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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pax Rebekka
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andere.
    »Ich ziehe jetzt die Decke weg«, meinte ich und schlug vorsichtig den groben Wollstoff zurück. Was ich dann entdeckte, entbehrte jeder Beschreibung.
    Der Mann, den ich einst kannte, war nicht mehr. Brandon war gebrochen, körperlich und geistig. Er kauerte sich so stark zusammen, dass zwischen Rumpf, Armen und Beinen keinen Fingerbreit Platz war. Seine Haut war verkrustet von Dreck und Blut. Zwischen seinen strähnigen Haaren erahnte ich den Metallring, der den Hals umschloss, und darunter die tiefe, nässende Brandwunde.
    Ich legte Brandon eine Hand auf den Arm. Er zuckte weg. »Ich bin hier, mein Freund. Schau mich an, bitte.«
    Brandon hob ganz langsam den Kopf.
    Ich musste schlucken. Sein Gesicht war zerschlagen, aus einem Schnitt an seiner Kehle lief noch immer ein wenig Blut. Erst jetzt, da mich seine dunklen Augen fanden, schien er zu begreifen.
    »Du bist wirklich hier?« Seine Stimme war rau und kaum mehr als ein Flüstern.
    »Ja. Wir sind alle gekommen, auch Chris und Amber. Wir werden dich hier rausholen. Das habe ich dir doch versprochen.«
    »Aber mein Versprechen war nichts wert, geh und lass mich allein, Julius. Mich kann niemand befreien, nur der Tod.«
    Er versuchte vor mir zurückzuweichen. Die Bewegung ließ die Kette, die an dem Halsring festgemacht war, klirren und brach die verkrusteten Wunden auf.
    »Du hast deinen Eid geleistet, er gilt noch immer, und ich werde meinen Teil tun, Brandon, du wirst freikommen.«
    Brandon vergrub den Kopf wieder zwischen den Knien. »Lass mich allein! Verschwinde einfach und nimm deine Hoffnung mit, sie tut mir zu weh.«
    Plötzlich griff er nach meiner Hand und hielt sie fest. Erst presste er seine Finger auf meinem Puls, dann rieb er Wange und Mund über mein Handgelenk.
    »Trink von mir«, forderte ich, doch der erwartete Biss kam nicht. Brandons Lippen spürten dem Klopfen nach.
    »Ich darf nicht«, flüsterte er gegen meine Haut. »Mein Meister hat es mir verboten.«
    In diesem Moment erklangen Schritte auf der Treppe. Brandon stieß meinen Arm von sich. Kein Zweifel, Coe kam.
    Er rutschte tiefer in die Ecke und griff nach seiner Decke.
    »Morgen wirst du mit uns nach Hause fahren«, flüsterte ich, hob den Leuchter vom Boden und entfernte mich schnell.
    Als sich der Schlüssel im Schloss drehte, wartete ich bereits vor der Tür und versuchte, mir Zorn und Entsetzen nicht anmerken zu lassen.
    Ich versagte. Sobald Coes entstelltes Gesicht erschien, schoss mein Hass wie spitze Messer aus meiner Haut.
    Coe bleckte die Zähne und trat einen Schritt zurück. »Wenn Sie den Frieden brechen, töte ich Sie und alle, die mit Ihnen gekommen sind«, zischte er.
    Ich senkte den Blick und schluckte meine Gefühle, so gut es ging. Er war der Stärkere, und ich musste mich fügen, zumindest für den Augenblick. »Ich will keinen Kampf, ich bin hergekommen, um zu verhandeln«, sagte ich.
    »Dann wollen wir hochgehen und genau das tun«, erwiderte der Meistervampir. Sein kalter Blick fiel auf Brandon, der sich wieder die Decke über den Kopf gezogen hatte, als könnte sie ihn unsichtbar machen.
    Coe trat mit einem Fuß auf die Kette und mit dem anderen gegen den losen Teil. Brandon wurde an dem Eisenring nach vorne gerissen und fiel der Länge nach hin.
    »Fang schon einmal an zu graben, ich will dich hier gleich nicht mehr sehen!«, befahl der Meister gefährlich ruhig.
    Brandon zögerte nicht und begann sofort, sich mit den bloßen Händen ein Grab zu schaufeln. Erst jetzt entdeckte ich das blutige Mal auf seiner Schulter, das zuvor durch die Wolldecke verborgen gewesen war.
    »Was ist das?«, fragte ich Coe und wies darauf.
    Der Meister fasste die Kette und zerrte Brandon näher, bis der Vampir seinen Kopf zu unseren Füßen in den Staub presste, dann stieß Coe mit dem Zeigefinger in die nässende Wunde.
    »Das? Meine Initialen. Ich dachte früher, es sei bei dem Indianer nicht nötig, aber offensichtlich habe ich mich geirrt. Er wurde mir gestohlen.«
    Ich war zu entsetzt, um zu glauben, was ich hörte.
    »Sie haben Brandon ein Brandzeichen gegeben wie einem Pferd oder einem verdammten Rindvieh?«
    »Genau so, und wenn Sie glauben, das sei so ungewöhnlich, dann sind Sie jünger, als ich dachte.«
    Natürlich hatte ich davon gehört. Die Rose der Knechtschaft, eine blumige, mittelalterliche Umschreibung für die widerwärtige Sitte, seine Schwurgebundenen mit einem Brandmal zu kennzeichnen. Ich kannte niemanden, der so etwas tat.
    Etwas Feuchtes lief

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