Julius Lawhead 2 - Flammenmond
miteinander teilten.
In diesem Moment war ich froh, nicht mit Amber geschlafen zu haben. Steven und Christina hätten es gewusst. Gewusst, dass ich mich mit meiner Geliebten vergnügte, anstatt mich um Chris zu kümmern.
Jetzt witterten sie einzig unseren Streit, und ich war erstaunlicherweise erleichtert darüber.
»Kennst du die Zuflucht von früher?«
Brandon schüttelte den Kopf. Er kauerte auf der Rückbank und starrte durch das schmutzige Fenster der dahinziehenden Landschaft nach. »Wir sind damals immer umhergezogen«, antwortete er Darren, der sich im Beifahrersitz umgedreht hatte und ihn beobachtete.
»Von einem Farmhaus zum nächsten. Manchmal haben wir eine Woche gebraucht, bis alles Blut aufgebraucht war und die Menschen verreckt sind.«
»Hast du auch getötet?«
Brandon sah den anderen Vampir zum ersten Mal an. »Das geht dich nichts an … aber nein, habe ich nicht. Der letzte Herzschlag gehörte Coe.«
»Dieser Meister Lawhead schien ganz okay zu sein.«
Brandon wollte nicht an sein altes Leben denken, nicht an Julius oder Christina. An nichts, was ihm noch deutlicher vor Augen führte, was er verloren hatte und nie wieder zurückbekam. Noch einmal dreißig Jahre bei Coe würde er nicht durchstehen, und es gab nur eine Möglichkeit, wie er diesem Schicksal entfliehen konnte …
Wenig später erreichten sie Page, durchquerten den kleinen Ort und fuhren dann über eine holperige Piste zur Zuflucht der Coe.
Dort angekommen, erhielt Brandon die Aufgabe, das Gepäck hereinzutragen. Schweigend folgte er Judith und ihrer Dienerin Melanie über das vornehme Anwesen. Seine Kette schleifte hinterher, erst durch den Kies der Auffahrt, dann laut über die Treppe ins Obergeschoss.
Judith drehte sich genervt zu ihm um. »Heb das verdammte Ding hoch, du machst die Stufen kaputt.«
»Ja, Ma’am.« Brandon wickelte sich die Kette um den Arm, nahm die Koffer wieder auf und brachte sie bis in die Zimmer, dann folgte er Melanie zurück in den Flur. Conway brachte ihn hinab in den Keller.
»Willkommen in deinem neuen Heim«, höhnte der Diener, während er Brandon in einem finsteren, beinahe leeren Raum ankettete.
»Will Meister Coe denn nicht mehr verhandeln?« Er musste einfach fragen.
Conway lachte. »Immer noch Hoffnung? Vergiss es. Du bleibst hier. Wir haben dich sehr vermisst.«
Sobald er allein war, hockte Brandon sich in eine Ecke. Darren erschien kurz darauf, und als Brandon auf seine erneuten Fragen nicht antwortete, begann auch er vor sich hin zu dämmern.
Brandon beschwor noch einmal die schönen Erinnerungen, die er in den vergangenen Jahren durchlebt hatte. Die meisten an Christinas Seite. Doch eigentlich wartete er. Wartete darauf, dass Darren endlich aufstand und den Weg frei machte. Nach Conways Worten stand Brandons Entscheidung endgültig fest. Er würde die Sache beenden. Jetzt. Sofort. Jede Bewegung war bis ins Detail geplant. Als der andere sich schließlich erhob, um an das winzige, schachtartige Fenster zu treten, war es so weit.
Brandon rief seine Magie, dann sprang er auf und war binnen eines Wimperschlags bei dem Regal, neben dem Darren gesessen hatte.
Die schmalen Latten hatten ihm nichts entgegenzusetzen. Trümmer flogen in alle Richtungen und dann glänzte auch schon ein frisches scharfes Bruchstück in seiner Hand. Das Holz würde ihn befreien.
»Nein! Das darfst du nicht tun!«, schrie Darren.
Brandon hörte nicht auf ihn. Blitzschnell verkeilte er das Holzstück im Boden und setzte die Bruchkante an seine Brust, dann ließ er sich einfach fallen.
Sein Körper krachte zu Boden, doch der erwartete Schmerz kam nicht.
Darren hatte das Holz im letzten Augenblick fortgetreten!
Brandon kam sofort wieder auf die Beine. »Gib es mir!«
»Niemals!« Darren stolperte rückwärts und hielt das Holzstück mit beiden Händen umklammert. In dem Kellerraum war kaum genug Platz zum Kämpfen, geschweige denn, dem anderen davonzulaufen.
Brandon griff mit der Wut der Verzweiflung an. Darren duckte sich unter seinen Schlägen und Bissen und wehrte sich kaum.
»Was schert dich mein Tod, verdammt!«, brüllte Brandon, während seine Fäuste auf das Gesicht des anderen niederkrachten. »Es ist mein Leben, meins!«
Darren brach zusammen, doch er ließ den Pflock nicht los.
Atemlos hielt Brandon für einen Augenblick inne, dann wurde ihm bewusst, dass da mehr Holz war als das eine Stück, das Darren mit aller Kraft festhielt.
Die Tür flog auf, kaum dass Brandon einen neuen
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