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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
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Tageslicht.
    Schließlich fand ich meine Dienerin. Das Getuschel der Indianer hatte sie auf mich aufmerksam gemacht. Sie stellte ihre Last ab und lief zu mir.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Amber direkt.
    »Ja, Brandon ruht sicher in der Erde.«
    »Mit dir, meine ich.«
    »Niemand will mich hierhaben, Amber.«
    Sie begleitete mich zum nahen Pinienwäldchen.
    »Die Leute fühlen, dass du anders bist, Julius. Die meisten haben irgendwelche Geschichten davon gehört, dass in der Nacht ein Geist tanzen wird. Und jetzt glauben sie, du seist dieser Geist.«
    »Und wie geht es dir?«, fragte ich.
    »Alle sind sehr lieb zu mir und zu Chris. Es ist schön, mal etwas Ruhe zu finden, an so einfache Dinge zu denken wie etwas zu essen und einen Platz zum Schlafen. Die vielen Kinder tun mir gut. So denke ich nicht ständig an Coe.«
    Der Hogan schälte sich wie ein kleiner Hügel aus der bewaldeten Landschaft. Das halbkugelige Gebäude war ganz aus Lehm und im Unterschied zu anderen Bauten seiner Art hatte dieser keinen Rauchabzug mehr. Die Tür war in einem Holzrahmen eingelassen und wies nach Osten, zum Licht. Amber blieb mit mir davor stehen. Ich nahm sie vorsichtig in den Arm, geküsst hatte ich sie nicht mehr, seit sie sich entschieden hatte, mich zu verlassen.
    Es fühlte sich alles so unwirklich an, und ich konnte es noch immer nicht glauben.
    »Weißt du? Du machst auch nicht immer alles richtig, Amber«, sagte ich leise, dann wandte ich mich ab, ohne sie noch einmal anzusehen, ging in die Lehmhütte und schloss die Tür. Mit einem schweren Balken verriegelte ich sie vollständig.
    Auf dem Boden stand eine brennende Kerze.
    Es gab zwei Gräber, die halb in den Boden eingetieft waren, der Rest war als kleine Umfriedung aus Lehm aufgemauert worden. Teile des Bauwerks war so frisch, dass der Lehm noch dunkel vor Feuchtigkeit war. Eine der Kon­struktionen war mit einer Holzplatte und einem Teppich abgedeckt, darin schlief Christina.
    Ich stieg in das mit Decken ausgekleidete Lehmgrab.
    Aus der Ferne trug der Wind den Klang der Trommeln herüber. Der Sonnentanz begann aufs Neue, und mit dem Lied schickte ich meine Seele auf die Reise.

    Amber lehnte sich mit dem Rücken gegen den Hogan, in dem es schon vor einer Weile totenstill geworden war. Sie drückte ihren Rücken und beide Hände gegen die Wand und atmete tief durch. Irgendwie musste es weitergehen und irgendwie musste sie die nächsten Tage überstehen.
    Julius hatte recht gehabt mit den letzten Worten, sie mache auch nicht immer alles richtig, natürlich nicht. Sie wusste, worauf er anspielte, auf Coes Tod. Aber nur weil sie falsch gehandelt hatte, wurde Julius’ Verhalten dadurch nicht richtiger. Von ihrer Position aus konnte Amber gerade noch den dünnen, biegsamen Stamm erkennen, der die Mitte des Universums symbolisierte. Er zeichnete sich wie eine übergroße Nadel mit zwei Spitzen gegen das Licht der aufgehenden Sonne ab. Hin und wieder neigte er sich und dann wurden die Trommeln schneller, und die Frauen und Männer stießen anfeuernde Rufe aus, die aus der Ferne wie Aaaiieee klangen.
    Als die Trommeln wieder zu schlagen begonnen hatten, waren die meisten Frauen und mit ihnen auch die Kinder zum Tanzplatz auf dem Plateau geeilt. In dem Wäldchen war es still geworden. Amber seufzte, stieß sich von der Wand des Hogan ab und ging fort.

KAPITEL 36
    Am Abend traf ich Amber vor der Lehmhütte. Sie stand im letzten Licht und ihr Haar glänzte wie Gold.
    »Sie machen den armen John gerade los«, sagte sie, sobald ich die Tür öffnete.
    Ich hätte sie gerne in den Arm genommen, oder mit einem Kuss begrüßt. Stattdessen schob ich meine Hände in die Hosentaschen.
    »Hast du dir den Tanz also doch angesehen?«
    »Nur ein wenig. Es ist beeindruckend, aber mir läuft es kalt den Rücken runter.«
    »Begleitest du mich zu Brandon?«
    Amber nickte. Sie verschränkte die Arme, während sie neben mir herging. Vielleicht tat sie es aus dem gleichen Grund, weshalb ich meine Hände in die Hosentaschen gesteckt hatte. Mein Körper sehnte sich nach ihr.
    »Schade, dass die Leonhardt an L.A. gebunden sind, es wäre schön, häufiger zu reisen«, sagte ich, um die Stille aufzuhalten, die sich gerade wie eine trennende Mauer zwischen uns schieben wollte. »Ich glaube, ich werde den Geruch und die Nachtgeräusche sehr vermissen, wenn wir wieder zurück sind.«
    »Kannst du denn nicht einfach häufiger fort?«
    »Nicht ohne triftigen Grund. Du weißt um die ganzen Dokumente, die

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