst, an dem Anno von Klingenfelds Betrügereien noch nicht aufgedeckt worden waren. Zwar gehörten zu dem Anwesen nur ein paar Morgen Land, aber seiner begehrten Lage wegen würden sie eine erkleckliche Summe für Haus und Grund aufbringen müssen. Andererseits wiederum, dachte Dohnke, würde der Erwerb eines solchen Landsitzes sowohl ihren Kunden als auch der Konkurrenz zeigen, dass ihr Bankhaus das Klingenfeld-Desaster gut überstanden hatte.
    »Wenn du magst, meine Liebe, können wir das Anwesen in den nächsten Tagen aufsuchen, um zu sehen, ob es dir gefällt.« Dohnke hatte seine Entscheidung getroffen und erhielt dafür von der hocherfreuten Wilhelmine einen Kuss.
    Grünfelder räusperte sich angesichts dieser intimen Geste, war aber mit seinem Schwiegersohn vollauf zufrieden. Manchmal nämlich konnte er sich des Verdachts nicht erwehren, dieser habe statt eines Herzens ein Rechenbrett im Leib. Doch wenn es darauf ankam, seiner Wilhelmine eine Freude zu bereiten, handelte Emil genau so, wie er es sich wünschte.
    »Ist euch Mittwoch recht?«, fragte er. »Am Nachmittag habe ich keine Termine in der Bank, und Emil ebenso wenig. Wenn doch etwas anfällt, kann Trettin es für uns übernehmen.«
    »Ich würde mich freuen!« Wilhelmine wirkte so glücklich, dass ihr Mann nicht anders konnte, als seinem Schwiegervater zuzustimmen.
    »Dann fahren wir hin, das heißt, wenn es Ihnen recht ist, liebste Schwiegermama!« Die letzte Einschränkung war rein rhetorischer Natur, da Juliane von Grünfelder niemals eine Entscheidung ihres Mannes zu kritisieren oder gar umzustoßen wagte. Auch diesmal stimmte sie sofort zu und erklärte, wenn es der Herzenswunsch ihrer lieben Tochter sei, einen solchen Landsitz ihr Eigen zu nennen, wäre sie die Letzte, die sich dagegen sträube.
    »Ich wusste, dass du das sagen würdest, meine Liebe.« Grünfelder tätschelte ihr die Hand und teilte den Damen mit, dass er Graf Trettin für den nächsten Tag zum Mittagessen eingeladen hatte.
    »Er war kurz hier, um uns von seiner Reise zu berichten, bittet euch aber, ihn zu entschuldigen, weil er sehr in Eile war. Er wird euch morgen zur Verfügung stehen.«
    »Graf Trettin ist morgen bei uns zu Gast? Da muss ich ja gleich mit der Köchin sprechen, damit sie nicht das gewöhnliche Essen auftischt, das es sonst hier gibt!« Juliane nickte Mann, Tochter und Schwiegersohn kurz zu und rauschte aus dem Raum.
    Da das Essen im Haus im Allgemeinen ausgezeichnet war, hielt Dohnke ihr Verhalten für Ziererei. Er gönnte ihr jedoch die Freude und besprach mit seinem Schwiegervater und seiner Frau den geplanten Ausflug zu dem kleinen Landsitz bei Köpenick.

III.
    A uf Steenbrook bedachte Nathalia um die gleiche Zeit Lore mit einem

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