Julischatten
Trailer übrig war. Der Sturm hatte der Behausung seines Kumpels übel mitgespielt. Rob hatte im hinteren Zimmer geschlafen, als der Tornado die Küche zermalmte. Ihm war nichts passiert, aber der Trailer war nicht zu reparieren und nun wusste er nicht, wo er wohnen sollte, wenn der Winter kam.
Jimi hatte zwei Nächte auf Robs Couch geschlafen, mit Panoramablick und Besuch von einem alten Kojoten. Mit seinem Zorn auf Lukas, der aus unerfindlichen Gründen immer größer wurde. Alles war aus den Fugen geraten, sein Leben war ein Chaos.
Und jetzt dieser Anruf.
Jimi wollte Lukas nicht sehen und nicht mit ihm sprechen. Er war stinksauer auf ihn und vielleicht konnte er diesmal seinen Zorn nicht zügeln, wenn er ihm gegenüberstand.
Mehr als einmal hatte er daran gedacht, die beiden in Frieden zu lassen. In ein paar Tagen würde Sim ohnehin nach Deutschland zurückfliegen und dann gäbe es nur noch sie beide. Jimi und Lukas, das eingeschworene Duo. Doch das Feld einfach sang- und klanglos zu räumen, ließ sein Stolz nicht zu. Er war ein Krieger, der Champion – und kein Verlierer. Trotzdem hatte er Sim verloren.
Wie ein Tier im Käfig lief er auf und ab. Er zog das Handy aus der Tasche und hörte noch einmal Lukas’ Nachricht ab. Etwas in dessen Stimme machte ihm Angst. Vielleicht sollte er sich doch anhören, was Lukas zu sagen hatte?
Er ging zu Rob, der apathisch auf der Couch lag und in den Himmel starrte. »Ich muss noch mal weg.«
Rob rührte sich nicht. Er war in den Wolken. Vielleicht hatte er ihn gar nicht gehört.
Jimi stieg in seinen Mustang und fuhr in Richtung Horse Hill. Er parkte an der Straße und stieg den Pferdehügel von der anderen Seite hinauf, sodass er den Trailer und das Blockhaus im Blick hatte, ohne selbst gesehen zu werden.
Zwei Autos parkten vor dem Laden. Sim saß auf der Treppe und spielte mit den jungen Hunden. Sie trug abgeschnittene Jeans und das limonengrüne Top mit der roten Glitzertarantel. Ihr störrisches rotes Haar leuchtete in der Sonne. Junipers Welpen balgten sich zu ihren Füßen und übten sich im Bellen. Sim lachte. Sie war glücklich.
Ihr Anblick schnürte ihm die Kehle zu. Er dachte daran, dass sie ihn wirklich gemocht hatte. Und dass er es vermasselt hatte auf der Party, weil er zugelassen hatte, dass Marola ihn küsste. Keine große Sache, nichts von Bedeutung. Jedenfalls für ihn.
In diesem Moment wurde Jimi klar, dass Sim niemals sein Mädchen sein würde, auch wenn er sie noch so sehr wollte. Diese Erkenntnis versetzte ihm einen Stich. Er rollte sich auf den Rücken und so lag er und starrte in den gleißenden Himmel, bis es hinter seinen Augen zu pochen begann.
Eine feuchte Hundeschnauze an seiner Wange ließ ihn hochfahren. Juniper. Mit einem Satz war er auf den Beinen, sah Sim den schmalen Pferdepfad hinaufsteigen. Am liebsten hätte er sich umgedreht und wäre davongelaufen, aber sie hatte ihn längst entdeckt und kam geradewegs auf ihn zu.
»Hey«, sagte sie, als sie bei ihm angelangt war. »Wo kommst du denn plötzlich her?«
Jimi fühlte sich so ertappt, dass er Mühe hatte, Haltung zu bewahren. Er musste mehrmals ansetzen, bevor seine Stimme ihm gehorchte. »Ich… ich wollte dich sehen… Ohne ihn.«
»Lukas ist nicht hier«, sagte sie ruhig.
Juniper setzte sich und gähnte. Mit ihrem scharfen Hundeblick suchte sie das Tal ab, in der Hoffnung, vielleicht ein Kaninchen aufzuspüren. Schließlich erspähte sie eine Bewegung und rannte los. Ein weißer Pfeil im hohen Gras.
»Ist wieder alles okay zwischen euch?«, fragte Sim vorsichtig.
»Okay?«, rief er aufgebracht. »Nichts ist okay! Er hat mir mein Mädchen weggenommen!«
»Luke hat dir niemanden weggenommen, Jimi. Ich habe dir niemals gehört.«
Da waren sie wieder, die verdammten kulturellen Unterschiede. Er schüttelte den Kopf. »Sag mir nur eins, Sim: Habe ich dir etwas bedeutet?«
Sie räusperte sich. »Ich habe gedacht, ich hätte mich in dich verliebt, Jimi. Und ich dachte, wir wären zusammen, aber…«
»Wir waren zusammen.« Er machte einen Schritt auf sie zu. »Wir haben geredet, wir hatten Spaß, wir hatten Sex. Was willst du noch?«
Sim presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Ich habe mich in Luke verliebt, Jimi. Das weiß ich jetzt.«
Eifersucht packte ihn wie die scharfen Klauen eines Adlers. »Ach und wieso? Was hat der Blindgänger, was du von mir nicht auch haben könntest?«
Jimi sah die Enttäuschung in ihren hellen Augen, wusste, dass er genau
Weitere Kostenlose Bücher