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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ich gesagt habe, meine Haushälterin. Dabei bist du doch so viel mehr für mich!«
    Maruhn schenkte Frida einen Blick voller Liebe. Dann wandte er sich wieder dem Stadtplan zu, auf dem rote Kreuze die Juweliergeschäfte kennzeichneten, in denen Anno von Klingenfeld den Schmuck hatte schätzen lassen, und blaue die jeweilige Bank, für die dieser Schmuck als Sicherheit bestimmt gewesen war.
    »Ich finde es nach wie vor äußerst verwirrend«, sagte er mehr für sich als zu seiner Hausgenossin. »Klingenfeld hat den Schmuck bei anerkannten Juwelieren schätzen lassen, und zwar jedes Mal bei einem anderen.«
    »Hätte er es immer bei demselben getan, wäre dies wohl aufgefallen«, warf die Frau ein.
    »Das sehe ich auch so. Doch sieh dir das an! In dieser Straße liegt Grünfelders Bank und in dieser der Juwelier, bei dem der ihm zugedachte Schmuck geschätzt worden ist. Dabei hätte Anno von Klingenfeld den Schmuck genauso gut zu dem Juwelier bringen können, der nur hundert Meter von Grünfelders Bank entfernt sein Geschäft betreibt. Genau dort aber hat er den Schmuck für eine andere Bank schätzen lassen, die ebenfalls ein ganzes Stück davon entfernt liegt. Bei den beiden anderen Banken ist er genauso vorgegangen. Klingenfeld hätte Juweliere nehmen können, die weitaus näher bei der jeweiligen Bank liegen. So musste er mit dem Schmuck jedes Mal eine ziemlich große Strecke zurücklegen!«
    Maruhn rollte die Karte zusammen. »Ich werde heute etwas später zum Abendessen kommen, denn ich möchte noch etwas nachprüfen.«
    »Bis wann kann ich dich erwarten?«
    »Frühestens um acht. Gib lieber noch eine halbe Stunde hinzu! Ich bringe uns auch eine Flasche Wein zum Essen mit.«
    »Hättest du mir das früher gesagt, hätte ich sie eben schon kaufen können«, wandte die Frau ein.
    Maruhn tätschelte ihr die Wange. »Du bist so tüchtig, dass ich oft genug mein Bein verfluche, das mich zu einem hinkenden alten Esel macht.«
    »Bade nicht gleich wieder in Selbstmitleid. Das hast du wirklich nicht nötig!« Die Frau klang harsch, doch sie kannte den Detektiv und wusste, wie er zu behandeln war.
    Er nickte mit zusammengekniffenen Lippen und forderte sie auf, ihm seinen Stock zu bringen. »Nicht, dass ich ihn wirklich brauchen würde«, behauptete er. »Doch ich fühle mich sicherer, ihn bei mir zu haben.«
    Seine Hausgenossin lächelte und brachte ihm das Verlangte zusammen mit einem leichten Mantel. »Es kann heute Abend kühl werden und vielleicht sogar regnen.«
    »Danke!« Der Detektiv hängte sich den Mantel über den rechten Arm und nahm den Stock in die Linke. »Bis heute Abend, meine Liebe.«
    Er küsste die Frau auf die Wange und zog sie kurz an sich. »Vielleicht sollten wir doch heiraten!«
    »Das wäre was! Ein Offizier a.D. und ein einfaches Dienstmädchen, das gerade mal den eigenen Namen schreiben kann«, antwortete sie mit einer abwehrenden Handbewegung.
    Frida wusste ebenso wie Maruhn, dass er seine Reputation mit einer solchen Heirat endgültig verlieren würde. Solange er darauf angewiesen war, zu seiner mageren Militärpension Geld als Detektiv hinzuzuverdienen, konnte er sich das nicht leisten. Oder zumindest erst dann, wenn er einen so spektakulären Fall aufklärte, dass er sich einen guten Ruf in Berlin und darüber hinaus erwarb. Bis dahin jedoch sah man in ihm nur den Krüppel und versuchte bestenfalls, den Preis für seine Arbeit zu drücken.
    »Wir sind auch so zufrieden«, sagte sie daher und verschwand in der Küche.
    Maruhn sah ihr nach und sagte sich, dass sie ein besseres Leben verdient hätte als das, welches er ihr bieten konnte. Doch dafür brauchte er dringend die Erfolgsprämie, die Grünfelder ihm versprochen hatte. Mit dem festen Willen, alles zu tun, um sich diese zu verdienen, verließ er das kleine Haus, das er als einziges Vermögen besaß, und humpelte die Straße entlang. Ein Stück weiter entdeckte er eine leere Droschke und rief dem Kutscher zu, auf ihn zu warten.
    Der Mann hielt an und sah zu, wie Maruhn sich abmühte, den Wagen zu erreichen. »Wohl nicht jut zu Fuß der Herr, wa?«, fragte er grinsend.
    »Sedan 71!«, erklärte der Detektiv, und das Grinsen des Kutschers erlosch.
    »Wo wollen der Herr hinjebracht werden?«
    Maruhn stieg ein und nannte ihm eine Adresse. Dann lehnte er sich zurück und schloss die Augen, um besser nachdenken zu können. An ihrem Ziel angelangt, verblüffte er den Kutscher, indem er diesen aufforderte, ihn auf schnellstem Weg in die

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