Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
Vom Netzwerk:
und erwartete uns. Als wir nur noch wenige Schritte von ihm entfernt waren, verbeugte er sich tief. Ich spürte kurz Zorn in mir aufwallen, doch eigentlich war mir klar, dass nicht er mit mir gespielt hatte, sondern die makabere Fährtensuche die Idee seines Herrn gewesen war.
    »Meister Julius Lawhead, wir haben Sie später erwartet«, sagte er, noch immer tief gebeugt.
    »Bring mich zu deinem Herrn.«
    »Sehr wohl«, antwortete er und hielt uns die Tür auf.
    Schon von draußen hatte ich gefühlt, dass in dem Zimmer ein weiterer Vampir wartete.
    Es war die Frau, die Coe geholfen hatte, Brandon den glühenden Halsring anzulegen. Ich hasste sie ab der ersten Minute unserer Begegnung. Verloren und irgendwie deplatziert stand sie in der Mitte eines kleinen Vorraums, von dem mehrere Türen abzweigten.
    Offensichtlich gab es in dem Haus keine Elektrizität. Öllampen verbreiteten ihr weiches Licht und erweckten den Eindruck, dass wir im falschen Jahrhundert gelandet waren. Die Unsterbliche trug ein zitronengelbes Kleid, dessen Spitzensaum bis auf die Füße fiel. Eine steife Fischbein-Korsage drückte ihren Busen hoch. Ihr Gesicht war fein, wie das einer Porzellanpuppe, und wirkte ebenso zerbrechlich. Die blonden Haare trug sie sorgsam hochfrisiert.
    Eine dunkelhaarige Frau, kräftiger und etwas größer, aber ebenso altmodisch gekleidet, hielt sich in einigem Abstand im Schatten auf und hatte nur Augen für die Unsterbliche. Ich erkannte es sofort. Sie war die Dienerin und trug die volle Anzahl der Siegel.
    Ich begrüßte die Unsterbliche, wie es der Zeit geziemte, in der sie sich kleidete, und hauchte einen Kuss über ihre Hand. Die Berührung gab mir die Gewissheit, dass sie keine hundert Jahre zählte. Ihre Aufmachung war nichts als schöner Schein. Ich lächelte und spielte die Farce mit.
    »Mit wem habe ich die Ehre, Lady?«
    »Judith Coe, und die Freude ist ganz meinerseits«, entgegnete sie geziert.
    »Die Ehefrau des Meisters?«
    Die Vampirin nickte und lächelte stolz. Sie erinnerte mich an meine längst verstorbene Mutter, die, ganz Dame ihrer Zeit, zur perfekten Gesellschafterin erzogen worden war und meinem Vater dennoch nicht mehr bedeutet hatte als eine kostbare Uhr oder eine technische Spielerei, mit der er prahlen konnte.
    Die Vampirin Judith genoss ganz offensichtlich ihre Stellung, lächelte und kokettierte und war mit ihrem Gehabe doch nicht mehr als eine Dekoration für Coes Haushalt.
    Brandon hatte mir erzählt, dass der Meistervampir auch bei ihrer ersten schicksalhaften Begegnung mit einer Familie von Vampiren umhergezogen war, angenommenen Kindern, die die leiblichen ersetzten, inklusive.
    Amber und Christina wurden von Judith weit weniger altmodisch begrüßt, sie erhielten beide einen schwachen Händedruck und ein falsches Lächeln.
    Mit einer barschen Geste wies Judith Darren an, vorauszugehen, und gab uns allen damit einen Eindruck davon, dass die weißen Mitglieder von Coes Camarilla ihre Sklavenhaltermentalität bewahrt hatten.
    Darren öffnete die Tür.
    Judith schritt hindurch und leitete uns in eine Art Rauchsalon. Es gab schwere Tische, dunkelgrüne Sessel und von den Wänden stierten uns die Glasaugen toter Tiere an. Ein ausgestopfter Schwarzbär vervollständigte die makabere Szenerie.
    Ich hatte Jagdzimmer schon immer gehasst. Sie waren gang und gäbe in den Londoner Stadthäusern der feineren Gesellschaft, in denen ich meine Kindheit und Jugend verbracht hatte. Worauf man stolz sein sollte, wenn man Bergziegen und Raubvögel aus sicherer Entfernung abknallte, war mir bis heute ein Rätsel geblieben. Wir konnten sie ja noch nicht einmal essen.
    Judith wandte sich zu uns um. »Das ist eine beachtliche Sammlung, nicht wahr?«, meinte sie. »Und Sie sollten erst einmal die in unserer Zuflucht in Page sehen.«
    Zu meinem Glück erwartete sie keine Antwort.
    Darren lief durch den finsteren Raum, drehte die Lampen heller und stellte sich dann neben Judith.
    »Wenn Sie oder Ihre Begleiterin hungrig sind, steht Ihnen Darren jederzeit zur Verfügung«, sagte sie.
    Auf meinen überraschten Blick hin neigte der Schwarze den Kopf und trat einen Schritt auf mich zu. Für einen Augenblick fesselte mich der Anblick seiner gestreckten Halslinie und der darunter zuckenden Schlagader, dann winkte ich ab. »Zu viel der Ehre, Judith.«
    Sichtlich erleichtert nahm Darren wieder seinen Platz ein. »Wahrscheinlich hat der junge Meister eher Lust auf Rothaut!«
    Ich schnellte herum.
    Christina schrie

Weitere Kostenlose Bücher