Julius Lawhead 2 - Flammenmond
weit. Die Reifen ratterten bereits über die alte Hängebrücke. »Du kennst ihn besser als ich, Julius. Ihr müsst wissen, was ihr tut.«
Doch der Vampir hatte ihre Verbindung bereits unterbrochen.
Schließlich parkte Amber vor einer kleinen Mall. Der geeignete Jagdplatz für ihre Freunde war gefunden.
Eine halbe Stunde später warteten die drei Vampire gesättigt neben dem Wohnwagen. Christina lief Amber entgegen und half ihr, den völlig überladenen Einkaufswagen zu schieben. Die junge Unsterbliche presste ihre Lippen wütend zu einem schmalen Strich zusammen.
»Was ist? Haben dir die Herren eröffnet, was sie vorhaben?«, erriet Amber.
Christina schnappte nach Luft. »Also ich respektiere Brandons Kultur wirklich, das habe ich immer, aber ich, ich …«
»Sag nichts, damit sind wir schon zu zweit.«
Als sie am Wohnwagen ankamen, schüttelte Julius verständnislos den Kopf.
»Für wen ist das alles? Wir bleiben keine Wochen, nur ein paar Tage.«
»Das meiste ist für Cloud. Ich glaube, das wird keine Aktion im kleinen Kreis, nicht wenn es nach den Red Deers geht.«
»Das ist schön«, sagte Brandon.
Amber hielt in ihrer Bewegung inne und starrte ihn an.
Der Indianer griff ein paar Tüten aus dem Wagen und lud sie kommentarlos in den Airstream. Die anderen tauschten kurz erstaunte Blicke, dann packten alle mit an.
Auf dem Rückweg reisten alle vorne im Dodge, Julius fuhr. Brandon und Christina saßen auf der Rückbank und unterhielten sich leise. Amber beobachtete durch den Rückspiegel, wie Christina behutsam Brandons Arm berührte. Er zuckte kurz weg, doch dann nahm er ihre Hand vorsichtig in seine. Er machte tatsächlich Fortschritte.
Amber hätte zu gerne gewusst, worüber sie redeten, doch Julius hatte das Radio angeschaltet und es so laut gedreht, dass sie nichts verstehen konnte.
»Was ist passiert, während wir geschlafen haben?«, fragte er und starrte weiter auf die Straße. Er hatte sie kein einziges Mal angesehen, seitdem er erwacht war.
»Als ich wach wurde, war die Hölle los, alles voller Leute, mit denen Red Deer den Tanz geplant hat. Ich musste Hirscheintopf essen, dann habe ich dem Alten eine Vampir-Besichtigungs-Tour durch den Wohnwagen gegeben, und er hat sich eins von deinen Messern genommen.«
Julius lachte über ihren schnell heruntergerasselten Bericht, dann wurde er wieder ernst. »Was ist mit der Asche von Judith und Melanie passiert?«
»Als ich aufstand, war sie nicht mehr da, ich glaube, Red Deer hat sie verstreut.«
»Das ist gut. Keine Spuren mehr.« Julius drehte den Kopf und blickte Amber forschend an. »Ich hoffe, es kommen nicht noch mehr, um Coe zu rächen.«
»Ich möchte nicht über ihn sprechen, Julius«, erwiderte Amber und schob ihre verkrampfte Hand unter den Oberschenkel.
»Wir begeben uns wegen dieses Sonnentanzes in die Wildnis und haben nur dich und ein paar Indianer zum Schutz. Ich bin mir zwar sicher, du würdest trotz unserer … Meinungsverschiedenheit alles tun, um Böses abzuwehren, aber du musst meine Sorgen verstehen.«
Amber schüttelte den Kopf. »Nein, ich denke nicht, dass noch mehr von Coes altem Clan kommen werden, um ihren Meister zu rächen, und wenn, dann haben sie es ohnehin auf mich abgesehen.«
KAPITEL 34
Plötzlich tauchten Brandon und die anderen Indianer hinter der Kuppe auf. Die alten Männer schritten voran. Takoda Red Deer trug jetzt zeremonielle Kleidung an Stelle von Jeans und Karohemd und schlug eine Trommel, zu deren Rhythmus die anderen monoton sangen.
Wir waren sofort nach unserer Rückkehr von der Jagd in Cameron aufgebrochen. Gemeinsam mit einigen anderen Männern fuhren wir zuerst eine unwegsame Strecke mit dem Jeep.
Unter Red Deers Anweisung hatte Brandon, gemeinsam mit einem jungen Lakota namens John, eine schlanke Birke gefällt und unter Gebeten ein Plateau hinaufgetragen. Für mich und einige andere standen Pferde bereit. Wir ritten voraus und erreichten den heiligen Platz der Indianer eine halbe Stunde vor ihnen.
Ich verfolgte, wie Brandon und John den Baum in eine vorbereitete Grube einsetzten und mit Erde und Steinen befestigten. Dann wurden sie von Red Deer und zwei weiteren Medizinmännern zur Reinigung fortgeführt. Eine Gruppe von Männern, die schon mehrere Tänze absolviert hatte, schmückte unterdessen den Baum mit bunten Bändern und Zweigen, in Form eines Nests.
Die Gruppe der Tänzer und heiligen Männer war jetzt so nahe, dass ich ihre Gesichter trotz der Dunkelheit gut
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