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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Polizeioffizier übernommen. Zwei Jahre später wurde ich wegen meines lahmen Beins in Pension geschickt. Da ich nicht als Krüppel nur die Wände meines Zimmers anstarren wollte, habe ich es übernommen, für andere Leute Erkundigungen einzuziehen.«
    »Sie leben allein hier?«, fragte Fridolin weiter.
    »So gut wie«, antwortete der Detektiv.
    »Was heißt das?«
    »Meine Haushälterin bewohnt ein Zimmer im oberen Stock. Sie ist derzeit einkaufen. Doch wollen wir nicht lieber über den verschwundenen Schmuck sprechen?«
    Fridolin begriff, dass Maruhn ungern über seine privaten Verhältnisse sprach, und erwog, anderswo Erkundigungen über ihn einzuholen. Der Gedanke, einen Detektiv auf einen Detektiv anzusetzen, amüsierte ihn so, dass er schmunzeln musste.
    »Sie wollten erzählen, was Sie in der Umgebung Klingenfelds in Erfahrung gebracht haben«, fragte Maruhn ein wenig ungeduldig.
    »Baron Anno soll dort häufig Besuch von Berliner Freunden erhalten haben, und unter diesen waren wohl einige, die ich zur Halbwelt rechnen würde«, berichtete Fridolin.
    Maruhn warf ihm einen fragenden Blick zu, suchte dann unter der Masse beschriebener Zettel einen, der noch eine freie Stelle aufwies, und notierte die wesentlichsten Punkte.
    Fridolin erwähnte den angeblichen Zuhälter und das Bauernmädchen, das diesem nach Berlin gefolgt war. »Ich glaube, wenn wir die beiden fänden, könnten wir herausfinden, wo Baron Anno von Klingenfeld und damit auch der verschwundene Schmuck zu finden ist.« Mit diesen Worten schloss Fridolin und versuchte vergeblich zu entziffern, was der Detektiv aufgeschrieben hatte. Außerdem hatte Maruhn einen Teil des leeren Blattes dafür verwendet, ein Männchen zu zeichnen, das eine fatale Ähnlichkeit mit Grünfelder aufwies.
    Auf diese Weise, sagte Fridolin sich, würde der Detektiv den betrügerischen Baron niemals finden. Das Gefühl, hier seine Zeit zu verschwenden, verstärkte sich.
    »Ich danke Ihnen, Graf Trettin. Vielleicht ist die Spur, auf die Sie mich hingewiesen haben, für uns brauchbar. Doch nun bitte ich Sie, mich allein zu lassen. Ich will noch in meine Unterlagen schauen und heute noch weitere Erkundigungen einziehen.«
    »Ich hoffe sehr, dass Sie Erfolg haben, Herr Maruhn. Auf Wiedersehen!« Fridolin nickte dem Detektiv kurz zu und verließ das Zimmer. An der Tür drehte er sich noch einmal um und sah, wie Maruhn eine große Stadtkarte auf dem Tisch ausrollte, auf der er rechts unten den Namen Berlin lesen konnte.
    Als Fridolin aus dem Haus trat, kam ihm eine untersetzte Frau um die vierzig entgegen, die ohne ersichtliche Anstrengung einen vollen Einkaufskorb trug. Sie wich ihm aus, stieg die Treppe hoch und zog zwischen dem Gemüse und den anderen Waren einen Schlüssel heraus, um aufzuschließen.
    Seine Haushälterin wirkt um einiges tüchtiger als Maruhn selbst, dachte Fridolin verärgert. Dann aber sagte er sich, dass er den Mann nicht von vorneherein verdammen durfte. Immerhin vermochte auch ein blindes Huhn ein Körnchen zu finden, und größer als ein Korn war Baron Anno Klingenfeld auf jeden Fall.

VIII.
    N achdem Frida, Maruhns Haushälterin, ihren Einkaufskorb in der Küche abgestellt hatte, betrat sie das Arbeitszimmer des Detektivs. Dort stand dieser über die Berlin-Karte gebeugt und folgte mit dem Zeigefinger mehreren Straßenzügen.
    »Wer war der Herr, der eben aus dem Haus kam?«, fragte sie.
    »Grünfelders Kompagnon Graf Trettin. Wollte nachsehen, ob ich auch etwas mache. Ein verdammt scharfsinniger Bursche, wenn du mich fragst! Mit dem alten Bankier nicht zu vergleichen. Dem hätte Anno von Klingenfeld kein X für ein U vormachen können.«
    »Dann sei froh, dass der betrügerische Baron nicht an diesen Grafen geraten ist, sonst hättest du den Auftrag nicht erhalten. Wenn du Erfolg hast, bekommst du so viel Geld, dass wir mehr als ein Jahr gut davon leben können – und das, ohne Schmalhans als Küchenmeister anstellen zu müssen.« Frida küsste ihn auf die Wange. »Du wirst es schon schaffen!«
    »Ich kann es mir nicht leisten zu versagen. Mir schenken nicht so viele Leute ihr Vertrauen, als dass ich wählen könnte, welchen Fall ich übernehmen sollte. Die meisten halten einen Krüppel wie mich für unfähig.«
    Die Frau lachte leise und berührte mit ihrer Hüfte die seine. »Bei mir bist du kein Krüppel! Und du wirst das schaffen, da bin ich sicher.«
    »Trettin wollte wissen, wer außer mir noch hier wohnt. Da du ihm begegnet bist, war es gut, dass

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