Julius Lawhead 2 - Flammenmond
sie sich ein frisches Shirt aus ihrer Reisetasche nehmen wollte, bemerkte sie einen Zettel, der zwischen den leicht geöffneten Reißverschluss gesteckt worden war.
Amber setzte sich und faltete ihren Fund auseinander. Es war keine Nachricht von Julius, die Handschrift war die einer Frau. Christina.
Liebe Amber, wenn Du nicht ertragen kannst, wer und was Julius ist, triff eine Entscheidung, bevor es euch beiden noch mehr weh tut. Wenn Du reden willst … ich bin immer für Dich da.
Chris
Amber schluckte hart.
Christina hatte den Finger auf die Wunde gelegt. Konnte sie akzeptieren, wer Julius war? Es tat weh, über die Konsequenzen überhaupt nachzudenken.
Seitdem sie Julius kannte, war sie ständig übermüdet zur Arbeit gekommen und es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren, wenn er mal wieder einen seiner unangekündigten Besuche in ihrem Geist machte. Zumindest das konnte so nicht weitergehen.
Amber hoffte inständig, dass Robert das Tonmodell bei ihrem Boss vorbeibrachte und ein gutes Wort für sie einlegte, doch große Hoffnung machte sie sich nicht.
Vor dem Telefonanruf bei Lapiccola grauste ihr jetzt schon. Sie war eine schlechte Lügnerin, und sie musste lügen, irgendeine Krankheit vortäuschen, um ihre Abwesenheit zu erklären.
Amber zog ein paar Decken von der Sitzecke und breitete sie auf dem Boden aus. So war sie ihm näher. Julius.
Sobald sie auch nur seinen Namen dachte, kroch ein wohliges Gefühl durch ihren Körper. Wenn er doch nur ein normaler Mann sein und jetzt an ihrer Seite liegen könnte, was gäbe sie dafür.
Ich bekam keine Luft. Etwas drückte mir den Hals zu. Das ist ein Alptraum, zuckte es mir durch den Kopf.
Wie Blei lag eine Schwere auf meinem Körper, die mich von allen Seiten bedrängte. Das Gefühl war neu in dem Traum, ebenso wie der Geschmack von Sand in meinem Mund. Es war auch Sand in meiner Nase, wie ich nach und nach bemerkte. Mein Hals brannte wie Feuer, mein ganzer Körper schmerzte. Ich hatte schrecklichen Hunger.
Das war nicht mein Alptraum, wurde mir plötzlich klar, und das war auch nicht mein Körper!
Es war Wirklichkeit und passierte jetzt irgendwo mit jemandem, den ich schätzte, jemandem, den ich geschworen hatte zu beschützen.
Brandon! Irgendwie musste es ihm gelungen sein, den Turmalin loszuwerden, ohne dass Nathaniel Coe etwas davon mitbekommen hatte.
Unsere Verbindung stand wieder, und was ich mit ihm fühlte, war ungleich schlimmer als alles, was ich mir vorstellen konnte.
Wie ein wütender Geist tobte meine Seele umher. Ich würde ihn umbringen, diesen Coe, ich würde ihn leiden lassen, wie noch nie ein Vampir unter meinen Händen gelitten hatte!
Ich rief und zerrte an den Bindungen, bis auch Brandons Seele mich erhörte. Er blieb still. Gefasst schirmte er sein Bewusstsein mit einer Mauer aus Kälte, nicht wollend, dass ich seine wahren Gefühle teilte.
»Ich möchte Abschied nehmen« , sagte er ruhig.
»Was? Unsinn!«
»Du kannst mich nicht retten, nicht du und auch kein ande rer.«
Er suchte nach Worten. »Ich danke dir für die Zeit in deiner Camarilla. Ich werde deine Freundschaft im Herzen tragen. Sag Christina, wie sehr ich sie liebe und dass sie mich vergessen soll. Nein. Sag ihr besser, ich wäre tot.«
Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Er hatte sich aufgegeben, aber das konnte nicht sein, das durfte nicht sein!
»Brandon, du bist mein! Ich werde dich holen, ich habe einen Schwur geleistet, und bei meiner Ehre, ich werde ihn erfüllen.«
»Ich bin verloren, Julius. Ich habe mich geirrt. Ich war niemals frei von Coe. Die Schwüre waren eine Lüge, alles Lüge. Verzeih mir und vergiss mich. Du hast keine Pflichten mir gegenüber.«
»Niemals!« , wütete ich. »Was hat er dir angetan? Was hat dieses Monster gemacht?«
Brandon verschloss sich noch mehr und blieb mir die Antwort schuldig.
Dann musste ich es eben selber herausfinden.
Er wehrte sich nicht, als ich seine Schutzschilde durchdrang und in seine Gedanken glitt. Und dann wurde mir alles klar.
Was Brandon die Kehle zuschnürte, war ein eiserner Ring, und die Erinnerung, wie er dorthin gekommen war, war entsetzlich.
Ich fand mich plötzlich in einer altmodischen Schmiede wieder. Es roch nach Rauch und Holz, Blut und Angst.
Der schwarzhäutige Vampir, den ich schon in Christinas Gedanken gesehen hatte, trieb einen Blasebalg an. In der Esse glühten Kohlen und erhitzten ein Stück Eisen.
Brandon kniete nicht weit davon. Seine Arme wurden an Ketten
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