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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dass ihnen Nathalias Vermögen als Ersatz für das entgangene Erbe gerade recht käme. Das hatte sie ihrer Freundin auch gesagt, aber nur ein Lachen geerntet.
    Da Nathalia die Ehe mehr wie ein Geschäft anzusehen schien, bei dem die Partner von vorneherein ihre Aufgaben und Pflichten bestimmten, interessierte es sie wenig, wer einmal ihr Gatte sein würde, Hauptsache, er ordnete sich ihrem Willen unter. Lore aber kannte die Menschen besser und sah Streit und Hader voraus. Eine solche Beziehung würde für ihre Freundin in einer großen Enttäuschung enden.
    »Also, hast du Lust?«, fragte Nathalia nach, die Lores Schweigen leid wurde.
    »Nun, wieso nicht. Aber wir müssen nicht den Wagen nehmen, sondern könnten die zwei Stationen mit dem Zug fahren und uns dort eine Droschke mieten.«
    Nathalia schüttelte heftig den Kopf. »Liebes, wir sind hier auf dem Land. Da fährt man doch nicht mit der Eisenbahn, wenn man die Strecke mit dem eigenen Wagen bewältigen kann. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit für dich zu üben, denn einen Teil des Weges wirst du die Zügel führen.«
    Wie meist gab Lore nach. »Also gut! Aber ich fahre nur, wenn Drewes mitkommt.«
    »Das ist doch selbstverständlich«, antwortete Nathalia lächelnd.
    Wolfi sah von seinem Pudding auf. »Will auch mit!«
    Lore überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. »Es tut mir leid, mein Kleiner, aber die Fahrt ist zu lang für dich und Doro. Ihr würdet euch unterwegs langweilen.«
    »Und dabei furchtbar quengeln und uns auf die Nerven gehen«, setzte Nathalia leise hinzu.
    Lore vernahm es trotzdem und bedachte ihre Freundin mit einem tadelnden Blick. Allerdings machte Nathalia ihren Ausspruch sofort wieder gut, indem sie Wolfi versprach, ihm beim nächsten gemeinsamen Ausflug beim Konditor einen besonders großen Windbeutel zu kaufen. Unterdessen hatte Fräulein Agathe die kleine Doro ebenfalls mit Pudding gefüttert und wischte ihr nun den verschmierten Mund ab.
    Lore sah sich lächelnd um und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Wir beide haben wahrlich ein schönes Leben, Nathalia, findest du nicht auch?«

XIII.
    N athalia hatte den Ausflug nach Klingenfeld gut vorbereitet. Als sie mit Lore nach dem Frühstück aufbrach, standen ein Korb mit Butterbroten unter dem Sitz sowie ein Krug leichten Bieres. Diesem hatte sie den Vorzug vor Saft gegeben, weil es in der Hitze des Tages nicht zu gären begann. Auch Drewes hatte sich ein Stück harter Wurst, etwas Graubrot und zwei Flaschen Bier als Mundvorrat eingesteckt, und so brachen sie unbeschwert auf.
    Wie von Nathalia angekündigt, musste Lore unterwegs immer wieder die Zügel in die Hand nehmen und den großrahmigen, pechschwarzen Wallach lenken. Die Sonne schien von einem hellblauen Himmel, auf dem nur wenige weiße Wolkenfetzen zu sehen waren, und auf den Feldern und Wiesen arbeiteten Knechte und Mägde, wie sie es seit jeher getan hatten.
    »Sobald Klingenfeld dir und Fridolin gehört, werden wir diese Strecke oft fahren«, rief Nathalia nach einer Weile aus.
    Lore hätte ihr am liebsten geantwortet, dass es ihr immer noch lieber wäre, den größten Teil des Weges mit der Eisenbahn zurückzulegen, wollte aber ihre Freundin zu keiner spöttischen Bemerkung reizen. Und sie musste zugeben, dass auch sie die Fahrt über Land zu genießen begann, die sich stark von den Ausfahrten in Berlin unterschied. Sie trafen nur auf wenige andere Fahrzeuge, und die meisten Fuhrknechte und Kutscher gaben anstandslos den Weg frei, was in der Reichshauptstadt so gut wie nie der Fall war.
    Da der Wallach den leichten Wagen leichtfüßig zog und immer wieder in einen munteren Trab verfiel, erreichten sie Nehlen früher als erwartet. Kurz vor dem Gut sah Nathalia Lore lächelnd an. »Wollen wir die Damen Philippstein schockieren?«
    Noch während Lore »Nein!« rief, drückte Nathalia ihr die Zügel in die Hand und ließ gleichzeitig die Peitsche knallen. Der Wallach sah dies als Aufforderung an, noch schneller zu werden, und fegte wie ein Wirbelwind auf den Vorplatz.
    Zu Lores Erleichterung war dieser leer. Nur Graf Nehlen, der gerade aus der Tür getreten war, sah ihnen erstaunt entgegen und zog den Hut, als sie den Wagen zum Stehen gebracht hatte. »Respekt, Gräfin, für eine Großstädterin fahren Sie recht forsch!«
    »Lore stammt nicht aus der Stadt, lieber Nehlen, sondern aus Ostpreußen, und wenn es einen Ort im Reich gibt, an dem ähnlich gute Pferde wie hier gezüchtet werden, ist es dort«, rief

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