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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
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Uhr nachmittags eingestellt, doch als sie diesen jetzt mit fahrigen Bewegungen ausschaltete, kam es ihr vor, als sei es noch mitten in der Nacht.
    Es war stockfinster und stickig. Sie lag noch immer auf dem Boden des Wohnwagens. Das Licht des Handydisplays ließ die gewölbte Decke erahnen, und Amber glaubte, die muffige Friedhofserde riechen zu können, die als dünne Schicht in der Wand und im Boden des Wohnwagens eingelassen war.
    Die Blenden der kleinen Bullaugenfenster waren allesamt geschlossen. Eine Festung gegen das Sonnenlicht. Ambers T-Shirt klebte ihr wie eine zweite Haut am Rücken und das, obwohl sie alle Decken von sich gestrampelt hatte. Sogar im Winter war die Wüstensonne Arizonas stark genug, um die Luft im Airstream zum Kochen zu bringen.
    Amber drehte sich auf den Rücken und schob die verschwitzten Haare aus der Stirn. Sie hatte geträumt. Von entsetzlicher Enge, gepaart mit Schmerzen und dem Gefühl zu ersticken. Es waren Julius’ Ängste, das dachte sie zumindest. Er hatte ihr versprochen, sie mit seinen Alpträumen zu verschonen, doch sie wollte ihm dafür keinen Vorwurf machen. Immerhin musste er in einem engen Sarg schlafen, und nicht sie.
    Gedankenverloren presste Amber ihren Kopf gegen das glatte Parkett, als könnte sie Julius’ Herz schlagen hören, wenn sie nur leise genug war, doch das Herz ihres Freundes schlug nicht, nicht jetzt.
    Amber entzündete eine Kerze, die sie in Reichweite auf den Boden gestellt hatte, dann rutschte sie ein Stück zur Seite und tastete nach der versteckten Mechanik. Die Bodenplatte öffnete sich geräuschlos. Der Anblick des Sarges ließ Amber kurz innehalten. Er machte ihr nur allzu bewusst, was Julius um diese Uhrzeit war: eine Leiche.
    Aber sie musste ihn sehen. Amber rückte näher an den Rand, um den schweren Sargdeckel anzuheben, und betrach tete den ruhenden Vampir. Es war ein friedlicher Anblick.
    »Ich wünschte, du wärst hier«, flüsterte Amber, ohne ihre Bindung zu nutzen und ihn damit tatsächlich in seinen Körper zurückzurufen.
    Sie stieß den Atem aus.
    Kinderlachen drang an ihr Ohr und mit einem Mal war sie wieder zurück in dieser Welt. Sie musste sich beeilen. Ein letzter Blick auf Julius’ regloses Gesicht, seine dichten Wimpern und die breiten geschwungenen Brauen, dann schloss sie den Sarg und die Luke im Boden.
    »Genug getrödelt«, sagte sie zu sich, raffte die Decken zusammen und öffnete die kleinen Fenster. Das blendende Licht weckte Kopfschmerzen, die sie bislang nicht bemerkt hatte. Amber kniff die Augen zusammen und hielt ihr Gesicht für einen Moment in die hereinströmende, kühle Luft, die das monotone Zirpen der Grillen und das leise Rauschen des Beaver Creek mit sich trug.
    Die Kinder, die sie zuvor gehört hatte, waren fort.
    Heftige Winde fegten über die breite Interstate, die sich wie ein erstarrter grauer Fluss durch die Ebene zog, zerrten an dem Wohnwagen und peitschten die Büsche. Sand bildete kleine Verwehungen auf dem Asphalt, die in ständiger Bewegung waren.
    Amber hielt das Lenkrad mit beiden Händen umfasst und starrte angespannt auf die Straße. Der Anhänger schlingerte immer wieder und zwang sie langsamer zu fahren, als sie eigentlich wollte.
    Am Straßenrand zogen sich Zäune entlang. Alte hölzerne Verladerampen, die wie Skelette gestrandeter Wale in die Landschaft ragten, zeugten davon, dass hinter dem dünnen Stacheldraht etwas lebte, fraß und sich vermehrte.
    Bislang hatte Amber allerdings nur die Geister der Wüste bemerkt, Tumbleweed, rollende Büsche, die von den Zäunen in ihrer ewigen Reise aufgehalten wurden und sich an manchen Stellen in großen Haufen türmten.
    Flagstaff lag schon eine Weile hinter ihr. Es war eine der wenigen Städte auf ihrer Route. Ein kleiner verschlafener Skiort mit Charme. Dort hatte sie in einem Diner Pause gemacht und mit Blick auf die Berge ein zähes Steak gegessen, das ihr jetzt immer wieder aufstieß.
    Amber nahm noch einen Schluck Soda, um den säuerlichen Geschmack hinunterzuspülen, und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Die Sonne stand bereits tief. Bald würde das Leben zu Julius und Christina zurückkehren. Bis dahin musste sie eine Stelle finden, an der sie das Gespann für eine Weile parken konnte. Immer wieder mündeten staubige Pisten in die Straße, doch das Land war so flach, dass sie diese oft erst bemerkte, wenn sie bereits daran vorbeigefahren war.
    Sobald die Sonne den Horizont berührte, wurde es schlagartig kühler. Amber schaltete

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