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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
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kannte das Gebäude aus Brandons Erinnerungen. Hier hatten sie haltgemacht.
    Ich steuerte den Wagen an den Straßenrand. Christina starrte mit großen Rehaugen auf die Tankstelle und schien dort Dinge wahrzunehmen, die uns verborgen blieben. Drei der vier Tanksäulen waren außer Betrieb, die Beleuchtung abgeschaltet. Ein riesenhafter, chromblitzender Viehtransporter parkte etwas abseits. Rinder drückten sich darin ängstlich aneinander.
    Christina bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und holte mehrmals tief Luft.
    »Alles okay, Chris?«, fragte ich vorsichtig. »Kannst du uns zur Lodge lotsen?«
    »Ja, ja, natürlich«, presste sie hervor. »Du kannst sie nicht verpassen, fahr einfach geradeaus.«
    Ich startete den Motor. Amber sprach leise auf Christina ein, machte ihr Hoffnung, ihren Geliebten bald wiederzu­sehen.
    Ich konzentrierte mich auf die Straße.
    Cameron war mit Abstand der traurigste Ort, den ich bislang besucht hatte, und ich konnte nur vermuten, dass sich noch weitaus tristere Orte an die Straße reihten. Überall standen Trailer und Wohnmobile, scheinbar wahllos zwischen niedrigen Büschen und Müll verstreut, als hätte sie ein Sturm hierhin geweht.
    Feste Häuser gab es nur in der Ortsmitte. Und wenn ich geglaubt hatte, dass die Lodge schwer zu finden war, so irrte ich mich. Der Straßenrand war mit Hinweisen gepflastert, die das Hotel als Museum, Galerie, ältestes Gebäude und einzige Attraktion des Städtchens anpriesen.
    Christina starrte wie gelähmt aus dem Fenster. »Ich kann ihn nicht fühlen«, sagte sie leise. »Als sei etwas in mir gestorben. So viele Jahre war er immer da …«
    »Wir finden ihn.«
    »Aber wenn wir nicht genug Geld haben? Was dann?« Ihre Stimme zitterte.
    »Wir sind nicht allein, Chris. Curtis hat versprochen uns zu helfen, mit allem, was der Clan geben kann. Wir haben genug, keine Angst. Bald ist er wieder bei uns.«
    Meine Stimme klang überzeugend, aber ich war mir keineswegs sicher. Würde unsere Hilfe noch rechtzeitig kommen?
    Ich verließ die Hauptstraße und folgte den Holzschildern, bis das flache Gebäude des Trading Post vor mir auftauchte.
    Auf dem Parkplatz standen viele Autos und auch einige Trailer. Bislang kannte ich den Bau nur aus den Erinnerungen meiner Vampire und es waren ausschließlich schöne Erinnerungen gewesen.
    Unsicher schob Christina ihre Hand in meine. Amber versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen, aber ich spürte ein wenig Eifersucht in ihrem kurzen Blick. Als sie merkte, dass ich Christina meine Hand entziehen wollte, schüttelte sie den Kopf und rang sich ein Lächeln ab.
    »Wir sind zwei Stunden zu früh, was machen wir jetzt?«
    Wenig später saßen wir in einem gemütlichen Kaminzimmer.
    Das Feuer prasselte. Die steinernen Wände waren mit alten Fotografien und indianischer Webkunst geschmückt. Alles wirkte warm und einladend.
    Wir hatten jeder ein Glas Wein bestellt, und Amber wartete auf einen Salat und indianisches fry bread . Ich nippte an meinem Wein, ließ einzelne Tropfen durch meinen Mund gleiten und sog sie unter die Zunge. Es war so wenig, dass ich nicht einmal schlucken musste und mein Magen kaum rebellierte.
    Christina starrte in die Flammen im Kamin und hielt ihr Weinglas mit beiden Händen.
    »Ich halte die Warterei nicht mehr aus, ich …«
    Mit einer Geste gebot ich Christina zu schweigen. Sie schloss überrascht den Mund. Dann spürte sie es auch. Etwas hatte sich verändert. Es war, als läge plötzlich elektrische Spannung in der Luft.
    Amber blickte mich fragend an.
    Schweigend formte ich mit meinen Lippen das entscheidende Wort: Vampir.
    Noch war der Unsterbliche nicht da, doch er kam näher, und ich konnte sein Alter fühlen. Verglichen mit mir war er jung, zählte nur etwas mehr als ein halbes Jahrhundert. Das war nicht Coe, allenfalls eines seiner Kinder.
    Ich hatte mich so hingesetzt, dass ich Tür und Fenster im Auge behalten konnte und den Mann bemerkte, sobald er den Raum betrat.
    Er war nicht allzu groß, kräftig gebaut, ein Afroamerikaner. Er entdeckte uns sofort. Wir waren zu dieser späten Stunde die einzigen Gäste. Ich stand auf und bedeutete den Frauen zu warten.
    Während ich auf den Fremden zuging, merkte ich, wen ich vor mir hatte. Ich kannte ihn aus Brandons Erinnerungen. Er war derjenige, der den Blasebalg betätigt hatte.
    Der Vampir war an der Tür stehen geblieben. Er trug eine schäbige braune Wildlederjacke und ein verschwitztes Halstuch, das kaum den Eisenring verbergen konnte,

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