Julius Lawhead 2 - Flammenmond
ihn nicht verriegelt? Wozu ist alles Hightech der Welt gut, wenn man es nicht benutzt?«
Amber glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. »Würdest du nach zweieinhalb Monaten Eingesperrtsein freiwillig da drin schlafen?«, fauchte sie und schloss, nach einem letzten Blick auf Julius’ dunkel schimmernde Augenlider, den Deckel.
Robert verkniff sich jeden weiteren Kommentar.
Die beiden Männer machten sich daran, die Ecken des Sargs mit Schaumstoffwinkeln abzupolstern, die wohl eigentlich für den Transport von Kunstwerken gedacht waren. Der Sarg, ein Geschenk von Curtis, war mit seinen Intarsien und Malereien ohnehin ein solches.
Amber überließ den Männern das Feld, während sie Kleidung für Julius und sich selbst in zwei Reisetaschen packte.
Die Träger hatten ihre Vorbereitungen schnell abgeschlossen und waren im Begriff, Gurte in die Griffe einzuhaken. Robert überprüfte ihre Arbeit noch einmal und bedeckte den Sarg mit einer schweren roten Brokatdecke. »Seid vorsichtig. Wenn der Macken bekommt, könnt ihr euch von ein paar Fingern verabschieden.«
Die Männer lachten.
»Ab an die Sonne mit dem Blutsauger«, scherzte der Größere, dann hoben die Männer ihre Last an. Sie fluchten, während sie alle Kraft aufbrachten, um den Vampir in seiner Ruhestätte aus der Kammer zu bugsieren.
Als Amber einige Zeit später mit einer Tasche in jeder Hand und noch nassen Haaren ins Entree eilte, standen zwei der Särge noch immer dort.
Sonne flutete durch die weit geöffnete Flügeltür, die in den Hinterhof führte, und füllte den Raum mit tanzendem Staub.
Amber blinzelte und schob sich die Sonnenbrille über die Augen.
Die Luft war warm für einen Januartag. Es hatte vor kurzem geregnet, und so besaß sie noch die besondere Frische, die man in Los Angeles nur an wenigen Tagen im Jahr genießen konnte. Amber glaubte den fernen Duft von Oleander und Eukalyptus wahrzunehmen und natürlich vom Meer, der Strand war nah.
Sie nahm den kurzen Weg über den Hof zu dem großen Airstream-Wohnwagen, der silbern glänzend auf seine Fracht wartete. Sie stieg die Stufen hinauf, und spähte in den Kühlschrank.
Robert ging an ihr vorbei und berührte sie an der Schulter. »Alles okay, oder soll ich dir doch lieber einen Fahrer mitgeben? Du siehst müde aus.«
»Ich hab auch nicht geschlafen. Aber ich schaffe das schon, danke.«
Curtis’ Diener zog eine Ledermappe aus einem kleinen Regal und öffnete sie.
»Hier ist alles drin, was du brauchst«, erklärte er und wies auf eine seltsame Mischung aus Fax und mittelalterlicher Schriftrolle. »Das ist eure Einreisegenehmigung für Arizona und für alle Fälle die Durchreiseerlaubnis für Nevada und Utah. Das Fax ist vom Rat aus Phoenix. Curtis hat es gesiegelt. Falls du an der Grenze aufgehalten wirst, zeigst du es vor. Sie verlangen eine Friedgeisel für Gastfreundschaft und Jagdrechte, weißt du, was das heißt?«
Amber schüttelte den Kopf.
»Es ist wie eine Bürgschaft. Julius übergibt Steven dem Rat von Phoenix. Falls er gegen ein Gesetz verstößt, muss Steven dafür geradestehen.«
»Das ist unfair!«
»Na ja, aber Julius wird sich eher geneigt fühlen, den Gesetzen treu zu bleiben, wenn er nicht nur seine eigene Sicherheit, sondern auch die eines anderen aufs Spiel setzt. Deshalb hast du hier also auch Stevens Papiere und eine Urkunde, die Julius später unterzeichnen muss, aber er kennt sich damit aus. Ich habe dir den Navi im Dodge schon eingestellt, er wird dich direkt zum Ratssitz in Phoenix leiten. Bis dahin werden die drei wach sein.«
Amber nickte. »Ich kriege das schon hin.«
In diesem Moment wuchteten die Männer Julius’ Sarg durch die Tür des Wohnwagens und stellten ihn keuchend auf dem Boden ab. »Herrgott, was ist denn da drin, Robert?«, fluchte der Blonde. Der Schweiß lief ihm in Strömen aus dem Haar.
»Spezialanfertigung!«, lachte der Diener.
Amber beobachtete, wie eine Klappe im Boden geöffnet wurde und Julius’ Sarg darin verschwand. Von außen war nichts zu erkennen.
Robert bezahlte die beiden Helfer.
Amber reichte ihnen zum Abschied die Hand und stieg mit Robert aus dem Wohnwagen. Dieser drückte ihr ein Tütchen mit verschiedenfarbenen Pillen in die Hand.
»Du hast dein Frühstück vergessen.«
Amber verzog den Mund, suchte sich eine Kombination aus Mineraltabletten und Vitaminen zusammen und schluckte sie hinunter.
»Ich esse eigentlich auch so genug Grünzeug«, murmelte sie, doch genau diese Diskussion hatte sie mit Robert
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