Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
Vom Netzwerk:
erkennen konnte. Brandon und John waren barfuß und bis auf einen knappen Schurz unbekleidet. Sie sangen aus voller Kehle und für mich wirkte es, als befänden sie sich bereits in Trance. Ihre Gesichter waren seltsam friedlich, leer und erhaben.
    Brandon lief an mir vorbei. Seine Augen waren halb geschlossen, sein Gang zum ersten Mal seit seiner Befreiung wieder aufrecht.
    Red Deer nickte mir zu. Er hatte mir erlaubt, dem Ritual beizuwohnen, und so stand ich auf und folgte ihnen gemessenen Schrittes zum Tanzplatz. Der auserwählte Ort war ein Plateau, das von einer Seite von Wacholdersträuchern und knorrigen Kiefern gesäumt wurde, auf den restlichen drei Seiten fiel der Felsen einige Hundert Meter steil ab. Die Erde hier war rot und fein. Der Regen, der vor nicht allzu langer Zeit gefallen war, ließ überall winzige Pflänzchen sprießen.
    Zentrum der Zeremonie war die biegsame junge Birke, die sich im oberen Drittel in zwei Spitzen teilte. Bis auf diese beiden Äste waren alle anderen entfernt worden. Der Boden um den Stamm war von den Füßen unzähliger Tänzer eingeebnet, an seinem Fuß lagen vier Büffelschädel. Im Kreis um den Baum standen einige Holzkonstruktionen aus zusammengebundenen Balken. Die vier Himmelsrichtungen waren auch hier mit Kräuterbündeln und bunten Bändern gekennzeichnet.
    Schweigend setzte ich mich vor einen der Pfähle auf einen Webteppich.
    Erst jetzt fiel mir die rechteckige Grube auf, die neben dem Tanzbaum ausgehoben worden war. Sie würden Brandon nicht fortlassen, um mit uns im sicheren Hogan, einem fensterlosen Lehmbau, den Tag über zu ruhen. Er musste wirklich hierbleiben, in praller Sonne.
    Mein Vampir war inzwischen mit John zum Beten niedergekniet. Sie öffneten die Handflächen zum Himmel und sprachen Worte in einer melodischen Sprache. Es war ein urtümlicher, schöner Anblick. Dann fiel mein Blick auf das Brandmal auf Brandons Schulter. Coes Zeichen, ein verschlungenes N und ein C, trieb einen bitteren Geschmack in meinen Mund. Ich schluckte, aber der Anblick der betenden Männer hatte seinen sakralen Zauber verloren.
    In den nächsten Tagen würde die Narbe, die der eiserne Halsring hinterlassen hatte, verblassen und bald Vergangenheit sein. Das Brandzeichen auf der Schulter jedoch war eine Erinnerung an Coe, die bleiben würde.
    Das Gebet war zu Ende, und ich hatte nicht einmal mitbekommen, wie Brandon aufstand. Jetzt redete er mit einem der weisen Männer, der ihm einen kleinen Gegenstand reichte, dann kam er zu mir und hockte sich neben mich.
    Er wippte auf den Hacken und strich sich in einer ner­vösen Geste das Haar aus dem Gesicht. »Versprich mir, dass du nicht versuchen wirst, mir Kraft zu geben. Ganz gleich, wie schlecht es mir geht, es ist Teil der Zeremonie. John und die anderen Tänzer werden vier Tage fasten, und das will ich auch.«
    »Das kann ich leicht versprechen Brandon. Ich hoffe nur, du findest, was du suchst.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Ich wies auf Brandons geschlossene Hand. Er öffnete sie und zeigte mir einen dünnen, langen Knochen, an dem ein Band befestigt war. »Es ist eine Flöte«, erklärte er. »Running Elk hat sie mir geliehen, damit ich beim Tanz darauf blasen kann. Sie ist aus dem Flügelknochen eines Adlers.« Er hängte sich die Flöte um den Hals und strich mit den Fingern die daran befestigte Feder glatt.
    Red Deer kam zu uns und sprach mit Brandon. Es klang ernst.
    »Er wird mich jetzt zum Tanz vorbereiten, Julius. Du kannst darüber wachen, dass ich diese erste Prüfung ehrenvoll bestehe.«
    Ich erhob mich und ging mit Brandon zu den Schamanen. Takoda Red Deer trug nun eine Federhaube, die weit über den Rücken reichte. Er führte Brandon zum Baum im Zentrum des Tanzplatzes. In der Zwischenzeit hatte jemand dünne Schnüre an der biegsamen Spitze befestigt. Sie hingen an dem Stamm herab und bestanden bei näherem Hinsehen aus roher Tierhaut, an der hier und da sogar noch Fell klebte. Die Trommeln und Schreie setzten wieder ein und jagten mir diesmal einen kalten Schauer über den Rücken.
    Brandon kniete sich vor den Baum auf ein ausgebreitetes Büffelfell. Er richtete seinen Blick über die Klippe in die Ferne und seine Augen wurden leer und schwarz. Die heiligen Männer begannen einen langsamen Tanz, während ich verloren neben Brandon stand und darauf wartete, dass Red Deer mir sagte, welche Aufgabe mir bei dieser Sache zufiel.
    Der alte Mann entzündete etwas Süßgras und verteilte den Rauch.
    Brandon war bereits in

Weitere Kostenlose Bücher