Julius Lawhead 2 - Flammenmond
einer fließen Bewegung streckte ich seinen Hals und biss zu. Er krampfte unter dem Schmerz, seine Beine gaben kurz nach, dann stemmte er sie in den Boden und hielt still. Weder schrie der Alte, noch kämpfte er. Seine Hände umfassten meinen Arm, den ich über seine Brust gelegt hatte, und er presste seinen Schmerz hinein.
Ich wurde mit jedem Schluck stärker, während sein Herz wütend gegen mein Verlangen anschlug.
»Keine Angst« , flüsterte ich in seinen Kopf.
Während ich trank, trat Amber von einem Bein auf das andere und hielt noch immer das Gewehr im Arm. Fassungslos schüttelte sie den Kopf, dann kehrte sie uns den Rücken zu und ging davon.
Ich trank, bis ich fühlte, dass ich an die Grenzen meines Opfers kam, leckte das letzte Blut von meinen Lippen und stützte den Alten mit einer Hand. »Es tut mir leid, aber ich musste es tun.«
Der Indianer sah mich prüfend an, mit Augen, aus denen der Schmerz einen Teil des Lichts gestohlen hatte. »Nie zuvor bin ich einem Dämon wie dir begegnet. Keinem, der so sehr Fleisch ist wie du«, sagte er und berührte meinen Arm, um sich der Wahrheit seiner Worte zu versichern.
»Ich bin kein Dämon. Ich habe Leib und Seele eines Sterb lichen«, antwortete ich. »Die Geister, von denen Sie sprechen, sind wie blaue Lichter, mehr nicht. Sie haben keinen Körper.«
Der Alte nickte. »Wer ist der Krieger, um den du dich sorgst?«, fragte er unvermittelt.
Ich erschrak. »Sie haben meine Gedanken gelesen? Wie können Sie …?«
Er antwortete nicht.
»Sein Name ist Brandon Flying Crow.«
»Und ihr seid aufgebrochen, um ihn zu retten. Ist er Navajo?«
»Sein Vater. Er stammt aus Cameron.«
»Und er ist wie du?«
Ich nickte, dann ließ uns ein merkwürdiges Geräusch herumfahren. Es kam aus dem Airstream. Christina war aus der Starre erwacht, und jetzt traf sie der Hunger mit voller Wucht. Sie schrie.
Die Hunde begannen zu jaulen.
Panik huschte über das Gesicht des alten Mannes. Er fühlte, dass Christinas Hunger anders war als meiner, gieriger, tödlicher. Er wollte weglaufen, doch ich hielt ihn am Handgelenk fest.
»Sie leben nicht alleine hier. Wer ist in der Hütte?«
»Meine Tochter Cloud, aber sie schläft. Du bekommst sie nicht! Ihr könnt mich töten, aber sie …«
Ausgerechnet in diesem Moment schrie Christina wieder. Es war ein Ton voller Schmerz und Wut.
Amber kam zum Wagen gelaufen.
»Was jetzt?«, fragte sie und wies mit dem Gewehr auf den Wohnwagen.
»Christina wird von seiner Tochter trinken.«
»Nein!« Red Deer versuchte sich loszumachen, schlug mich mit seiner freien Hand, trat nach mir und fiel hin.
Ich kniete mich vor den alten Indianer. »Hören Sie mich an! Entweder ich schlage Ihnen Ihr Gewehr über den Kopf oder Sie lassen uns gewähren, und ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass Ihrer Tochter nichts geschehen wird und sie keinen Schmerz spürt.«
»Dein Ehrenwort, Dämon?«, fauchte der Alte. »Was ist das wert? Ich kenne nicht einmal deinen Namen.«
»Mein Name ist Julius Lawhead.«
Christina schrie wieder und warf sich mit aller Kraft gegen die Tür.
Ich wies mit ausgestreckter Hand zum Wohnwagen. »Sie gehört mir. Ich gebiete über sie und ich gebe Ihnen mein Wort, dass Ihre Tochter leben wird. Bei meiner Ehre, es wird ihr nicht mehr geschehen als Ihnen!«
Eine einzelne Träne rollte über seine faltige Wange, dann nickte er schicksalsergeben.
Ich ließ ihn los. »Amber, gib Red Deer das Gewehr zurück.«
»Was? Warum?«
»Gib es ihm. Ich habe ihm mein Wort gegeben, er kann seine Waffe wiederhaben. Red Deer wird keinen Grund bekommen, sie gegen uns zu wenden.«
Amber näherte sich ihm zögernd.
Der Indianer nahm das Gewehr entgegen, lehnte es an die Hauswand und wirkte plötzlich unendlich müde.
Amber blieb neben ihm stehen. Vielleicht traute sie ihm nicht, vielleicht wollte sie auch möglichst weit weg sein, wenn ich Christina rausließ.
Ich ging zum Airstream, legte eine Hand gegen die warme Metallhülle und schob den Schlüssel ins Schloss, ohne ihn umzudrehen.
Christinas verzweifelte Befreiungsversuche hörten schlagartig auf. Sie lauerte. Ich wusste es, fühlte es.
»Christina?«
Keine Antwort.
»Christina Reyes, Blut und Wort binden dich an mich, antworte deinem Meister.« Mit meiner Stimme floss Magie, und diesmal fühlte ich, wie sie reagierte. Ihre Fingernägel kratzten über die Tür, während sie mit einem dumpfen Geräusch in die Knie sank.
»Es tut so weh, Meister. Hilf mir.«
Ich schloss die
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