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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Familie haben, Kinder. Daraus wurde nichts. Aber jetzt ist Michael in mein Leben geschneit und im Moment bin ich glücklich. Ich habe die Pferde und ich liebe dieses Land. Ich möchte nirgendwo anders sein.«
    »Ich auch nicht«, sagte Sim leise.
    Jo hob den Kopf und sah ihr in die Augen. »Lukas ist ein ganz besonderer Mensch, Simona. Aber du bist noch jung. Wenn du mit ihm zusammen sein willst, dann musst du dich auch für dieses Land entscheiden, für das Leben im Reservat, für ein Leben unter den Lakota. Und glaube mir, das ist kein leichtes Leben. Lukas gehört hierher. Er will Medizinmann werden und er… ist blind. Es gibt eine ganze Menge Dinge, die er nicht kann.«
    »Er kann nur nicht sehen«, sagte Sim.
    Sie merkte, wie ihre Tante etwas erwidern wollte, es jedoch nicht tat.
    Sie räumten noch gemeinsam die Küche auf, dann ging Jo ins Bett, weil sie Bauchschmerzen hatte. Auch Sim legte sich bald schlafen. Ihre Gedanken wanderten zurück zur letzten Nacht. Lukas bei ihr in diesem Bett. Wie intensiv sie ihren Körper gespürt hatte. Und seinen. Sie hatten nicht richtig miteinander geschlafen (wegen des blöden fehlenden Kondoms), aber es war schöner gewesen als alles, was sie sich je vorgestellt hatte. Alles war leicht gewesen und voller Magie. Sim fühlte sich erwachsener und zu ihrer eigenen Überraschung war es kein schlechtes Gefühl. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief sie ein.
    Am Tag darauf klagte Jo beim Frühstück immer noch über Schmerzen, öffnete jedoch pünktlich um zehn Uhr den Laden. Gegen Mittag lag sie mit verzerrtem Gesicht auf der Couch und krümmte sich. In ihrer Verzweiflung rief Jo Almona an, die eine Viertelstunde später in der Tür stand.
    »Du musst sofort ins Krankenhaus, Jo. Das ist der Blinddarm«, war die niederschmetternde Diagnose der Indianerin.
    Jo protestierte nicht, anscheinend waren die Schmerzen so groß, dass ihr alles egal war.
    »Ich bringe deine Tante nach Rapid City«, sagte Almona. Sie half Jo, ein paar Sachen zusammenzupacken. Der Laden wurde geschlossen und ein Schild in die Tür gehängt.
    »Wirst du klarkommen?«, fragte Jo.
    »Ja, natürlich. Mach dir keine Gedanken. Ich kümmere mich um die Tiere.«
    Zusammengekrümmt saß ihre Tante auf dem Beifahrersitz und Almona brauste los, als wäre ihre Rostlaube ein Rettungswagen.
    Sim sah dem Wagen hinterher und hoffte, dass sie rechtzeitig im Krankenhaus sein würden. Sie wusste, dass ihre Tante in Lebensgefahr schwebte, wenn es tatsächlich der Blinddarm war und sie zu lange gewartet hatte.
    Um nicht vor Angst verrückt zu werden, suchte sie sich Beschäftigung. Sie putzte das Haus, fütterte die Tiere, goss die Blumen und das Gemüse im Garten. Hin und wieder kamen Leute, die sich über den geschlossenen Laden wunderten und denen sie versicherte, dass am Montag wieder geöffnet sein würde.
    Die Stunden verstrichen zäh wie Kaugummi. Irgendwann am Nachmittag setzte Sim sich auf die Treppe vor dem Haus. Juniper kam angelaufen und legte ihr winselnd den Kopf auf die Knie. Die Hündin musste gespürt haben, dass etwas nicht stimmte, und Sim war froh, nicht allein zu sein. Mehrmals hatte sie daran gedacht, Lukas anzurufen, aber er war bei dieser Zeremonie und hatte mit Sicherheit sein Handy ausgestellt.
    So warteten sie und Juniper zusammen, bis Almonas Wagen endlich auf der Schotterpiste auftauchte.
    »Das war allerhöchste Eisenbahn«, berichtete die Indianerin. »Deine Tante ist sofort operiert worden. Sie wird ein paar Tage im Krankenhaus bleiben müssen, aber du sollst dir keine Sorgen machen. Ich komme jeden Tag in den Laden, und wenn du mir aufschreibst, was du brauchst, dann bringe ich es mit.«
    »Danke, Almona.«
    »Du kannst auch bei mir schlafen. Die Couch im Wohnzimmer ist zurzeit frei.«
    Nein, auf Almonas Couch schlafen, das wollte Sim nicht. Außerdem erwartete sie Lukas am nächsten Tag und er würde bestimmt bei ihr bleiben.
    »Ich komme klar«, sagte sie. »Aber danke für das Angebot.«
    »Na gut. Dann fahre ich jetzt. Bis morgen, Simona.«
    »Nur Sim«, sagte sie lächelnd.
    Lukas war todmüde, als er am Abend nach der Namensgebungszeremonie nach Hause zurückkehrte. Am liebsten hätte er gleich bei Henry geschlafen, aber er hatte Jimi seit ihrem Zusammenstoß hinter Jos Trailer nicht mehr gesehen und musste unbedingt mit ihm sprechen, um ein paar grundlegende Dinge klarzustellen.
    Jimi war zutiefst verletzt, aber Lukas hoffte, dass er immer noch sein Freund war und Sims Entscheidung

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