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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
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Der Alte hatte sein Geldversteck gefunden. Die paar Cent, die er sich mit der Arbeit im Handelsposten und dem Verkauf von Fellen verdient hatte, um irgendwann genug gespart zu haben, um von daheim wegzugehen. Jetzt war es verloren!
    »Ich bin kein Dieb, ich habe nichts gestohlen.«
    »Lüg mich nicht an! Ich war heute bei den weißen Halsabschneidern vom Handelsposten. Stell dir vor, was sie gesagt haben. Mein Sohn würde ein guter Jäger werden, und ich könne froh sein, dass du etwas dazuverdienst.« Er holte tief Luft. »Du stiehlst! Du bestiehlst deinen eigenen Vater! Auf wessen Land hast du die Tiere gejagt?«
    »Auf deinem«, antwortete Brandon kleinlaut.
    »Dann sind es auch meine Felle oder nicht?«
    Brandon war klar, dass er keine Chance hatte. »Ja, es sind deine.«
    »Gibst du es also doch zu! Verschwinde, Brandon. Verschwinde, wie die weiße Schlampe, die dich geboren hat! Ich will dich hier nicht mehr sehen!«
    »Aber Vater …«
    »Verschwinde, habe ich gesagt!«
    Brandon starrte den Mann, der sein Vater war, ungläubig an. Das konnte er nicht ernst meinen. Er hatte sich doch bislang um alles gekümmert, hatte die Tiere versorgt, das Haus in Schuss gehalten und sogar seinen Vater ins Bett gebracht, wenn dieser wieder einmal zu betrunken war, um den Weg dorthin allein zu schaffen.
    Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er so weitermachen oder abhauen und sein Leben selbst in die Hand nehmen konnte, wie Two Feathers es getan hatte. Er würde seinem Pfad folgen! Er würde nach Süden gehen zu den Apachen und die verfluchten Weißen bekämpfen, die seinen Vater zum Säufer und Krüppel gemacht und seinem Volk die Seele geraubt hatten.
    »Weißt du was? Ich gehe, ich gehe wirklich, und ich komme nie wieder!«
    Brandon bückte sich und begann das Geld vom Boden aufzulesen.
    »Was machst du da?«
    »Ich nehme, was mir gehört! Ich habe es selbst verdient. Das Land gehört uns allen, die Tiere waren wild. Die Weißen haben deinen Verstand vergiftet mit ihrem Besitzdenken und dem verdammten Alkohol.«
    Wie zur Bestätigung nahm George Flying Crow einen letzten Schluck aus der Schnapsflasche und warf sie seinem Sohn an den Kopf. Brandon, der sich gerade aufrichten wollte, knickte ein und kam nicht mehr rechtzeitig auf die Beine. Tritte und Schläge prasselten auf ihn nieder. Er rollte sich zusammen, schützte den Kopf, so gut er konnte, und harrte aus. Keine Träne, kein Schrei. Sein Vater würde ihn niemals weinen sehen!
    Als er wieder zu sich kam, lag sein Vater auf der Pritsche und schlief seinen Rausch aus.
    Brandon tat jedes Körperteil weh. Sein linkes Auge war zugeschwollen und irgendetwas stimmte mit seinen Rippen nicht. Trotz der Schmerzen stand sein Beschluss fest. Er würde keinen Tag länger bleiben. So leise er konnte, sammelte er die restlichen Münzen ein, die überall verstreut ­lagen, raffte ein paar Kleidungsstücke zusammen und schlich hinaus. Sein Weg führte ihn nach Süden. Er lief die halbe Nacht, bis die Schmerzen in den Rippen unerträglich wurden und er ermattet am Wegesrand niedersank. Nur ein wenig ausruhen, etwas verschnaufen wollte er, als er mit einem Mal ein Pferd wiehern hörte.
    Laternen schwankten in der Dunkelheit, und bald konnte Brandon zwei Kutschen und einen Reiter ausmachen, die in seine Richtung unterwegs waren. Zu schwach, um aufzustehen, hoffte er einfach, übersehen zu werden.
    Der erste Wagen rollte an ihm vorbei. Er wurde von einem Schwarzen gelenkt, dessen Anblick Brandon mehr faszinierte als die schönen Pferde und die teure Kutsche.
    Ein Reiter hielt neben ihm. Brandon bewunderte den vornehmen Mann. Sein Pferd war von der Farbe fetter Milch, und die Augen des Tieres waren genauso blau wie die seines Herrn.
    »Anhalten!«, rief der Fremde. Alle Pferde blieben stehen.
    Der Vorhang der Kutsche wurde zur Seite geschoben, und eine blasse Frau sah hinaus. »Was ist denn los, Nathaniel?«
    »Da ist Ersatz für Jason.«
    Die Frau musterte Brandon und verzog missbilligend das Gesicht. »Ich weiß nicht, ob der nach meinem Geschmack ist.«
    »Die Gier deiner Tochter ist schuld, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Man soll nehmen, was einem das Schicksal vor die Füße wirft. Steh auf!«, befahl der Mann.
    In einem Moment glaubte Brandon noch, zu keiner Bewegung fähig zu sein, und im nächsten stand er, überrascht, was für ein Zauberer ihm begegnet war, der seinen Körper einfach so herumkommandieren konnte.
    »Du kommst mit mir als mein Knecht. Hast du das

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