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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
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wechselte zur Telepathie. »Stell niemals meine Autorität in Frage, wenn andere Vampire zugegen sind! Niemals!«
    Sie nickte wie in Zeitlupe.
    Ich zwang mich, meine Aufmerksamkeit wieder der Straße zuzuwenden, und langsam schwand mein Zorn. Christina beugte sich vor und ließ eine Hand auf meinen Oberkörper gleiten. Sie tauschte Energie mit mir, als wollte sie sich versichern, dass sie von mir nichts zu befürchten hatte.
    »Ist gut, Chris.« Ich schob ihre Hand fort. Amber sah das nicht gerne, und ich wollte nicht auch noch Öl ins Feuer gießen. Chris lehnte sich wieder zurück.
    Amber schirmte sich völlig von mir ab. Hin und wieder erahnte ich die schweren Gedanken wie Bewegungen unter einer Membran. Ihr Inhalt blieb mir verschlossen. Nach ein paar Meilen atmete sie tief durch, und dann liefen die ersten Tränen.
    Vorsichtig legte ich meine Hand auf ihre. Ich hatte ihr die bösen Worte längst verziehen. »Ich habe dir nie verheimlicht, was ich bin und was ich mache.«
    Amber ergriff weder meine Hand, noch kam sie mir auf andere Weise entgegen. Doch ich ließ nicht locker. Seitdem ich Meister geworden war, gab es neue Regeln, auch für unsere Beziehung.
    »Ich muss stark sein, Amber, vor allem vor den Mitgliedern meiner Camarilla. Ich kann und darf mir nicht von einer Sterblichen vorschreiben lassen, was ich tue. Wenn du mich schwächst, schwächst du uns alle!« Ich drückte ihre Hand.
    Amber nickte unmerklich. »Okay. Aber ich will mit dir reden.«
    »Ja«, erwiderte ich erleichtert.
    Eine halbe Stunde vor Anbruch der Dämmerung entdeckten wir das erste Schild zum Campingplatz von Beaver Creek am Straßenrand.
    Wir verließen die Interstate 17 und schienen mitten ins Nirgendwo zu fahren. Im Lichtkegel der Scheinwerfer flohen Kaninchen über die buckelige Piste.
    Der Sand war rot und fein. Ich brauchte beide Hände, um uns sicher über Viehgitter und schmale Brücken zu steuern. In der Nähe des Flusses, den wir mehrfach kreuzten, wurde die Wüste zur Oase.
    Zu den allgegenwärtigen Creosotebüschen gesellten sich erst Mimosen, dann erhoben sich hohe Ahornbäume aus ­einem Tal. Nach zehn Minuten erreichten wir den Campingplatz. Zu dieser Jahreszeit war er wie ausgestorben. Ich lenkte den Airstream auf einen Stellplatz nahe am Fluss und zog den Schlüssel.
    Christina riss ohne ein weiteres Wort die Tür auf und floh in den Wohnwagen. Für sie war es höchste Zeit, in ihren Sarg zu verschwinden. Mir blieb noch fast eine volle Stunde. Ich stieg aus, ging um den Wagen und öffnete Amber die Tür.
    Unsere Schritte knirschten leise über roten Sand und schwar ze Kiesel, während wir einen kleinen Pfad zum Fluss hinunter­liefen. Es hatte im Sommer gebrannt, und die Büsche trugen verkohlte Äste unter winterlich gebräuntem Laub. Der Beaver Creek atmete rauschend Nebel in die frostige Luft.
    Am Ufer lagen Ahornblätter, purpur, die meisten schon braun. Amber hob eines auf und drehte es in der Hand.
    »Julius, erinnerst du dich daran, wie du als Sterblicher bei Tag gesehen hast?«
    »Ja, ich denke schon, warum?«
    »Die Farben sind in der Sonne so viel schöner.«
    »Oh, aber die Nacht ist für mich auch schön.« Ich legte den Arm um ihre Schultern. Sie verkrampfte sich kurz, dann schmiegte sie sich an mich, während wir einem kleinen Pfad am Ufer folgten.
    »Inwiefern? Wie siehst du, Julius? Wir leben in der gleichen Welt und doch nehmen wir sie so verschieden wahr. Du verstehst die Dinge anders, du lebst nach anderen Regeln. Eigentlich existieren wir auf völlig unterschiedlichen Planeten, du und ich«, sagte sie. Bitterkeit lag in ihrer Stimme.
    »Aber die Welten treffen sich doch in uns.«
    »Kollidieren trifft es wohl eher!«
    »Dann liegt es an uns zu vermeiden, dass wir allzu großen Schaden nehmen.« Ich blieb stehen. »Komm, ich zeige dir etwas.«
    »Was denn?«, fragte sie unsicher.
    »Die Nacht, meine Nacht, meine Welt. Aber dazu musst du mir vertrauen, komm!«
    Wir erklommen einen gigantischen Felsen, der in das Flussbett ragte. Die Aussicht von oben war wunderschön, aber das war es nicht, was Amber erblicken sollte. Sie sollte mit meinen Augen sehen, mit den Augen eines Vampirs.
    Während sie sich noch umschaute, ritzte ich mir das Handgelenk auf. Der kurze Schmerz tat seltsam wohl. Ich presste einen Finger auf die Wunde. Amber stand mit dem Rücken zu mir.
    »Du musst die Augen schließen.«
    »Was hast du vor?«, fragte sie, skeptisch wie immer.
    »Vertrau mir einfach.«
    »Okay, bin so weit«,

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