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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Hehler nach einer kurzen Pause. »Allerdings müssen Sie bedenken, dass gestohlener Schmuck schwer zu verkaufen ist und nur einen Bruchteil des eigentlichen Wertes einbringt.«
    Da Ottwald von Trettin den Schmuck nur stehlen lassen wollte, um selbst wieder flüssig zu sein, störte ihn das nicht. Seine wahren Pläne zielten auf etwas anderes, das ihm viel mehr einbringen würde. Doch das ging den Gauner nichts an.
    »Was danach folgt, werden Sie rechtzeitig erfahren. Sind Sie dabei oder nicht?«
    Rudi Pielke wiegte den Kopf und nickte dann. »Also gut! Aber wenn Sie falschspielen …« Er beendete den Satz nicht, sondern legte ein großes Klappmesser auf den Tisch.
    Obwohl der Gauner herausfordernd grinste, ließ Ottwald von Trettin sich nicht beeindrucken. Seine Gedanken weilten bereits in der Zukunft, und er sah sich als reichen Mann, vor dem auch sein verhasster Onkel Fridolin den Hut ziehen musste.

XII.
    L ore ahnte nicht, dass in Berlin finstere Pläne gegen sie und Fridolin geschmiedet wurden, und genoss den Aufenthalt auf Steenbrook in vollen Zügen. Unter Nathalias Aufsicht lernte sie reiten, wurde von Drewes darin unterrichtet, den kleinen Einspänner zu fahren, und erfreute sich an den gemeinsamen Spaziergängen durch die Natur. Meist war auch Fräulein Agathe mit den Kindern mit von der Partie. Da das Kindermädchen genug damit zu tun hatte, die umtriebige Doro zu bändigen, kümmerte Lore sich selbst um ihren Sohn. Mit seinen vier Jahren konnte Wolfi bereits stramm marschieren und musste oft genug eingefangen werden, wenn er in Gefahr geriet, in einen Graben zu fallen, oder sich unvorsichtigerweise einem Wespennest näherte.
    An diesem Tag hatte ihn eine Wespe gestochen, und er zerfloss in Tränen. Lore nahm ihn auf den Arm und versuchte ihn zu trösten. »Komm, mein Kleiner, wir gehen jetzt nach Hause. Dort legen wir ein wenig essigsaure Tonerde auf den Stich, und dann schauen wir, was Gertrud Gutes in ihrer Küche hat. Sie wollte doch einen Pudding kochen, aber den gibt es nur für tapfere Jungs.«
    Wolfi schniefte und sah sie mit feuchten Augen an. »Ich bin tapfer. Aber es tut so weh! Diese Wespe war ganz böse. Sie darf doch keine Leute stechen.«
    Nathalia musste lachen. »So darfst du das nicht sehen. Es liegt in der Natur einer Wespe zu stechen, wenn man ihr oder ihrem Nest zu sehr auf den Pelz rückt.«
    »Haben Wespen Pelze?«, fragte der Junge interessiert. »Da muss man aber sehr viele Wespen fangen, um aus ihren Fellen einen Pelzmantel zu machen!«
    »Mindestens zehntausend«, erklärte Nathalia lachend.
    Nun fand Lore es an der Zeit einzugreifen. »Bitte, setze Wolfi keine Flausen in den Kopf. Nicht, dass er auf die Idee kommt, ein Wespenjäger zu werden, um mir oder dir einen Pelzmantel zu verschaffen!«
    Nathalia konnte nicht mehr aufhören zu lachen. »Oh Gott, was wäre das für ein Liebesdienst! Kein Sohn könnte mehr für seine Mutter tun. Aber du hast recht. Wir sollten Wolfi klarmachen, dass sich keine von uns einen Wespenpelzmantel wünscht. Außerdem sind die Ferien viel zu kurz, um so viele Wespen zu fangen.«
    »Ich habe nächstes Jahr doch auch Ferien«, wandte der Junge ein, der sich durchaus mit dem Gedanken anfreunden konnte, ein großer Wespenjäger zu werden.
    Es kostete die Frauen einiges an Überredung, ihn von diesem Vorhaben abzubringen. Ein Gutes hatte die Sache jedoch, denn während des Gesprächs hatte er den Stich und die Schmerzen vergessen.
    Als sie zum Gut zurückkamen und die Köchin tatsächlich Pudding gekocht hatte, war für Wolfi die Welt wieder vollkommen in Ordnung. Während er begeistert löffelte, blickte Nathalia nachdenklich zum Fenster hinaus. »Was hältst du davon, wenn wir morgen früh einen Ausflug nach Klingenfeld machen und uns das Gut ansehen? Wir müssten sehr früh aufbrechen, könnten aber sowohl auf dem Hinweg wie auch zurück auf Nehlen haltmachen und uns erfrischen.«
    Auch Lore hatte sich schon darüber Gedanken gemacht, wie sie es anstellen konnte, sich das Gut anzusehen, das bald in ihren und Fridolins Besitz übergehen würde. Der Gedanke, die Fahrt in Nehlen zu unterbrechen, missfiel ihr jedoch. Nathalia und sie waren ein weiteres Mal dort gewesen, und dabei hatte sie sich ein endgültiges Urteil über Leutnant von Bukow und dessen Vetter von Gademer bilden können. Beide lagen in einem heftigen Wettstreit um die Gunst des alten Grafen und machten Gottlobine von Philippstein heftig den Hof. Gleichzeitig war den Herren anzumerken,

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