Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
Vom Netzwerk:
Knoten, das Gleiche wiederholte ich auf der anderen Seite, dann langte ich nach der zweiten Schnur, die von dem Baum herunterhing.
    »Danke, dass du bei mir bleibst, Julius«, sagte Brandon mit rauer Stimme. »John hat Familie, ich bin …«
    Ich hielt inne. »Wir sind deine Familie. Christina und Amber und ich. Wir sind eine Camarilla, wir gehören zusammen.«
    »Ich weiß das.« Er sah auf seine Brust, unter deren Haut sich das Holz deutlich abzeichnete. »Wenn ich das Ritual bestehe, will ich diese Narben behalten.«
    Am Ende des Sonnentanzes rissen sich die Tänzer die Hölzer aus der Brust. Viele wurden danach ohnmächtig. Vier Tage Schmerz und Entbehrungen waren einfach zu viel. Ich würde Brandons Wunden versorgen und zwar so, dass sie nicht wie üblich spurlos verheilten. »Ich habe Silberoxid im Wagen, Amber wird es mitbringen«, sagte ich daher und befestigte den letzten Knoten.
    Wir erhoben uns gemeinsam. Ich zog mich endgültig hinter die unsichtbare Linie zurück, die den Tanzplatz begrenzte, und setzte mich.
    Ein alter Mann trat zu Brandon, überprüfte die Knoten und reichte ihm Lederbänder mit Federn, Knochen und Schellen, die er an dessen Beinen und Armen befestigte. Zum Schluss setzten sie Brandon einen Kranz aus weißem Salbei auf den Kopf.
    John, der junge Lakota, gab mir eine kleine Trommel. Ratlos drehte ich das Instrument in der Hand und legte es unauffällig neben mich in den Sand. Währenddessen hatten Red Deer und John die Hände gehoben und begonnen, mit Brandon und den anderen zu beten. Ich fühlte die Energie wieder wachsen, als lauschten Himmel und Erde diesen kehligen, fremden Lauten, dann begann der Tanz.
    Der Medizinmann trat zurück, und die Trommel gab einen feierlichen Rhythmus vor.
    Brandons Schritte wirkten zuerst steif und ungelenk. Die Schellen machten jeden Tritt, der fehlging, hörbar, und ich stellte mir vor, wie schwierig es sein musste, vor fremden Menschen zu tanzen, die man sehr hoch schätzte und die einen kritisch musterten.
    Mit der Zeit verlor sich Brandon in der Musik, tanzte bald ganz im Rhythmus, geriet in Trance. In bestimmten Intervallen blies er in die Adlerknochenflöte und warf seinen Kopf nach hinten.
    Dann begann er den Baum zu umkreisen. Die Trommel schlug schneller und schneller und trieb mein Herz an.
    Plötzlich war mein ganzer Körper angespannt. Ich wehrte mich kurz gegen den fremden Einfluss, dann erlag ich ihm. Mein Herz schlug mit der Trommel, und ich konnte meine Augen nicht von dem Tänzer wenden.
    Brandon bewegte sich das erste Mal aus dem Kreis. Die Schnüre an seiner Brust spannten sich, und er zog, bis sich die Spitzen des Baums neigten. Die Männer kommentierten seine Tapferkeit mit hohen Schreien.
    Gegen mein anfängliches Widerstreben wuchs meine ­Bewunderung für Brandons tapferen Akt. So wie man Feuer mit Feuer bekämpfte, ertränkte er einen Schmerz mit einem anderen, setzte Stolz an die Stelle von Scham. Auch in mir fand eine Veränderung statt. Ich hasste es, wenn ­andere mir Mitleid entgegenbrachten, und doch hatte ich Brandon in den letzten Tagen damit überhäuft. Jetzt freute ich mich, einen derart tapferen Mann in meiner Camarilla und zum Freund zu haben. Und als er sich das nächste Mal gegen die Schnüre lehnte, stimmte ich in die Anfeuerungsrufe ein.

KAPITEL 35
    Christina stand auf der Ladefläche eines kleinen Transporters. Die Hände fest um das rostige Sicherheitsgitter geschlossen, ließ sie den kalten Nachtwind mit ihrem Haar spielen. Amber, die hinter ihr auf der Ladefläche hockte, war die ganze Zeit über schweigsam gewesen und hatte vor sich hin gestarrt oder gedöst. Es war noch einige Stunden bis zum Morgengrauen, und sie fuhren über eine holperige Piste mitten durch die Wüste. Cloud und zwei alte Indianerinnen saßen in der Fahrerkabine. Wenn sie sich anstrengten, konnten sie sie reden hören.
    Die Ladefläche war gefüllt mit Zelten, Essen und ausreichend Wasser für mehrere Tage. Ihr Ziel, eine Gruppe von Tafelbergen, zeichnete sich schon seit einer ganzen Weile als dunkle Wand vor ihnen ab.
    »Hast du den Coyoten gesehen?«, rief Christina Amber zu. Amber hob träge den Kopf. Die Vampirin streckte ihr eine Hand entgegen. »Komm, steh auf, es ist doch langweilig, die ganze Zeit da rumzuhocken.«
    Amber ließ sich aufhelfen und stellte sich neben ihre Freundin. Der Wagen schwankte heftig.
    Christina lächelte und legte ihr einen Arm um die Schulter. »Was ist denn los mit dir? Gleich sehen wir die Jungs

Weitere Kostenlose Bücher