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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Leipziger Straße, Ecke Jerusalemer Straße zu fahren. Er zog seine Uhr aus der Tasche und notierte sich die Abfahrtszeit. Vierzig Minuten später hielt der Droschkenkutscher an dem genannten Platz.
    Der Detektiv zückte Papier und Bleistift und notierte sich Fahrstrecke und Zeit. Dann wandte er sich wieder an den Kutscher. »Jetzt fahren wir zum Stralauer Platz.«
    »Wenn Sie meinen!« Der Mann auf dem Bock schüttelte den Kopf über den Mann, der sich von einer Straße zur anderen fahren ließ, ohne auszusteigen.
    Nachdem sie den Stralauer Platz erreicht hatten, forderte Maruhn den Kutscher auf, auf dem kürzesten Weg zur Tieckstraße zu fahren. Auch hier notierte er sich die Zeit. Von der Tieckstraße ging es weiter die Friedrichstraße entlang bis zum Blücherplatz. Dort nannte der Detektiv ein weiteres Ziel und notierte auch hier Abfahrt, Ankunft und die gefahrenen Minuten. So ging es noch ein paarmal kreuz und quer durch die Stadt, bis er die Droschke in der Nähe der Stelle halten ließ, an der er sie bestiegen hatte. Dort bezahlte er den verwirrten Kutscher, legte einen Groschen als Trinkgeld hinzu und kehrte in sein Haus zurück.
    Frida hatte bereits für das Abendessen gedeckt, doch Maruhn warf nur einen kurzen Blick in die Essecke und hinkte in sein Büro. Dort fand seine Haushälterin ihn eine Viertelstunde später wieder über den Stadtplan von Berlin gebeugt. Dabei machte er sich Notizen und murmelte leise vor sich hin. »Das wäre eine Möglichkeit!«
    »Was?«
    Mit dieser Frage riss Frida Maruhn aus seiner Konzentration, der für einen Augenblick so wirkte, als wisse er nicht, wo er sei. Dann lachte er kurz auf. »Ich habe den Fahrstrecken von den Juwelieren zu den jeweiligen Banken nachgespürt. Für jede davon benötigt eine Droschke mehr als dreißig Minuten. Das ist genug Zeit für ein Schurkenstück. Doch nun komm und lass uns essen. Droschkenfahren macht hungrig und Nachdenken gleich noch mehr.«
    Maruhn wirkte so zufrieden wie lange nicht mehr, wie Frida erleichtert feststellte. Da er mit seinem verkrüppelten Bein keinem Ganoven hinterherlaufen konnte, musste er sich auf seinen Verstand verlassen. Zwar zweifelte er selbst immer wieder an seinen Fähigkeiten, doch ihr Vertrauen in ihn war ungebrochen, wenn auch nicht in allen Dingen.
    »Hast du die Flasche Wein mitgebracht?«, fragte sie mit einem sanften Lächeln.
    »Oh Gott, die habe ich vergessen!«
    Da Maruhn Anstalten machte, das Haus zu verlassen, hielt Frida ihn auf. »Das habe ich mir schon gedacht und selbst eine gekauft. Sie steht bereits auf dem Tisch. Wir werden jetzt ganz gemütlich speisen und hinterher zu Bett gehen. Du weißt doch, wenn du dich ein wenig entspannt hast, kommen dir die besten Ideen.«
    Maruhn lachte erneut und schlang den rechten Arm um sie. »Was wäre ich ohne dich, Frida? Du gibst mir immer wieder neuen Mut und bist dir auch nicht zu schade, dafür zu sorgen, dass ich mich bei dir als Mann fühlen kann.«
    »Das ist kein großes Opfer. Du bist ein echter Kavalier und weißt, dass es auch der Frau Freude machen muss. Außerdem will es die Natur, dass Männer und Frauen gewisse Dinge miteinander tun. Zwar können wir vor der Welt nicht heiraten, aber Gott weiß, dass wir uns lieben, und wird uns verzeihen.«
    Mit diesen Worten zog sie ihn mit sich in das kleine Speisezimmer. Sie kannte ihn gut genug und wusste, dass er, wenn sie ihn jetzt allein ließ, erneut die Karte zur Hand nehmen und mindestens eine Stunde nicht mehr davon loskommen würde.
    Das Essen war einfach, aber schmackhaft, und so aß Maruhn mit gutem Appetit. Dabei dachte er immer wieder an den vertauschten Schmuck. Schließlich nahm er die noch mehr als halbvolle Weinflasche in die Hand.
    »Sieh mich an und lass mich nicht aus den Augen«, befahl er Frida.
    Diese gehorchte lächelnd, aß dabei aber weiter. Es dauerte eine Minute, dann zwei Minuten, da hörten sie von draußen das Schimpfen eines Droschkenkutschers, dem in der beginnenden Dunkelheit ein Passant vor die Gäule gelaufen war. Unwillkürlich wandte Frida den Kopf zum Fenster, und als sie sich wieder dem Detektiv zuwandte, hielt dieser nicht mehr die Weinflasche, sondern die Suppenterrine in der Hand.
    »Hast du das gemerkt?«, fragte er.
    Verwirrt schüttelte Frida den Kopf. »Was soll ich gemerkt haben?«
    »Wie ich die Weinflasche mit der Suppenterrine vertauscht habe!«
    »Nein, ich habe nichts gesehen.«
    »Obwohl ich dir befohlen hatte, mich nicht aus den Augen zu lassen?« Maruhn

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