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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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lachte leise und stellte die Terrine zurück auf den Tisch. »So muss es gewesen sein. Anno von Klingenfeld hat den Koffer mit dem echten Schmuck während der Droschkenfahrt mit einem identisch aussehenden Koffer vertauscht. Deshalb hat er darauf geachtet, dass zwischen den Juwelieren, die den Schmuck geschätzt haben, und den Banken jeweils eine Wegstrecke von mehr als einer halben Stunde lag. Niemand kann einen Gegenstand so lange lückenlos im Auge behalten. Beim ersten ungewohnten Geräusch wendet man sich ab – wie man an dir gesehen hat!«
    »Aber wäre es nicht aufgefallen, wenn Baron Klingenfeld einen Koffer der gleichen Größe mit sich geführt hätte?«, fragte Frida nachdenklich.
    »Das Ding muss bereits in der Kutsche versteckt gewesen sein. Für dieses Manöver hätte der Betrüger einen Komplizen gebraucht. Das ist ein Geheimnis, welches es zu ergründen gilt. Fülle meinen Teller bitte noch einmal! Wenn wir uns ins Bett zurückziehen, werde ich meine ganze Kraft brauchen.« Maruhn grinste anzüglich, trank einen Schluck Wein und grübelte weiter.
    Das Problem des verschwundenen Schmucks hinderte ihn jedoch nicht daran, etwas später Frida ins Schlafzimmer zu folgen. Dort beobachtete er, wie sie sich auszog, die Zähne putzte und sich kurz wusch. Sie hatte eine stämmige Figur mit kräftigen Schenkeln und großen, festen Brüsten, deren aufragende Spitzen ihm zeigten, dass sie bereits in Stimmung dafür war, ihn in sich aufzunehmen.
    Trotzdem ließ er sich Zeit und machte sich erst selbst zur Nacht fertig, bevor er sich zu ihr gesellte und seine Hände über ihren Leib wandern ließ. Es gab vielleicht schönere Frauen als Frida, dachte er, aber keine, mit der er diese intime Zweisamkeit lieber teilte. Sie schnurrte wie ein Kätzchen, als er sich zwischen ihre Schenkel schob, und streckte ihm auffordernd die Hände entgegen. Etliche Minuten lang gab es für sie nichts als sich selbst und ihre Lust. Doch als sie beide zur Erfüllung gekommen waren, stützte Maruhn sich mit den Händen ab, um nicht so schwer auf ihr zu liegen.
    »Das war jetzt gerade richtig. Morgen werde ich nämlich ins Bordell gehen!«
    »Ins Bordell?« Frida schnaubte empört und wollte ihn von sich wegdrücken.
    Doch Maruhn lachte nur und knabberte mit den Lippen an ihrem Ohr. »Nur rein dienstlich, meine Liebe. Trettin hat mir einen Hinweis gegeben, dass der Betrüger Klingenfeld Bekannte in diesem Milieu haben muss. Von dort ist der Weg zu kriminellen Handlungen nicht weit.«
    »Da hast du recht! Doch du solltest jetzt zusehen, dass du noch einmal deinen Mann stehen lässt. Ich will dich so erschöpfen, dass du morgen selbst der schönsten Hure keinen einzigen Blick schenken wirst.«

IX.
    D ie Unterredung mit Maruhn hatte Fridolin in seiner Überzeugung bestärkt, sich nicht auf die Findigkeit des Detektivs zu verlassen. Daher wollte er an diesem Abend zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder das
Le Plaisir
aufsuchen. Auch wenn Hede selbst nicht jener Halbwelt angehörte, zu der er Klingenfelds Berliner Freunde rechnete, so konnte sie doch etwas erfahren haben.
    Um Gerede zu vermeiden, nahm er nicht den eigenen Wagen, sondern eine Droschke. In der Stallschreiberstraße angekommen, bezahlte er den Kutscher und ging das letzte Stück zu Fuß. Dabei bemerkte er einige Gestalten, die sich rasch in einen Hauseingang drückten. Früher war dies nicht so, dachte er. Da hatte man Hedes Bordell betreten können, ohne befürchten zu müssen, unterwegs angebettelt oder bestohlen zu werden. Er selbst hatte keine Angst, denn in seiner Tasche steckte die kleine doppelläufige Pistole, die ihm schon mehrfach gute Dienste geleistet hatte.
    Einer der Kerle kam nun direkt auf ihn zu. Obwohl Fridolin ihm auswich, prallten sie zusammen. Doch als der andere blitzschnell unter seine Jacke greifen und die Brieftasche herausziehen wollte, hielt Fridolin ihn mit der linken Hand auf und zog mit der Rechten seine Pistole.
    Der Kerl keuchte, als die Doppelmündung auf seine Stirn zeigte. »Ick hab’s nicht so jemeint, Meister, ehrlich!«
    Statt einer Antwort spannte Fridolin die Waffe, und das Knacken ging dem anderen durch Mark und Bein. »Sie werden mir doch deswejen nicht erschießen wollen? Ick habe Ihnen doch jar nichts jetan!«
    Fridolin überlegte, ob er den Ganoven der Polizei übergeben sollte, doch das hätte wieder eine Menge Formalien und sehr viel verschwendete Zeit bedeutet. Daher versetzte er dem Kerl einen Stoß und sah zu, wie dieser

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