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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
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Eingeweide fraß. Ich hob den Sargdeckel, und die Bodenluke öffnete sich automatisch. Schon diese kleine Bewegung steigerte die Schmerzen zu einem scharfen Reißen. Ich atmete ein paar Mal tief durch, biss die Zähne zusammen und zog mich hoch. Von draußen drangen die Stimmen von zwei Männern an mein Ohr.
    »Er müsste eigentlich bald wach werden«, sagte der eine gerade. Natürlich wurde der Wohnwagen bewacht. Immerhin hatte ich die Jägerin des Rates angegriffen und festgesetzt. Claudine stammte von Kangras Blut und damit hatte ich indirekt auch den Meister bedroht. Ich hatte meinen einzigen Freund im Rat verloren!
    Ich ging ins Bad, wusch und rasierte mich. Kaltes Wasser vertrieb den Schweiß und spülte die verworrenen Gedanken aus meinem Kopf. Als ich mich umgezogen hatte, öffnete Brandon gerade den Sarg. Er wich meinem Blick aus, und als ich beharrlich schwieg, verschwand auch er in dem kleinen Badezimmer. Ich setzte mich wieder auf das Sofa, schloss die Augen und suchte Kontakt zu meinem Meister.
    Curtis war wütend, aber wie immer beherrscht. Durch die Bindung erhaschte ich ein Gefühl von Bewegung. Robert und er saßen in einem Auto. Sie waren also noch nicht in Phoenix. Mein Meister bemerkte mich, aber er begrüßte mich nicht.
    »Was hätte ich denn tun sollen? Ich konnte ihn doch nicht einfach sterben lassen, nicht nach dem, was er alles durchgemacht hat!«
    »Du hättest mit ihr reden können, Julius. Du hättest deinen Kopf benutzen und um Aufschub bitten können! Aber du musst immer kämpfen, bei dir muss immer erst Blut fließen, bevor du dein Gehirn einschaltest!«
    »Aber …«
    »Kein Aber! Du bist Meister, du musst langsam lernen, dich wie einer zu verhalten, statt wie ein tollwütiger Hund blindlings um dich zu beißen. Es gibt Regeln, Julius, es gibt Gesetze, verdammt! Sei froh, dass Dominik Kangra ein besonnener Mann ist, wer weiß, was Ann sonst bereits widerfahren wäre!«
    Ann! Ich hatte sie völlig vergessen. Sie war die Friedgeisel, die für mich garantierte, sie, nicht ich würde ausbaden müssen, was ich verbrochen hatte! Ich musste sofort erfahren, wie es um sie bestellt war, und begann schon mich aus der Verbindung mit Curtis zu lösen, als dieser mich mit einem scharfen Impuls zurückrief. Mein Kopf schmerzte wie bei einer schlimmen Migräne-Attacke.
    »Lass sie, Julius. Wenn du Kontakt zu ihr aufnimmst, könnte das falsch verstanden werden. Fühle dem Schwur nach und du wirst wissen, wie es ihr geht. Du hast recht gehabt, zwei Schwurgebundene sind schon mehr, als du bewältigen kannst. Du bist zu schwach und zu dumm für mehr.«
    »Ja, Meister« , entgegnete ich zerknirscht. Ich hatte wieder einmal versagt. »Ich wollte keine Camarilla« , setzte ich nach, und Curtis’ scharfer Zorn traf mich erneut unvorbereitet.
    »Schluss damit! Du bist selbst für die Position verantwortlich, die du jetzt einnimmst. Erkläre mir jetzt, wie du Brandon retten willst, denn ich will ihn genauso wenig tot sehen wie du.«
    »Ich, ich dachte, wir könnten versuchen, es in eine Geldstrafe umzuwandeln, weil er nicht selbständig gehandelt hat. Coe hat ihm befohlen zu töten.«
    »Das hat bislang noch keinen Vampir vor dem Schwert gerettet. Unser Schlüssel ist der Missbrauch, wenn es überhaupt einen gibt.«
    »Nein!«
    »Wenn Brandon seine Erinnerungen teilt, könnten sie mildernd wirken. Es herrscht immer ein gewisser Spielraum für die Richter.«
    »Die Indianerzeremonie hat ihn geheilt, wie ich es nie für möglich gehalten hätte, Curtis. Er glaubt, er sei ein völlig neuer Mensch. Die Dinge, die Coe ihm angetan hat, gehören zu seinem alten Leben, wenn er sie wieder heraufbeschwören soll, passiert ein Unglück!«
    »Wenn du die Ereignisse nicht öffentlich machst, passiert auf jeden Fall ein Unglück. Du musst dich entscheiden, was du willst.«
    »Ich will, dass er lebt.«
    »Dann putz ihn heraus und erzähl ihm nichts. Wenn Brandon vor dem Gericht zusammenbricht, wird es umso wirkungsvoller sein, je stolzer er zu Beginn auftritt.«
    Ich war entsetzt. »Curtis, das ist doch kein Theaterstück!«
    »Du irrst dich. Es ist sehr wohl ein Theaterstück. Wenn das Publikum am Ende nicht weint, köpfen sie den Hauptdarsteller. Und jetzt tu, was ich sage!«
    Mit einem Schlag katapultierte er mich aus seinem Bewusstsein, und ich starrte wie gebannt auf Brandon, der in diesem Moment aus dem Bad kam. Er sah mich demütig an.
    »Wir reden später, wenn wir noch eine Chance dazu ha ben«, meinte ich.

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