Julischatten
sie welchen aus Deutschland und der schmeckte besonders gut.
»Alles klar mit euch beiden?«, fragte Jo, holte sich einen Becher Kaffee und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Obwohl Lukas versucht hatte, ganz normal auszusehen, stand ihm offensichtlich ins Gesicht geschrieben, dass er glücklich war. Sims Liebeserklärung auf seiner Haut. Ihre Küsse – wie Regenschauer.
»War ein ziemlicher Sturm heute Nacht«, sagt Sim und gähnte. »Ich habe kein Auge zugemacht vor Angst.«
»Luke offensichtlich auch nicht«, bemerkte Jo trocken. »Hattest du auch Angst, hm?«
Lukas stieg Hitze ins Gesicht. »Es hat sich schlimmer angehört, als es war.«
»Der Tornado ist in Richtung Kyle abgezogen«, sagte Jo. »Er hat zwei Trailer plattgemacht, aber es ist niemand verletzt worden.«
»Dein Trailer hat auch was abgekriegt«, bemerkte Sim.
Lukas war mit Sim am frühen Morgen draußen gewesen, sie hatten die Hunde und die Katzen gefüttert und Sim hatte den Schaden begutachtet. Nach dem, was sie Lukas beschrieben hatte, hielt er sich in Grenzen. Der Wind war unter die Verkleidung des Trailers gefahren und hatte ein paar Blechteile gelockert.
»Ja, ich habe es mir angesehen«, sagte Jo. »Muss möglichst schnell repariert werden, sonst hat der Wind zu viel Angriffsfläche. Ich rufe gleich mal Jimi an. Vielleicht hat er Zeit und erledigt das noch heute.«
Lukas verschluckte sich an seinem Kaffee und hustete. »Ich glaube, er wollte rüber nach Nebraska, ein Pferd für Bernadine holen«, log er.
»Ohne dich?« Jos misstrauischer Blick brannte ein Loch in seine Haut. »Was ist eigentlich los mit euch beiden? Habt ihr euch gestritten? Wieso ist er gestern nicht mitgekommen?«
»Er war mit Tyrell in Denver. Ist spätabends erst zurückgekommen.«
Jo begann zu wählen. »Ich versuche es einfach. Wenn Jimi nicht kann, muss ich es bei jemand anderem versuchen. Beim nächsten Sturm fliegt uns sonst die Blechverkleidung um die Ohren.«
Schon beim ersten Klingeln hatte sie Jimi dran.
Lukas unterdrückte ein Stöhnen. Bevor Jimi nach Denver gefahren war, hatte er gehofft, zwischen ihnen würde sich alles wieder einrenken. Doch nach der vergangenen Nacht gab er wenig auf diese Hoffnung. Jimi würde kein guter Verlierer sein, das war klar. Wenn der Champion erfuhr, dass Lukas hier gewesen war, die ganze Nacht, würde er ausrasten.
»Jimi sucht noch ein paar Werkzeuge und Material zusammen, dann kommt er. Ich habe eine Menge eingekauft. Was haltet ihr davon, wenn ich heute Mittag etwas Gutes koche?«
Sie trugen die Lebensmittel ins Haus und halfen Jo beim Kartoffelschälen und Gemüseschnippeln – eine völlig neue Erfahrung für Lukas, die mit einem blutigen Finger endete.
Als Jimi kam, ging er nach draußen. Es hatte keinen Sinn, die Sache vor sich herzuschieben. Sie mussten dringend reden. Nur Jimi und er. Vielleicht war sein Hunka-Bruder ja zur Vernunft zu bringen.
Doch nach Reden stand Jimi nicht der Sinn. Er wollte sich auch nicht helfen lassen. Stumm befestigte er die lose Blechverkleidung an der Vorderseite des Trailers, während Lukas auf ihn einredete. Er erzählte ihm von Jos kaputtem Truck und von ihrer Bitte, über Nacht zu bleiben, damit Sim nicht allein war während des Sturms.
Jimi gab keinen Kommentar, stattdessen schien er immer wütender zu werden. Das hörte Lukas am Atem seines Freundes, schloss es aus seinen Flüchen, wenn ihm der Schraubenzieher abrutschte. Lukas merkte, dass er sich um Kopf und Kragen redete, trotzdem folgte er Jimi auf die rückwärtige Seite des Trailers.
Der Fausthieb traf ihn vor die Nase. Lukas taumelte zurück gegen die Trailerwand und hatte den Geschmack von Blut im Mund. Er ließ seine rechte Hand nach vorn schnellen und bekam Jimis Rechte zu fassen. Jimis Linke boxte ihn mit harten, schmerzenden Hieben in die Rippen.
»Hast du sie endlich so weit gekriegt?«, spie Jimi ihm ins Gesicht. »Ich dachte, du bist mein Freund.«
Lukas versuchte, Jimis Schlägen auszuweichen, stolperte über einen Stein und sie fielen ins Gras. Blitzschnell hockte Jimi auf ihm, die Hände an seiner Kehle.
»Hast du sie gevögelt, ja oder nein?«
»Nein«, ächzte Lukas. Er umklammerte Jimis Handgelenke und wollte sich befreien, doch Jimi war stärker als er und Lukas spürte, wie ihm die Luft knapp wurde.
»Willst du mich umbringen?«, brachte er mühsam hervor.
»Ja, verdammt, am liebsten würde ich dich umbringen.«
Auf einmal ließ Jimi von ihm ab und setzte sich ins Gras. Lukas atmete tief
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