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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
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tiefer Meditation versunken und antwortete den Worten des Medizinmanns einsilbig.
    Red Deer sah zu den Männern hinüber, die ihre Trommel plötzlich in einem anderen Rhythmus schlugen und schneller um uns herumtanzten. Der Boden vibrierte unter den Füßen der Tänzer, und dann fühlte ich Magie. Sie floss aus dem Boden, aus der Luft, aus dem Baum hinter mir und nicht zuletzt aus den alten Männern. Es war eine Kraft, die mir fremd war. Eine Energie, die ich nicht verstand. Ich erschrak, als Red Deer meine Hände nahm und sie auf Brandons Schultern legte, doch sobald ich seine Haut berührte, war auch ich Teil dieser Magie.
    Der junge Krieger John trat mit zwei brennenden Fackeln heran. Seine Miene war feierlich. Brandon spannte seinen Körper, sobald ihn das zuckende Licht des Feuers berührte. Ich drückte mein Knie in seinen Rücken, um ihm Halt zu geben, und verstärkte meinen Griff.
    John ging hinter Red Deer in Position und hielt die Fackeln so, dass sie das beste Licht spendeten. Die Gesänge wurden noch einmal schneller, und dann hielt der alte Indianer plötzlich ein Messer in der Hand, mein Messer!
    Brandon begann leise etwas aufzusagen. Die Magie wuchs in ihm und strömte in meine Hände und durch mich hindurch in den Boden. Es war so weit.
    Ich konnte meinen Blick nicht abwenden, als der Medizinmann mit der Linken ein großes Stück Haut auf Brandons Brust griff, sie vom Körper zog und dann das Messer ansetzte. Er stieß es langsam hinein.
    Im Kampf um seine Fassung drückte Brandon den Rücken gegen meine Hände und mein Bein. Seine Arme zitterten, die Hände ballten sich zu Fäusten, dann trat die Klinge auf der anderen Seite wieder aus. Solange das Messer in seinem Körper steckte, presste er seine Kiefer zusammen und unterbrach sein leises Gebet, doch es kam kein einziger Schmerzenslaut über seine Lippen.
    Red Deer zog das Messer heraus und wiederholte die Prozedur auf der anderen Seite.
    Diesmal warf Brandon den Kopf nach hinten und bleckte die Zähne, doch mein Freund ertrug den Schmerz wieder ohne einen Laut.
    Sobald die Klinge nicht mehr in seinem Fleisch steckte, ließ er sich ermattet gegen mich fallen. Sein Atem ging jetzt schnell, und das Blut lief in vier dunklen Linien aus seiner Brust und über den muskulösen Bauch.
    Plötzlich waren Red Deers Worte in meinem Kopf. »Die Tiere, die Pflanzen, die Natur, alles gehört dem Schöpfer. Das Einzige, was dem Menschen gehört, worauf er wirklich einen Anspruch hat, ist sein eigener Körper. Ein Mann kann nur opfern, was ihm gehört. Sein Fleisch, sein Leid, sein Leben, seine Hingabe.«
    Brandons Blut floss. Die Magie wurde stärker, wuchs weiter. Sie kam von überall her, angelockt von der Lebensenergie und den Gesängen der heiligen Männer. Ich wusste, wenn ich die Augen schloss, würde ich sie erkennen können. Dann würde sie uns umgeben wie ein Ring aus Licht, der kreiste und seine Arme streckte, nach oben und nach unten und in alle vier Himmelsrichtungen.
    Red Deer fragte Brandon etwas und dieser antwortete einsilbig. Er wischte meinem Freund die Brust mit einem weichen Tuch sauber, bis die vier Ein- und Austrittsstellen gut sichtbar waren. Der Gesang schwoll an. Die Trommel dröhnte durch meinen Körper. Red Deer steckte ein flaches, glattes Holzstück in den Schnitt in Brandons Haut und schob es weiter, bis es auf der anderen Seite wieder austrat. Brandon zitterte. Das zweite Holzstück folgte und dann war es plötzlich vorbei.
    Die Alten tanzten langsamer, die Magie wurde schwächer und verharrte abwartend. Red Deer blickte mich zufrieden an. Jetzt öffnete auch Brandon seine Augen, sah an sich herab und konnte stolz sein. Die Holzstücke saßen stramm unter der Haut und hatten den Blutfluss durch den Druck fast zum Erliegen gebracht.
    Nur noch ein Musiker schlug die Trommel und sang in langen auf- und absteigenden Melodien, die anderen hatten sich im Halbkreis hingesetzt. Manche rauchten, andere unterhielten sich. Es schien mir wie das letzte Luftholen vor dem Sturm, vor der großen Anstrengung.
    »Verbinde mich mit dem Sonnenbaum«, bat Brandon leise. Seine Stimme klang tief, als enthielte sie ein Echo aus einer anderen Welt.
    Ich griff nach einer der langen Schnüre aus Tierhaut, die vom Baum hinabhingen, und kniete mich vor ihm auf das Büffelfell. Die Schnüre waren am Ende aufgespalten, damit sie auf beiden Seiten der Holzstücke festgemacht werden konnten.
    Ich wand die Sehne durch die vorbereitete Einkerbung und machte mehrere

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