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Julischatten

Julischatten

Titel: Julischatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Geheimnis zu wahren.
    Sie betteten Jimi Little Wolf auf eine hölzerne Trage und Lukas bestand darauf, einer der Träger zu sein. So ging He Dog voran, gefolgt von Michael, Jo, Lukas und Sim, die den Leichnam durch das Pinienwäldchen die Wiese hinauftrugen.
    Der tote Jimi war schwer, aber Sim biss die Zähne zusammen, das war sie ihm schuldig. Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen über das Gras, in dem der Tau funkelte wie winzige Diamanten. Unzählige weiße Morning Stars öffneten ihre Blüten, um Jimi Little Wolf den Weg auszuleuchten.
    An Seilen ließen sie den im Starquilt verschnürten Leichnam in die ausgehobene Grube, mit den Füßen gen Osten, das Gesicht der aufgehenden Sonne zugewandt. He Dog sprach ein letztes Gebet und Lukas sang ein Lied, das Crazy Horse einst in einer Vision empfangen hatte. Seine schöne Stimme wurde vom Felsen zurückgeworfen, der in der Morgensonne rötlich leuchtete.
    Nachdem sie reihum die Schaufel in die Hand genommen und das Grab mit Erde gefüllt hatten, steckte Lukas einen bemalten Stab auf den Erdhügel, an dessen Ende eine Adlerfeder hing.
    Schweigend, jeder in seine eigenen Gedanken versunken, liefen sie zurück zu He Dogs Trailer, wo Sim und Jo das Frühstück bereiteten.

32. Kapitel
    Lukas stand immer noch vollkommen neben sich, als sie gegen Mittag zum Horse Hill zurückkehrten.
    Almona kam aus dem Laden. »Drinnen steht ein großes Paket mit der Aufschrift BITTE NICHT STÜRZEN«, sagte sie. »Ist vorhin gekommen, für einen gewissen Lukas Brave.« Sie zwickte ihn in den Arm.
    »Was?«
    Almona schnappte ihn und schob ihn in den Laden, Sim, Michael und Jo folgten ihnen. Lukas’ Hände fuhren über den Karton. Er war überrascht. »Für mich? Was soll das sein?«
    Almona hob die Schultern. »Ich musste den Lieferschein unterzeichnen. Was auch immer da drin ist, es ist bezahlt, sonst hätte ich nicht unterschrieben.«
    »Und du weißt wirklich nicht, was das sein könnte?«, fragte Jo.
    »Nein, keine Ahnung.« Lukas zog die Mundwinkel nach unten und schüttelte den Kopf.
    Michael klatschte in die Hände. »Na, dann packen wir die Kiste doch einfach mal aus.«
    »Nicht hier im Laden«, protestierte Jo, als ob sie befürchtete, dass eine Bombe im Karton stecken könnte.
    »Okay«, sagte Michael, »ich bringe den Karton nach drüben in den Trailer. Vielleicht möchte Lukas ja alleine auspacken.«
    »Lieber nicht.« Lukas war das mysteriöse Paket nicht geheuer. Er hatte in seinem ganzen Leben noch kein Paket bekommen und war davon überzeugt, es müsse sich um einen Irrtum handeln.
    Schließlich standen sie zu viert im Trailer um den Holztisch herum und Lukas bat Sim, den Karton zu öffnen. Er hörte, wie sie mit dem Cuttermesser das Klebeband durchtrennte und den Deckel öffnete. Dann veränderte sich ihr Atem, er klang verwundert.
    »Es ist ein Computer«, sagte sie ganz aufgeregt.
    Ein Computer? Lukas runzelte die Stirn. Was sollte er mit einem Computer? Und wer hatte ihm den geschickt?
    »Pack doch mal weiter aus«, meinte Michael. »Das ist ein besonderer Computer. Schaut euch die Tastatur an.«
    Lukas hörte das Rascheln einer Plastiktüte. Sim nahm seine Hand und legte sie auf die Tastatur. Er konnte die winzigen Punkte auf den verschiedenen Tasten spüren. Das war eine Tastatur für Blinde.
    »Es ist ein Blindencomputer mit einer Braillezeile«, sagte Michael. »Diese Dinger sind elend teuer.« Wieder raschelte es. »Hier ist die Rechnung. Knapp zehntausend Dollar.«
    »Aber wer…?« Lukas blieb die Luft weg. Er verstand überhaupt nichts mehr.
    Papier wurde umgeblättert. »Jimi hat ihn gekauft.«
    Lukas musste sich mit beiden Händen an der Tischkante festhalten, denn er hatte das Gefühl, als würde der Boden unter seinen Füßen nachgeben.
    »Aber woher hat er…?« Er senkte den Kopf und ließ den Satz unvollendet. Lukas wusste, woher Jimi das Geld für diesen Computer hatte. Und Sim, Michael und Jo wussten es auch.
    Wieder raschelte Papier und Michael räusperte sich. »Er hat eine Anzahlung geleistet und den Rest in Raten bezahlt. Drei Jahre lang. Zweihundertachtzig Dollar jeden Monat.«
    Lukas’ Hände tasteten nach einer Stuhllehne. Er musste sich setzen. Das konnte einfach nicht wahr sein. Jimi hatte sein Leben und das vieler anderer aufs Spiel gesetzt, um ihm diesen Computer zu kaufen. Wenn sein Freund jetzt hier gewesen wäre, in diesem Raum, hätte er sich auf ihn gestürzt und ihn nach Strich und Faden verprügelt. Aber Jimi war nicht hier, er war

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